Die Liebe seines Lebens
– Stefan Pölt –
– Stefan Pölt –
– lass die alten gesänge stürzen
in den schlund der Sphinx und
sieh! es locken die goldenen äpfel
blank poliert im strandgut
pflücke sie und braue
den trank des vergessens
bevor du in den nachen steigst
der schlangenhaarigen priesterin
und aufbrichst zum dritten mond
nur der bach bleibt der alte
und zieht unermüdlich
im moosgrün seine kreise
– Hans Herrmann –
– Freunde:
Ich sagte euch,
als würde ich –
sehen können,
nicht ohne Stolz.
Ich muss euch gehen lassen,
damit ich euch finden kann
und will
ins Dunkel schreiten,
als wüsste ich –
wohin.
Vorgestellt,
verstellt sich mir
die Sicht.
Irrlichternd verführt,
die Hoffnung mich,
es bliebe,
was ich ließ.
Halte aus
und fest –
die Augen zu.
Nahmt ihr mich
und hieltet mich.
Die Stille stand,
berührungslos.
Ihr haltet mich
noch immer.
– Rufus –
– Ein Mitmensch stand am Rand
der Welt und er befand,
dass die besagte Stelle
so nahe am Gefälle
ihm nicht so recht gefalle
er fürchte sehr, er knalle
im Fall-Fall voll ins Leere,
was ihm ganz sicher schwere
Verletzungen beschere,
weil nichts beim Absturz stütze
und so den Stürzer schütze.
Drum sprach er: "So. Ich denke,
ich lenke von der Senke
ins Vakuum die Schritte
zurück zur Tellermitte.".
Dann trat er sacht zur Seite
und wählte statt der Weite
die Gunst der Lebensenge
und lebte im Gedränge,
zwar aussichtsarm, doch heiter,
nun bis auf Weitres weiter.
– sufnus –
– Du kommst zur Welt
zum Geräusch einer Sirene.
Von Geburt an
Warnweste und Sicherheitshelm.
In deinem Kopf
platzt Luftpolsterfolie;
vor den Gedankengängen
flattert Absperrband.
X X X
Du hast
die freie Wahl
zwischen Zwang
und Pflicht.
Jeder Gedanke wird
mit Strichcode
versehen.
Ge broch en
und neu
zusammengesetzt,
empfindest du
völlige Freiheit
beim lustvollen Ablecken
deiner Gitterstäbe.
X X X
Nichts
strebt mehr
nirgendwo hin.
Du wartest auf Alternativen
wie auf
ausgefallene Züge.
Versuchst
ein Leben lang,
deinen Kopf
durch ein Schlüsselloch
zu quetschen.
Biegst deine Gedanken,
bis sie zer brech en.
Zählst bis
in alle Ewigkeit
immer wieder bis Eins
und wartest
gespannt darauf,
was passiert.
– klaatu –
– Ein Gartenhäuschen suchte ich,
um luftiger zu dichten.
Nicht eines inspirierte mich
zum Tanz auf den Gewichten.
Die grade Wand war zu banal
mit ihren rechten Winkeln.
Ihr Einfluss reichte nicht einmal
zu schöpferischem Pinkeln.
So musste es Frank Gehri sein.
Er liebt ja keine Normen.
Ich rief ihn an und lud ihn ein,
und er begann zu formen.
Er zeichnete ein Gartenhaus
mit Korkenzieherwänden.
Dort fließt die Luft jetzt ein und aus,
ein Weitendes zu spenden.
Auch wachsen Bäume grün und licht
durch seine Zimmerdecken,
und alles kann als ein Gedicht
den Garten in mir wecken …
(am 6. Dezember ist Frank Gehry gestorben)
– gummibaum –