November 11, 2025



Empfindlich



Keiner trägt auf Bora Bora

Badewäsche aus Angora,

außer Tante Theodora –

von Geburt an thermophil.

 

Und so kriegt sich am Atolle

ihr Gemahl, der Onkel Bolle,

mit der Gattin in die Wolle

über Bademodenstil.



– Stefan Pölt –





Unmut der Baumfrauen



 – Die Köpfe schon fast licht

stehn alle dicht an dicht

als ob da etwas

zu besprechen wäre


Vielleicht ein Pläuschchen

über Wald-Frisöre

und deren fragwürdige Zunft?


Entgegen der Vernunft

ließ man sich gestern Strähnchen färben

von einem derben Lümmel


Heut hört vom hohen Himmel

man Vögel lästern:

Vorbei ihr Waldes-Schwestern

ist wohl das Träumen


Die Haarpracht schwindet

je mehr es windet –

bald ist sie hin


Macht wenig Sinn

sich aufzubäumen!



– niemand –



November 10, 2025



Distelherz



– Wir haben über dich gesprochen.

Aus deinem Blatt

Stacheln und Dornen entfernt,

damit wir dich nicht mehr

fürchten müssen,

wenn du blühst.


Wir haben über dich geschwiegen.

Aus deiner Mitte

die Blüte gerissen für unsere Vase.

Ein Lichtspiel aus Asche gedreht

um deine Wurzeln.


Ohne fragen zu müssen,

wovor du dich schützt.



– ubertas –



November 09, 2025



Und wenn es schließlich



 – Und wenn es schließlich kalt und leis im Dunkeln,

ein schützend Flackern zünd ich in dir an.

Erblühen lass ich’s, bringe es zum Funkeln,

so stark, so kraftvoll wie nur ich es kann.


Ein Jahr lang warte ich auf diese Zeit,

wart ich darauf, dir dieses Licht zu schenken,

um Glück und Zuversicht und Heiterkeit

mit guten Wünschen in dein Herz zu lenken.


Lass mich dich sanft nun wärmen im Erhellen.

Verspür das Gute, was still in uns wohnt.

All finstres Denken soll daran zerschellen.

Zurück bleibt, wofür sich das Leben lohnt.


Nur kurz scheine ich stark und voll in dir.

Verweilen wird ein Glühen, ein Erinnern,

das anderntags dir zeigt: Ich bin noch hier.

Lass stetig meine Quelle in dir schimmern.



– Marcus Sommerstange –



November 08, 2025



In freier Wildbahn



– Ein Bär und eine Tigerin,

die knüpften zarte Bande

und wandelten - ein Herz, ein Sinn -

durch fabelhafte Lande.


Schon bald hat Nachwuchs im Revier

die Liaison gesegnet.

Sei folglich auf der Hut, wenn dir

ein Bärtiger begegnet …



– Cornelius –



November 07, 2025



Die kleine Brücke


– hören >>



 – Da liegt sie,

zwischen den Atemzügen des Bachs,

ein Gedanke aus Stein. Tags

und nachts ein kleines

Hochgehobensein zu den Sternen,

zu den fernen, die

uns hinüberführen wollen

wie sie.


Eine Hand,

die hinüberreichen will.

Sie trägt uns still,

von Land zu Land,

spürt frohgesinntes Gehen,

verträumtes Innehalten, Stehen,

dunkles Vergehen sehnsuchtsvoller Blicke

ins dunkelblaue Band

der Zeit.


Jeder ihrer Steine ist Geleit.

Es gibt kein Verirren.

Ein Kind lässt flache Steine schwirren,

lacht.

Doch kommt die Nacht,

zieht sie die dunklen Schatten an.

Schau sie dir an –

du siehst das Leid nicht mehr

der Hand, die sie geschaffen hat.


Grad tanzt auf ihr ein kleines Blatt

im Schatten grauer Gänse.

Wie ein begnadeter Pianist,

der die Finger tanzen lässt,

bis ein Wunder aufsteigt.


Nichts verbindet

wie das, was bleibt,

wenn alles

gegangen ist.



– Dionysos von Enno –


( Gesang und Begleitung: KI )



November 06, 2025



Sommerschatten



 – Die Zeit müht sich, fast ungebrochen,

vom Sommerbild was hier zu lassen –

als hätt sich dessen Geist verkrochen

im Baum, im Strauch, auf Feld und Straßen,

geht sein Verblassen kaum voran.


Hier etwas Grün, dort ein paar Blumen –

es ist noch ein Volumen da.

Es liegen hier und da noch Krumen

von einer Zeit die nahrhaft war.


Es fliegen hier und dort noch Federn

von Wettermüden die den Süden

zur Vogelheimat längst erkoren.

Bald wird ein Frost die Landschaft rädern,


doch jetzt –

jetzt scheint noch nichts verloren.



– niemand –