September 07, 2025

 


Juni-Elegie



 – Wenn du erklingst - ein geknickter schmaler Hals, grau-verfilzte Schläfen.

Abgewandter Pilger, daneben seidene Säulen und nur nächtliche Kühle im Sinn.

Die Einfachheit unberechenbarer Sand-Ströme: Stumm wie ein Glasblau voller Risse,

ein Rausch mitten durch schattiges und schneidendes Gestein. Zeitfalten Orgelklang, entfernte Wagen.


Bierlachengeruch am Waldesrand, ein sich dahinzüngelnder Waldpfad, das Klirren

in der Nettoplastiktüte, der Himmel kippt, verschrägt die Umlaufbahn der Blicke,

wir werden euch suchen, wenn ihr vergeht. Ich bin entstellt, ein Arm

an der Wand, erinnere: ferne Versprechen Bahre des Stromes, Fragmente

von denen ich dir erzähle, während du durch die Fenster tastest, ins Fremde.


Schimmer eines Karussells, vor der Dämmerung, ein krächzender Reiher

– taumelnde Florelegien, ich atme, nur in dieser Ordnung, zähle

die Balken der Brücke. Das matte Flussufer, ein Kinderdrachen

taucht ein in das Dickicht der Weiden, mir ist, als ob ich träumend wachte.


Laute versiegen, der Mond kreist – und ruht sich aus im Gedicht

wir werden dich heben, wenn du ermattest. Ich stehe verloren, ein Knie

auf der Schwelle, erinnere: Milde Umarmung Mutter der Wälder, Geschichten

von denen ich dir erzähle, während du über die Dächer schaust, ins Offene.


Stillstand erschien als Abriss. die Stunde verharrte im Geröll

– was war, war wie verätzt. Über den zerbrochenen Dächern, in der letzten Glut

einige Drohnen im versickerndem Eigelb. Rückkehr über gläserne Rampen. Ersticktes.

Und unser Schweigen dauerte an als wir durch die Wasserfedern schwammen.



 – seefeldmaren –



September 06, 2025

 


Und wat machen wir jetzt 
mit der Erkenntnis?



 – Da sitzt sie.

Mitten im Raum.

Hat sich nicht angekündigt,

nicht geblinkt,

nicht gewunken.

War einfach plötzlich da.


Groß ist sie nicht.

Aber schwer.

So ein Ding,

das nicht weggeht,

nur weil man wegguckt.


Erkenntnis.

Ach so.

Aha.

Hm.

Jo.



 – N.Valen –



September 05, 2025



Blue Moon



 – Auch ich bin mit dem Mond per Du,

Wir kennen uns schon lang,

Er streift mir manchmal übern Schuh,

Und spukt mir Mondgeschichten zu

Von Mädchen, die er blau bescheint

(jetzt bist womöglich du gemeint)

Er taucht die Mädchen in ein blau erfundnes Fragen

Und mich in blau bemaltes Fingernägelnagen.



– ogolo –


 

September 04, 2025

 


Seestück



 – Halt Ausschau nach Land da

draußen und klammer dich fest bei

Sturm den gibt es überall ja

auch hier glaub mir


Über Bord gibt es nur Wellen

und Wasser wie lange braucht das

Sinken wenn der Schwur nur im Hellen

gilt auf festem Grund


Ich trage schwarz so lange es sich

gehört und werde mich erinnern

an das Meer und Männer wie dich

denn die See nimmt nur Helden so


heißt es doch?



– shallow –



September 03, 2025



 Regen



 – Nur ein Teil der Wolken sein –

will man das, als Tropfen? Nein!

Losgelöst vom Himmels-Quell,

geht es individuell

runter, auf die Wege, Straßen,

mit dem Wunsch nichts zu verpassen.


Welch ein Hüpfen, welch ein Hopfen,

an des Fensters Scheiben klopfen.

Welch ein Springen, Rollen, Tanzen

über Schirme, Mützen, Ranzen.

Ihr gefallt euch in solch Spielen,

spricht die Sonne, doch dies Fühlen

als ein ICH wird nicht viel nützen.


Ihr verlauft euch nur in Pfützen,

ihr verliert euch doch in Lachen – 

drum dampft ab,


zum Wolken machen!



– niemand –



September 02, 2025

 


Verrat



Entweder – oder

Sowohl – als auch

Innern alles

Äußern nichts

Ziehen Kreise

Ohne Bezug

Blicken zurück

Sehen Leben

Sehen Sinn

Gehen weiter

Werden wissen,

wohin


Suchen Liebe

Ziehen vorbei

Sie bleibt,

wo wir waren

Bitte geh –

geh voran

Finde etwas,

was noch werden kann


Noch nicht jetzt

Bin ich der,

den du sahst,

den du sehen wolltest

Nie ganz –

nie weniger –

sind wir,

was sein könnte



– Rufus –



September 01, 2025



Klippensprung



 – Es fuhren mal Chöre aus Bingen
rheinabwärts nach Köln, um zu singen,
doch schon bei Lied drei
begann Loreley
in Panik vom Felsen zu springen.



 – Stefan Pölt –