wenn du mich rufst
– Dirk Tilsner –
– Dirk Tilsner –
Einhalt – inmitten aller Hast und aller Eile
dreht er die Zeit zurück um manches Jahr
ist still und sieht für eine wunderbare Weile
den alten Hinterhof – sieht wie es einmal war
Auf Trümmerstein ließ er die Zeit verstreichen
saß da und zählte Sperlingsbrut und Rattenkot
und Glieder hat er dünn wie Fahrradspeichen
es gab nur Magermilch und Margarinebrot
Im Kohlenschuppen war ein Schatz versteckt
zwei Stücke bunte Kreide und ein Puppenbein
von einem Haufen alter Lumpen abgedeckt
mehr braucht er nicht um reich zu sein
Im Überfluss zum Beispiel gab es Splitter
in jedem Finger Abenteuer fanden täglich statt
ein krummer Nagel riss die Hose das war bitter
zu Zeiten wo man nicht viel Hosen hat
Beim Studium von Funkenflug und Feuerstein
vergingen viele Stunden rätselhaft verzuckte
ein ausgerissnes linkes Spinnenhinterbein
wenn er die Formel sprach und darauf spuckte
Die Mauern ringsum waren voll Gekritzel
mit Sprüchen oder Bildern die er nicht verstand
und Helga wollte mal dass er sie kitzel
wo ganz besonders und sie führte seine Hand
Mal war er Inkafürst mal Ritter mal Pirat
er scharte um sich Elfen Zwerge und Dämonen
in seinem winzig kleinen Hinterhofquadrat
war Platz und Zeit für grenzenlose Illusionen
Dann wurd er eines Tages unzufrieden
sein Hinterhof erschien ihm lächerlich und klein
da hat er sich für etwas Besseres entschieden
wollte Karriere machen und erfolgreich sein
Seit jenem Tag sind seine Träume abgemagert
und manche alte Sehnsucht ist jetzt ausgezehrt
Verringerung hat nun das Leben überlagert
die toten Dinge haben sich vermehrt
– Tasso Tuwas –
– Ich sitz hier,
in meinem unsichtbaren Raum,
zwischen Müde und Magisch,
zwischen
«Sprich mich an»
und
«Fass mich bloß nicht an.»
Meine Haare machen,
was sie wollen.
Meine Gedanken auch.
Ich bin kein Rätsel.
Ich bin ein Zustand.
Und du?
Du darfst gucken.
Nicht reden.
Nicht stören.
Nur –
gucken.
So wie man in ein Aquarium starrt,
wo irgendwas Schönes
gerade keine Ahnung hat,
dass es schön ist.
Ich will keine Fragen.
Nur ein bisschen Licht auf der Haut,
das nicht von der Sonne kommt,
sondern von dir.
Von deinem Blick.
Nicht glotzen.
Nicht scannen.
Nicht ausziehen mit den Augen.
Nur:
sehen.
Und dann wieder:
in Ruh lassen.
– N.Valen –