Mai 25, 2025



Idylle


(auf einen Viervierteltakt zu rappen)



 – Es war einmal ein Mensch, der war zufrieden,

Der hatte einen Zaun und einen Hund,

Ihm war der hominide Gang beschieden,

Und zur Beschwerde sah er keinen Grund.


Er hatte außerdem ein Gegenüber,

Das ihm den Zweifel von der Seele nahm,

Er litt an gar nichts – nur am Lampenfieber,

Wenn ihm die Zukunft in die Quere kam.


Zum Beispiel fing sein Nachbar an zu fliegen,

Der Mensch sahs durch den Fensterladenspalt,

Und tags darauf ist er aufs Dach gestiegen,

Und in Gedanken flog er Richtung Wald,


Es hat der Mensch die Arme ausgebreitet,

Und nur der Absprung hätte noch gefehlt,

Der Brustkorb war ihm heldenhaft geweitet,

Der Mensch hat froh bis hundertelf gezählt


Und stieg bei hundertzwölf vom Dach herunter,

Er ging zu Bett und träumte von dem Flug,

Der ihn als Schwalbe aus Papier dann unter

Den Sternen hin zum Kinderspielplatz trug.


Dort ist er lautlos übern Sand geglitten,

Verfing sich jäh in einem Purzelbaum,

Und eine Besenhexe kam geritten –

Dann war er aber aus, der schöne Traum.


Der Mensch ist wieder hoch aufs Dach geklettert,

Und nunmehr hob er wirklich ab und flog,

Ist rein in einen Schweinestall gebrettert,

Als ihn der Wind auf Nachbars Grundstück zog.


Die Zukunft, sprach der Mensch, liegt nicht im Fliegen,

Des Bürgers Zukunft liegt Flugverbot.

Dann ist er einmal noch aufs Dach gestiegen,

Man sah ihn fliegend um den Kirchturm biegen,

Er wollte einen Überflieger kriegen,

(und falls er abgestürzt ist – ist er tot). 



– Peter Welk –


Mai 24, 2025



Reflexion



Hattest du damals

solche Angst vor mir,

dass du mich vernichten musstest?


Ich benutzte dich,

wie man sich benutzt –

achtlos,

selbst betrachtend.


Es war mir egal, wer du bist –

Niemand fragt nach dem Spiegel.


Du musstest mich zerschlagen.

Ich fürchtete noch immer,

was du sahst.


War es ich?

Dein eigener Blick –


Niemand fragt nach dem Spiegel.



– Rufus –



Mai 23, 2025

 


con puta falta 

[COMPUTERFALTER]



 – Im Licht / lightbeam

Der Falter spricht / action

Knick mir mein Licht / downlights

Der Schalter bricht / button

Ein Falter klickt / subscribe to

Tür auf / the doors of perception

Falter fliegt / I will pass



 – ubertas –



Mai 22, 2025



An eine Spinne



 – Ich beneide dich, du Kleine,

um das Haarkleid deiner Beine.

Kaum kommt ein Insekt geflogen,

hat sein Wind dein Haar verbogen.


Grad und Richtung des Verbiegens

weisen dir den Ort des Fliegens,

und du kannst, wie dir verheißen,

zielgenau ins Opfer beißen.


Meine stark behaarten Glieder

sind dagegen äußerst bieder,

und ich kann auf meine Fragen

selten Sättigung erjagen.


Kaum kommt Antwort angeflogen,

ist sie schon vorbeigezogen,

während ich - verdammte Scheiße! -

immer noch ins Leere beiße …



 – gummibaum –





rot und zugenäht



 – roter Faden, ziel-sicher

frisst er sich hartnäckig durchs Labyrinth

der Nacht, von Anfang bis Ende spannend (also

mein schlafloses Fell auf seine Trommel)

reißt mich aus der Fieber-Haft und vorwärts (als Zügel

der Schimären), schneidet sich ein in meine

Brust, noch schmerzhafter als bei Tag die Fesseln

deiner Augen


roter Knopf, zum Drücken gern

blitzt wie kandiert und erinnert mich in der Tat

(einer brüllenden Hoffnung) irgendwie an

Frischobst im Maul der Schlange, wenn ich

jetzt nachgebe, ist es wohl endgültig

vorbei mit unserer

Contenance



 – Dirk Tilsner –



Mai 21, 2025


 

Naturbetrachtung



 – Eine Blume

auf der Krume

und ein Auge läuft mit Fleiß

drumherum im Kreis.


Ist das Auge angeschlossen

an die Dichtung

oder etwas in der Richtung?


Oder wird das Blumensprossen

(heißt: sein optisches Geschehen)

gar dem Schafshirn einer Laus

(die ist nur auf Nahrung aus)


froh vermeldet, und ihr Sehen

lässt die Laus zum Essen gehen,

schreiten, krabbeln, hinmigrieren:

sechsfachfüßiges Flanieren?


Antwortlos so stehen wir

leicht betroffen – doch dafür

tröstet die Epiphanie:

So geht Blümchenpoesie!



 – sufnus – 



Mai 20, 2025

 


Höllig verfunzt 



 – Welch Hink hat diesen Most verfasst? 

Ein Text, der voller Strehler fotzt, 

in dem kein Ort zum wandern passt, 

dem Geist im Truff wohl abgesotzt. 


Wer schrieb nur dieses Patschquamphlet 

im Spiele eines Stottgedichts? 

Komplett verdrechselt und verweht – 

hier stimmt ja hirn und vonten nichts! 



 – Stefan Pölt –