April 12, 2025



Schlafen zu zweit



 – Vater schnarchte, schlief alleine,

doch im Urlaub sparten wir.

Von den Zimmern ging das eine

an die Mutter und das Kleine,

und so lag ich bei dem Stier.


War auch erst noch nichts zu hören,

blähten sich die Nüstern bald,

und sein Pfeifen, Grunzen, Röhren

war durch gar nichts mehr zu stören,

selbst mein Wimmern ließ ihn kalt.


Morgens saß dann seine Masse

ausgeruht im Speisesaal.

Mutter sah auf meine blasse

Haut und hob die Kaffeetasse:

«Kind, nun iss, du bist zu schmal.»



– gummibaum –



April 11, 2025



Frühlingserwachen



 – In den Straßen (I)


Ich denk, ich schnupper Frühlingsluft,

doch riecht sie wie im Winter.

Ein Auto rast, sein Gas verpufft –

und Hunderte dahinter.


Der Lenz steht da, mir ist, er hat

ein Rümpfen um die Nase -

er bietet frischen Duft der Stadt,

sie schenkt ihm ihre Gase.



In den Hinterhöfen (II)


Der Lenz will sich im Hinterhof

verdienten Beifall holen.

Dem Menschen ist sein Gang zu doof –

der setzt auf Grill und Kohlen.


Hier hat der Lenz es wirklich schwer –

mir deucht, ihm ist zum Heulen.

Er schenkt der Welt sein Blütenmeer,

und die grillt Puten-Keulen.



Auf dem Land (III)


Der Lenz zieht zum Bereich der Bauern,

den Blümchenduft noch in den Nüstern,

da lässt ihn ein Geruch erschauern,

draufhin hört man entsetzt ihn flüstern:


«Bin Freund der Landschaft und der Stille,

jedoch kein Fan von jedem Mist.

Ich sag auf türkisch: Güle! Güle!»

Was wohl mit Tschüss! identisch ist.



 – niemand –



April 10, 2025



Raus aus den Jeans



 – Wie sind die bunten Vögel froh,

sie färben ausdruckslose Lüfte.

Der Wind spielt farbiges Jo-Jo

mit Blüten und verteilt die Düfte.


Und wir? Im Einheits-Indigo

von Jeans in festen Standardgrößen,

verbläuen uns nicht nur den Po,

wir stanzen uns zu Trauerklößen.


Drum zieht es aus, das Einerlei

und pflückt aus Vögeln und aus Blüten.

Befiedert euch, seid vogelfrei,

und blütenblätterbunte Mythen.


Erwacht als Frühlingswiesen neu,

und duftet üppig vor Gedanken.

Steigt auf und endet nicht als Heu.

Seid Träume, die im Himmel ranken …



 – gummibaum –



April 09, 2025



Schnappschuss



 – Vor dem Küstenstrich Mallorcas

herrschte Panik, als zwei Orcas

sich den Badegästen zeigten.

Meeresforscher aber neigten

 

bei dem Anblick mehr zu Thesen

von der Sanftmut dieser Wesen.

Zum Beweis mit Foto ließen

sie sich tauchend zu den Riesen

 

auf den Meeresgrund hinunter.

Freundlich winkend, froh und munter

wurden Ozeanologen

in den Schlund hineingezogen.



 – Stefan Pölt –



April 08, 2025



 Haukes Land 



– wenn Nacht sich über Deiche legt
wo grade noch im Lichtgewand
ein Himmel tausend Farben trug 
und schleichend mit der Zeit verschwand 

die Stille summt, mit ihr der Wind 
der nicht mehr durch die Gräser streift 
die Schafe wandern dämmerwärts 
bis Dunkelheit nach ihnen greift 


– Morphea –




 Kartoffeln



 – Du weißt ja, um Kartoffelklöße,

Da macht man allerhand Gerödel,

Und auch um schlichte Hefeknödel

Gibt es erstaunlich viel Getöse.


Am liebsten esse ich Kartoffeln!

Sie schmecken stets, ganz unbestritten,

Gekocht, gebraten und als Fritten!

«Potatoes first!», bekenn' ich offeln. 



 – Fritz Pfeiffer –



April 07, 2025



Ausgetauscht



 – Zur Tafel ging mein Schülerblick

und streifte dabei deine Haare.

Er brachte Kreideweiß zurück,

doch ohne das in Strichen Klare.

 

Ich schrieb umnebelt aufs Papier,

was Worte oder Zahlen waren,

doch meine Tinte sprach von dir

und deinen tintenschwarzen Haaren …



– gummibaum –