März 15, 2025



 Jogger‘s delight



 – Die Mahnung: Pumpe, Glatze, Bauch und Falten.

Mir schwant, ich bin als Macker laue Luft

und muss was machen. Hoch jetzt, fauler Schuft!

Die Sonne scheint. Heut kann mich nichts mehr halten.


Ich lege los. Ganz locker. Drei Schritt ein-

und wieder ausgepustet. Bleibe standhaft

im Takt und flöge förmlich durch die Landschaft (!),

blies nicht von vorn der Wind so hundsgemein.


Der Wind, der alte Schinder, hemmt erheblich.

Ich schalte runter: ein zwo Phuuh und ein zwo Phooh,

als just ein Fräulein naht. Oh Libido!

Mein Lächeln, wohl vom Schmerz verzerrt – vergeblich.


Ich fluche, weil der Weg nun aufwärts geht.

Vorbei an Häusern, Gärten, einer Laube,

aus der die Lust schreit, einem Rest von Taube,

an trauten Rasen, die ein Mäher mäht.


Der Durst, die Hitze und ein fraktioneller

Ventilationsverlust auf halber Strecke

beschweren Herz und Bein, als um die Ecke

ein Köter schießt. Erregt! Schon lauf ich schneller.


Fürwahr ein Marathon! Am Automarkt

wird abgekürzt, durch Sand bis zu den Knöcheln.

Das Echo einer Wand klingt fast wie Röcheln.

(Starb Pheidippides gar an Herzinfarkt?)


Kurz vor dem Ziel, noch einmal runterschalten

den Gang, den wirklich letzten vor dem Tod.

Erreiche meinen Hof mit Müh und Not.

Erschöpft, doch glücklich, bald ein Bier zu halten …



 – Dirk Tilsner –



März 14, 2025



Zum Abschied 



– Sie beugte sich am Bahnsteig vor 

Und flüsterte ihm was ins Ohr; 

Kein Liebesgruß, sie hauchte nur: 

«Denk morgen an die Müllabfuhr!» 



– Stefan Pölt –



März 13, 2025



die letzten 

Gernerationierenden



ein mehrgewichtiger Orange Moon glänzt ziemlich narzisstisch
auf laktosebefreite links- und rechtsdrehende Joghurtkulturen
twiXernd hüpfen sie regenverbogen ins MetaLand

stellen sich queer und atmen verlogene Freiheit
sie influenzieren und podcastisieren sich tumb
haben die Wahl zwischen Lippen, Brust- und Po-Pimping

im TikTok–Takt marschieren sie mit oder ohne ADHS
nach Untopia. In eine verlorene geile Zukunfts-KI
einheitlich und Hand in Hand in den Gehirnuntergang 



 – Morphea –



März 12, 2025

 


Saharasand



Gerad, als man Saharasand

in Tini B's Samara fand,

erhob sich wie von Zauberhand

ein gelbes Stückle Theraband

und flog zum Niagararand,

wo einsam ein Ferrari stand,

in dem sich Jan mit Tini wand,

schlang sich um die Revolverhand

von John (dem mit dem Sonnenbrand)

und schnippste sie mit Sachverstand

nach vorn, zurück und umanand,

bis dass der Schuft im Schwarzgewand

krakeelend in der Schlucht verschwand.



 – Andrea M. Fruehauf –





März 11, 2025

 


the big tiny 



– Nachts fallen Sterne ins Meer 

weiß nicht wer sie wirft, wer sie fängt 

und dass es mich meerwärts drängt 

gezeitenlängs, die Nacht wiegt schwer 


Bin ich die, die wartend am Saum 

sich in den Elementen fand 

treibendes Zeitgut verloren im Sand 

zerriebener Sterne – im Zwischenraum 



– Morphea –



März 10, 2025

 


Wenn der Schornstein raucht





Ick bin een orjinales Schwerjewicht,

Naturbelassen, im Jeruch vaführend,

Die Sehnsucht scheuer Seelen schürend

Nach Mann. Und ick verleugne nicht


Mein loderndes Verlangen, wenn een Weib

Mir jradezu entjegenkommt und haucht:

«Nimm mir und leg mir hin!» Denn raucht

Der Schornstein überm Haus, und ihren Leib


Seh ick im Rauch zum Anjebot vawirbeln,

Und weil die Kontenanz nicht weiter stört,

Darf mir det Weib im Oberstübchen zwirbeln

Und ick een Mann sein, wie et sich jehört.



 – Joe Fliederstein –



März 09, 2025

 


akt absurdum



Der Morgen rekelt sich auf der Leiste.
In mürrischen Falten die Gardine darunter
hängt noch etwas durch. Sie mag den
alten Stänkerer Helios ohnehin nicht.

Expressionistisches Stillleben in der Küche:
Mülleimer (schnarcht mit offenem Maul) vor
Geschirr im Spülbecken (cubism in action).
In der Ecke Fett-flennende Kacheln ...

Vorsichtig taste ich mich durchs Kunstwerk.
Das perfekte Perpeptuum inmobile, lautlos wie ein
toter-Pharaonen-Traum! (Bloß gut, dass der Hacken-
Specht über mir heute ohrenscheinlich frei hat.)

Planung ist der halbe Sonntag. Der Tisch wartet
geduldig auf den ersten Kaffeefleck. Ich kenne
Erbarmen. Nach dem dritten Pott ein Entschluss:
Ich werde endlich ein Gedicht von dir schreiben.

Ob es dich wirklich gibt?



 – Dirk Tilsner –