als du



als doppelt geringelte schlange

liege ich auf deinen

erinnerungen


und du


du wartest auf das erlösende gift

aus meinen zähnen am rücken

deiner hand


doch im glast deiner augen bin ich

so ruhig wie ein platz im süden

wenn sein kirchturm nur

kleine schatten wirft


und du hoffst auf das erlösende gift


nur dass in wahrheit

nicht ich schlange bin

ich bin hoffende



 – charlotte van der mele –



 


Schneegesänge



 – Kennst du das Lied der Flocken

im Garten hinterm Tor

sie schweben weiß

sie singen leis


unhörbar für das Ohr


Die kleine weiße Kehle

ist nebelperlenfein

nur Herz fühlt sich und Seele

in solchen Sang hinein


Da geht so ein Vibrieren

wie feinstes Himmelslicht

halt an

und du kannst spüren

das Ohr vermag es nicht



 – niemand –



 


Annette 

und die Fischboulette



Ich brat mir grad ‘ne Fischboulette

im Campingbus (mit TÜV-Plakette),

da nervt mich unentwegt Annette

und nörgelt ständig rum, sie hätte

viel lieber als die Perlenkette

und als die Österreich-Vignette

zum Hochzeitstag an dieser Stätte

‘ne nette Trockentrenntoilette.


Dann spielt sie auf der Klarinette

noch zwei, drei Haydn-Menuette.



 – Rudolf Anton Fichtl –



 


-ügen -ügen-ügen -ügen 



 – Los,

wir trinken

süßes Nichts

aus leeren Krügen


&


schreien Fragen,

bis die Antworten

sich fügen, wie:


«Träumen Schnecken

manchmal

von Überschallflügen?»


oder


«Genießen Klaustrophobiker

das Leben

auch in vollen Zügen?»


Dies ist

eine Welt

voller Lügen


 – sogar dieser Reim

will euch betrügen! –


&


auf dem Rücken

seines Reiters,

wiehert das Pferd

vor Vergnügen.


Fällt mir

noch ein Reim ein

auf -ügen?


Nein?


Dann muss das

für heute genügen.



– klaatu –



*enstanden am 14.11.2024 – explizit NICHT auf Rügen


 


Im Wald am See



 – Das Farnkraut dunkelt erdenschwer

(ein Heer aus Pflanzen Zeit besiegt)

Was eben aufrecht stand

das liegt


Der alte Wald

ergrünt nicht mehr


Ein tristes Grau zieht durch die Zweige

nur hier und da bäumt sich

was auf


Der Birke Zeit geht längst zur Neige

sie nimmt das Ende nicht in Kauf


Wenn auch die Pflanzen sich ergeben

sie möchte tanzen

möchte leben


Sie will es will es unbedingt

Selbst wenn der Himmel grade wettert!

Doch als ihr Kleid im Winde schwingt

wird es erbarmungslos entblättert



 – niemand –




es wird



 – es ist 7:30 Uhr

der herbstliche Laubbaum dort drüben leuchtet gelb

die Morgensonne bereitet ihren Auftritt vor

die dunklen Wolken ziehen weiter

die kleinen Buschzweige vor meinem Fenster wippen im Wind

nun ist es 7:36 Uhr

 

es ist schon fast hell

Sonnenaufgang – so lese ich – war um 7:34 Uhr

ich hab ihn erlebt

im Nachthemd

 

es ist 1,3 Grad draußen

drinnen 23 Grad

ein Moment nur eines neuen Tages

 

es wird

Sonntag



 – tulpenrot –



 


In da Scheun 


(ein Weihnachtslied)


I

– foid gaunz socht

koide procht

stüh bein mondnschein

weißes tuach so fein

deckt de wies'n ein

grod erwocht

's kindal locht

in da scheun


II

hirtn stumm

schaugn si um

leicht gaunz hö a stern

und vo noh und fern

eil'n sogleich se gern

hin zan stoi

wo sie oi

si tan gfrein


III

dass da christ

kemman ist

der die wöhd befreit

boid vo sorgn und leid

und as herz werd weit

weu ma waas

oiss wiad guad

in der scheun


IV (Coda)

nie mehr sorgn und leid

und as herz werd weit

durt bein kind

bei da nocht

in da scheun



– Claudia Neubacher –