Bis dass …



 – Nur einmal noch will ich die Amsel hören 

und Regen, wie er sommers leise rauscht. 

Bringt Maienblumen, dass sie mich betören 

und blauen Wind, der mir ein Wölkchen bauscht. 


Und mag mich keines dieser Wunder halten, 

kein Schwanensang auf spiegelglatter See, 

dann soll die Brise weiße Tauben falten, 

bis dass sie innehält: Aloha ‘Oe. 



 – Andrea M. Fruehauf –



 


Wind



 – Heute konnt er sich kaum zügeln 

ihm gehörte heut die Welt 

flog auf unsichtbaren Flügeln 

quer durch Wiese Wald und Feld 


Blies vergnügt ins Röhricht rein 

auch ein Wind kann töricht sein! 


Zerrte wild an Waldes Blättern 

legte Kornfelds Ähre flach 

heut war ihm nach Dauerwettern 

diesem Wunsch gab er halt nach 


Hat sich froh durchs Dorf gepfiffen 

Dach und Zaun zurecht gerückt 

hier und dort noch zugegriffen 

und den Weg mit Bruch bestückt 


Stürmisch war wohl die Devise 

jeder leise Ton verpönt 

dass die alte Dorfremise 

noch nach «Heavy Metal» tönt 



 – niemand –



 


Oktober



 – Der Sommer  

schlägt noch heftig  

in meiner Brust,  

da halte ich  

bereits die letzten  

roten Beeren  

in der Hand.  


Noch wärmen  

weiche Strahlen die Haut  

und bunte Blätter  

dämpfen meine Schritte,  

doch das Singen  

in den Bäumen  

ist leiser geworden.  


Und schleicht sich  

die Nacht ein, ist 's  

als wären vom Himmel  

die Wolken gefallen,  

verhüllender Dunst  

legt sich in die  

Netze der Spinnen.  


Will sich still  

mit mir verweben  

bis ich gänzlich  

unsichtbar bin  

und so spreche ich  

in das Graue:  

«Langsam wird es kalt.»  



– AlmaMarieSchneider –





Wenn mal wieder 

ein atomarer Holocaust 

droht



 – Wenn mal wieder

ein atomarer Holocaust droht,

mache ich einfach

die Nachrichten aus


– hilft in neun von zehn Fällen.


Und falls es

doch mal stimmen sollte,

muss es deshalb

ja noch längst nicht wahr sein …


Habe gehört,

dass irgendwo auf der Erde

ein Huhn

möglicherweise ein Ei gelegt hat,


aus dem bald schon

der nächste Hitler schlüpfen könnte!


Wir sollten

Menschenopfer bringen,

nur so zur Sicherheit.


Während

wir und die Welt

zusammenrücken

wie Ratten

im Inneren

einer Müllpresse,


regnet es draußen

reglose tote Körper

und

versandkostenfreie

Pakete von Amazon.


Hörst du das, Schatz?

Die Sirenen

spielen unser Lied

und

die Schatten tanzen

Tango miteinander.


Sklaven skandieren

lautstark gegen

ihre eigene Freiheit

und

in den Kriegsgebieten

werfen sie mittlerweile

Menschen anstelle von Granaten,

weil es einfach billiger ist.


Morgen schon

könnte alles vorbei sein,


und doch werden wir

bis zum bitteren Ende

daneben stehen,

um abwechselnd

zu buhen und zu klatschen.


Weil wir ohnehin

nichts Besseres zu tun haben

als auf das Ende zu warten.



ps


Wenn Sie das hier lesen können,

scheint sich die Welt noch zu drehen.

Schauen Sie zur Sicherheit

morgen noch mal vorbei


- wenn Sie können.



– klaatu –





 

Kuhgedanke


– hören >>


Auf der Alm ein Mädchen lächelt,

Und ihr Mädchenlächeln fächelt

Einer jungfräulichen Kuh

Einen Kuhgedanken zu:

 

Wenn ich auch so lächeln täte,

– denkt die Kuh – und es beträte

Just ein Stier die Alm und säh es,

Lieber Kuhgott, dann geschäh es!



 – Peter Welk –




 


an deine Kindheit



mein barfüßiges zimmer

ich als luchskind

allein

unter glaszweigigen bäumen

taste behutsam zwischen den

traumresten der wärterinnen


wie können nur

wände aus lärm

mich halten

als luchskind

sollte ich wege finden


doch der schnee

der fällt in meinem zimmer

verweht meine frühlinge


die wärterinnen

fordern träume von mir

aber ich

ich habe keine träume

und keine tränen

als luchskind in einem gläsernen wald

umstellt von mauern als lärm

mit schnee auf meinen frühlingen



 – charlotte van der mele –


(für unica zürn)