Oktober 08, 2024

 


Bis dass …



 – Nur einmal noch will ich die Amsel hören 

und Regen, wie er sommers leise rauscht. 

Bringt Maienblumen, dass sie mich betören 

und blauen Wind, der mir ein Wölkchen bauscht. 


Und mag mich keines dieser Wunder halten, 

kein Schwanensang auf spiegelglatter See, 

dann soll die Brise weiße Tauben falten, 

bis dass sie innehält: Aloha ‘Oe. 



 – Andrea M. Fruehauf –



Oktober 06, 2024

 


Wind



 – Heute konnt er sich kaum zügeln 

ihm gehörte heut die Welt 

flog auf unsichtbaren Flügeln 

quer durch Wiese Wald und Feld 


Blies vergnügt ins Röhricht rein 

auch ein Wind kann töricht sein! 


Zerrte wild an Waldes Blättern 

legte Kornfelds Ähre flach 

heut war ihm nach Dauerwettern 

diesem Wunsch gab er halt nach 


Hat sich froh durchs Dorf gepfiffen 

Dach und Zaun zurecht gerückt 

hier und dort noch zugegriffen 

und den Weg mit Bruch bestückt 


Stürmisch war wohl die Devise 

jeder leise Ton verpönt 

dass die alte Dorfremise 

noch nach «Heavy Metal» tönt 



 – niemand –



 


Oktober



 – Der Sommer  

schlägt noch heftig  

in meiner Brust,  

da halte ich  

bereits die letzten  

roten Beeren  

in der Hand.  


Noch wärmen  

weiche Strahlen die Haut  

und bunte Blätter  

dämpfen meine Schritte,  

doch das Singen  

in den Bäumen  

ist leiser geworden.  


Und schleicht sich  

die Nacht ein, ist 's  

als wären vom Himmel  

die Wolken gefallen,  

verhüllender Dunst  

legt sich in die  

Netze der Spinnen.  


Will sich still  

mit mir verweben  

bis ich gänzlich  

unsichtbar bin  

und so spreche ich  

in das Graue:  

«Langsam wird es kalt.»  



– AlmaMarieSchneider –



Oktober 04, 2024



Wenn mal wieder 

ein atomarer Holocaust 

droht



 – Wenn mal wieder

ein atomarer Holocaust droht,

mache ich einfach

die Nachrichten aus


– hilft in neun von zehn Fällen.


Und falls es

doch mal stimmen sollte,

muss es deshalb

ja noch längst nicht wahr sein …


Habe gehört,

dass irgendwo auf der Erde

ein Huhn

möglicherweise ein Ei gelegt hat,


aus dem bald schon

der nächste Hitler schlüpfen könnte!


Wir sollten

Menschenopfer bringen,

nur so zur Sicherheit.


Während

wir und die Welt

zusammenrücken

wie Ratten

im Inneren

einer Müllpresse,


regnet es draußen

reglose tote Körper

und

versandkostenfreie

Pakete von Amazon.


Hörst du das, Schatz?

Die Sirenen

spielen unser Lied

und

die Schatten tanzen

Tango miteinander.


Sklaven skandieren

lautstark gegen

ihre eigene Freiheit

und

in den Kriegsgebieten

werfen sie mittlerweile

Menschen anstelle von Granaten,

weil es einfach billiger ist.


Morgen schon

könnte alles vorbei sein,


und doch werden wir

bis zum bitteren Ende

daneben stehen,

um abwechselnd

zu buhen und zu klatschen.


Weil wir ohnehin

nichts Besseres zu tun haben

als auf das Ende zu warten.



ps


Wenn Sie das hier lesen können,

scheint sich die Welt noch zu drehen.

Schauen Sie zur Sicherheit

morgen noch mal vorbei


- wenn Sie können.



– klaatu –



Oktober 02, 2024



 Zeichensetzung


 – hören >>


Geglaubt

gedacht zu haben

das eigene Denken

hätte längst die Grenzen

notorischen Starrsinns überwunden

freiwandelnd

Veränderungen artikulierend


Doch beständig

sind immer noch Punkte gesetzt

dorthin

wo Nebensätze Möglichkeiten ließen

im Weiterdenken der Sinn

seine Konturen erlangt

erlangen könnte


Stunden der zugelassenen Entmündigung

greifen in die Freiräume


Und wieder

bleibt nur das Ahnen



 – Silvia Kuhn –



Oktober 01, 2024




Herbst ums Haus



 – Es war einmal ein Gartenhaus

Mit drumjebundnem Blumenstrauß,

Und als der Sommer wich,

Bekams den Blumen nich.


Denn fielense in sich zusamm,

Denn stand keen Rittersporn mehr stramm,

Denn war ums Häusereck

Die schöne Landschaft weg.


Denn saß im Gartenhaus allein

Die Gartenhäuslerin beim Wein

Und sandte eenen Fluch

Direkt zum Himmel huch:


«Herrjott, de Welt war so schön bunt,

Det Leben jing von selber rund,

Nu ziehts die Türen zu,

Und Schuld daran bist du!


Vielleicht, Herrjott, bequemste dir

Und kippst die Chose mal for mir,

Den Winter lässte aus

In diesem Jahr ums Haus!»


Der Fluch ging auch zum Himmel rein

Und weiter zu den Engelein,

Doch wars den' piepe nur,

Die schickten ihn retour


Er kam zurück zur Häuslerin,

Die nahm ihn als ein Zeichen hin

Und strich fortan ums Gartenhaus

Die Himmlischen als Lösung aus.



 – Unbekannt –