August 31, 2024

 


An der frischen Luft



Wenn Schnecken über Finger wabbeln
und ekelige Dinger krabbeln,
wenn Dornen piken, Rosen kratzen
und Knöpfe von den Hosen platzen,

wenn Spaten knirschen, Scheren schnappen,
Gestalten durch die Beeren tappen
und an den Blumentöpfen rütteln,
dass Nachbarn nur die Köpfe schütteln,

wenn Rechenstiele unvermutet
zu Beulen führen, dass es blutet,
und Maulwurfshügel, platt gehauen,
sich immer wieder neu aufbauen,

wenn ich das kaum erwarten mag,
ist endlich wieder Gartentag!



– Stefan Pölt –



August 30, 2024

 


Poeten



Sie schreiben [sie schrieben

schon immer getrieben

von kruden Ideen]


Sie sehen kaum hin

beim Schreiben aufs Treiben

der jengen die stehen

im Leben


Sie schweben halt gern –

doch wohin?


Erst gestern erblickte ich einen

hoch oben

der saß auf zwei Wolken

die Nase im Dunst

Es machte den Eindruck

als müsst ich ihn loben


ich lobte –

Solch Aufstieg

ist schließlich auch Kunst



 – niemand –



August 28, 2024

 


Nachmittag 

im späten August



Wolken legen ihre schmalen
durchscheinenden Leiber
knapp über den gläsernen Türmen der Stadt
ins Blau



 – Christian Fechtner –



August 27, 2024



Beziehungsgeflecht 



– Verwandtschaftsbeziehungen sind mir ein Graus, 

ich kenn mich bei so einem Wirrwarr nicht aus. 

Ob Großtante oder Cousin zweiten Grads – 

mein Stammbaum ist Teil eines Nudelsalats. 


Und habe ich wieder mal völlig verdreht,
in welcher Beziehung ein Mensch zu mir steht, 
versichert die Frau (hält mir tröstend die Hand), 

ich sei auch mit unseren Kindern verwandt. 



 – Stefan Pölt –


 

August 26, 2024

 


Von Bussarden 

und Posaunisten



 – Fahren Sarden mit dem Bus,

wird von Bussarden gesprochen.

Jene sind zum Sommerschluss

Richtung Festland aufgebrochen.

 

Treffen sie am Po Saunisten,

glühen sämtliche Antennen.

Nun erzählen die Touristen,

dass sie Posaunisten kennen.



 – Didi.Costaire –



August 24, 2024

 


Am grünen Hügel 



 – Lang aufgereiht erwarten Stühle 

in dunkelblauer Abendschwüle 

den Neubelag von Körperteilen, 

aus denen Seelen dann enteilen, 

um in der eingegleisten Bahn 

zu kosten Wagners Bühnenwahn. 


Einst sollte hier am deutschen Wesen 

die Bühnenkunst weltweit genesen – 

sie ist davon, weil's manchen mundet, 

noch immer nicht im Kern gesundet. 

Hier lauert in pompöser Schwüle
ein Schwulst verschraubter Machtgefühle. 



 – James Blond –





Braunkohl mit Pinkel 

bei Oma Ilse 



– Ich will so gern zu Oma Ilse
Die kleine Wohnung dampft 
Nach Haarspray und Zigaretten 

Mit Lockenwicklern steht sie an der Tür 

Du bist zu früh Junge 


Opa Karlheinz im Unterhemd liest Bild 

Schimpft auf die Welt
Raucht seine Lux
Das darf alles nicht wahr sein Aron 

Dann legt Oma mir Braunkohl auf den Teller 

Endlos Kartoffeln
Scharfe Pinkel
Wir drei essen wortlos 

Und ich weiß jetzt auch nicht 

Ob ich jemals
Mit ihnen gesprochen 
Habe 



– Aron Manfeld –



August 22, 2024

 


Bauwaise 



 – Wie ich da in meinem Nest 

sitze, in die Bemme beiße, 

kommt ein Sturm (aus Budapest), 

rüttelt mich beziehungsweise 

an dem Haus, im Gegensinn 

wanken Ziegel, danken leise 

ab und segeln sonstwohin, 

Fenster, Türen – braune, weiße 

springen fort! O welche Not, 

selbst der teure, seltsam heiße 

Kandelaber stellt sich tot! 

Alles wackelt, Schrank und Fach, 

Fluten tropfen eimerweise 

durch das offne Schindeldach, 

Balken stürzen, eine Schneise 

der Verwüstung ist mein Heim, 

das ich grad in eignem Schweiße 

bauen ließ. Am Bahngeleise. 


Himmelherrgottnochmal Scheiße! 



 – Andrea M. Fruehauf –



August 21, 2024


 



Gesamtkunstwerklich



 – Ich bin ein wirklich schöner Hund! Und Sie?
Ich meine, Sie, als Mensch – wie schätzen Sie sich ein? 
Die Schönheit ist ein Ding an sich, und nie 

Kann wahre Schönheit einfach nur beschlossen sein 


Zum Beispiel in belüfteter Frisur,
Die Unsereinem herzlich gern der Mensch verpasst. 
In meiner ganzen Haltung schönt sich die Natur! 

Und die Belüftung sehe ich als leichte Last, 


Die Unsereiner trägt. Mit Gleichmut. Warum nicht? 

Ich bin als Hund gesamtkunstwerklich schön. 

Ich schmücke Alben und Kalender. Ein Gedicht 

Ward meiner Schönheit zugeeignet – nix von Flöhn, 


Wie man es sonst in Hundelyrik häufig findet, 

Hat mir der Dichter ehrabschneidend angehängt, 

Er sieht in mir den Hund, der Blicke bindet, 

Der sich in aufgeklappte Herzen windet 

Und Kenner zu Entzückensschreien drängt. 



 – Peter Welk – 



August 19, 2024

 


Heimliche Geliebte



 – Galina im blauen Kleid

Deine Spur leuchtet

Im Wollgras

Deine Haarbänder

Flattern im Wind

Heimlich kommst du


Im sprachlosen Herzen

Ein unsägliches Schlagen

Dein Lächeln lodert

Von den geöffneten Lippen

Dein Haar duftet

Meine Augen spiegeln dich



 – AlmaMarieSchneider –



August 18, 2024

 


Nach dem Gewitter



 – der Himmel immer noch grau verbeult
der Asphalt längst wieder
trocken geleckt
und die ganze Straße eine Landschaft
aus missglücktem Abend
in der kleine Scharen von Tonnen
dichtgedrängt beisammen stehen
als simulierten sie
ein Warten auf säumige Hirten



 – Christian Fechtner –



 


hirnis hinski



 – dickdu bistomulto wanstki

dreckdu wischdibumsdi swiff

putzni bimski schmutzwo dranski

nimstu ataodaziff


waxta nixta bartonotti

kalkalotti kolofon

isstumiso spriss taflotti

hilfta nimapitra lon


saxtu paxtu nixmizinski

koko lores plumpaquatsch

sinstu finstu hirnis hinski

rinnski blinskimitsch padatsch



– Claudia Neubacher –