September 13, 2025

 


Neupeking



 – Mein Opa wal noch Demoklat.

So hießen damals die Balbalen,

die in Eulopa sesshaft walen,

bis China sie velöstlicht hat.


Ihl Litus wal die fleie Wahl,

denn es gab mehlele Palteien

im Kampf um gutes Staatsgedeihen.

Heut ist die Einheit hiel nolmal.


Neupeking wählt die Fleißpaltei.

Wil lelnen schon im Kindelgalten,

dulch Ackelbau das Land gestalten,

und alle bleiben geln dabei …



 – gummibaum –



September 12, 2025



Aufbruch



– In den Fußspuren der Jungen

blüht das Ungewisse wie der Mohn

im Morgenwind.

Sie singen, schlendern eng umschlungen,

lachen, denn sie wissen noch nicht,

wer sie sind.


Die Vergangenheit ist bloß ein

abgelegtes Kleid,

das nicht mehr passen will,

dessen Farben nur noch stören.

Falsch sind sie und grell und schrill,

sie stammen noch aus einer Zeit,

als nicht ein Stern vom Himmel fiel.


In den Hautfalten ihrer unverstellten Nacktheit

sammelt sich der Duft der fernen Orte,

die rufen in der Lieblichkeit der Worte.

Und alle müssen sie vergessen:

nur einmal noch die Stirn der Mutter küssen,

einmal noch das schlichte Abendessen,

dann auf in tiefe Dunkelheit.


Das Loslassen ist Kunst

aus Namenlosigkeit,

ein Kunstwerk, das sich selbst erfindet,

ein Kunstwerk, das sich von aller Künstlichkeit befreit,

während es verschwindet.



– Dionysos von Enno –

  


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September 11, 2025

 


Im Eisglanz der Skyline



 – Im Eisglanz der Skyline

Möbelpacker und Tauben

Singende Kinder


Ein Aufzug durch die Zeit

Anzüge und Bettler

Lange Limousinen


Im Eisglanz der Skyline

Morgentau glitzert zerbrechlich

Schwalben fliegen aus der Stadt


Stimmen und Sirenen

Damit wir die Köpfe heben

Handydisplays scheinen stumm


Im Eisglanz der Skyline

Boden voller Krümel

Kein Ende in Sicht


Wachsen und Weitermachen

Am Brunnen der Stille

Von Unsterblichen beschattet


Im Eisglanz der Skyline

Ein Kind wurde geboren

Über diesen Ort zu schreiben



– Max Neumann –



September 10, 2025





Zwei Strophen 

über die Abwesenheit 



–  Ich ziehe das Schweigen dem Winter der Worte vor,
und ich weiß, das Meer wird nie mehr dasselbe sein.
Ich ziehe dieses Schweigen dem Morgen ohne dich vor,
der Nacht ohne dich,
und ich weiß, das Meer, das Land, die Stadt bedeuten nichts mehr.

Du entschwindest mir im Zwielicht der Dämmerung, wo wir einst unsere Hände lösten.
Ich bin der kämpfende Torso jener Schreie in der Nacht.
Doch ich ziehe dieses Schweigen der Nacht ohne dich vor, 
den Worten, dem Winter ohne dich,
und ich weiß nicht, an welchem Morgen wir zurückkehren werden.


 – Rui Luis –


website (blog) von Rui Luis: 

 


September 09, 2025



Ich weiß nicht



 – Ich weiß nicht, was mich träumen lässt,

ich sei ein dürrer Baum,

und dass du kommst und gießt den Rest

am toten Wurzelsaum.


Und dass du dich dann zu mir setzt,

als sei ich jung und grün,

und meine kahlen Äste jetzt

auch ohne Blätter blühn …



– gummibaum –



September 08, 2025



Gebet mit gell



 – Lieber Gott, ich weiß, es wohnt

Außer dir eventuell

Und den Engeln hinterm Mond

Niemand sonst, das stimmt doch, gell?


Oder auf? Ist deine Bleibe

Auf dem Mond? Bist du der Mann,

Der uns nachts im Schein der Scheibe

Immerzu betrachten kann?


Guckst du uns in die Gehirne?

Fragst du dich, was da so liegt?

Was im Flackern der Gestirne

Träumend sich in Kissen schmiegt?


Du! Du hast uns doch gezimmert,

Allesamt nach deinem Out-

fit, und Göttergleiches schimmert

Uns beim Träumen auf der Haut,


Stimmts? – Drum guck, solang wir schlafend

Liegen, bitteschön nicht strafend

Auf uns runter. Wirds dann hell,

Gehste selber schlafen, gell?


Und derweil die Engel oben mit dir ruhn,

Scherts den Teufel euch, was wir hier unten tun –

gell? 



– Peter Welk –



September 07, 2025

 


Juni-Elegie



 – Wenn du erklingst - ein geknickter schmaler Hals, grau-verfilzte Schläfen.

Abgewandter Pilger, daneben seidene Säulen und nur nächtliche Kühle im Sinn.

Die Einfachheit unberechenbarer Sand-Ströme: Stumm wie ein Glasblau voller Risse,

ein Rausch mitten durch schattiges und schneidendes Gestein. Zeitfalten Orgelklang, entfernte Wagen.


Bierlachengeruch am Waldesrand, ein sich dahinzüngelnder Waldpfad, das Klirren

in der Nettoplastiktüte, der Himmel kippt, verschrägt die Umlaufbahn der Blicke,

wir werden euch suchen, wenn ihr vergeht. Ich bin entstellt, ein Arm

an der Wand, erinnere: ferne Versprechen Bahre des Stromes, Fragmente

von denen ich dir erzähle, während du durch die Fenster tastest, ins Fremde.


Schimmer eines Karussells, vor der Dämmerung, ein krächzender Reiher

– taumelnde Florelegien, ich atme, nur in dieser Ordnung, zähle

die Balken der Brücke. Das matte Flussufer, ein Kinderdrachen

taucht ein in das Dickicht der Weiden, mir ist, als ob ich träumend wachte.


Laute versiegen, der Mond kreist – und ruht sich aus im Gedicht

wir werden dich heben, wenn du ermattest. Ich stehe verloren, ein Knie

auf der Schwelle, erinnere: Milde Umarmung Mutter der Wälder, Geschichten

von denen ich dir erzähle, während du über die Dächer schaust, ins Offene.


Stillstand erschien als Abriss. die Stunde verharrte im Geröll

– was war, war wie verätzt. Über den zerbrochenen Dächern, in der letzten Glut

einige Drohnen im versickerndem Eigelb. Rückkehr über gläserne Rampen. Ersticktes.

Und unser Schweigen dauerte an als wir durch die Wasserfedern schwammen.



 – seefeldmaren –