Juli 24, 2025



Requiem 

für einen Kneipenhund



 – Du hast dein Bestes stets mit Verve gegeben,

meist wars egal, ob mir dies wohlgefiel;

dem Postler ließest du sein Einschubleben –

bei deinem Naturell kein Pappenstiel!

 

Und selbst die Männer, die den Gelbsack holten,

warn guter Dinge – kaum traumatisiert;

nur ein paar Ravern hast du es vergolten,

dass sie dein Ohrenpaar tyrannisiert:

 

Wer wollte solchen Scheiß auch laufend hören?

Mit Sicherheit nicht du – definitiv!

Nicht all dies Scheppern, Trommeln, Lauthalsröhren,

das machte dich zu Recht gleich aggressiv;

 

drum eiltest du herbei, wenn die sich nahten

als Band – und niemals gab es Amnestie!

Goutiertest dich am schmalen Wadenbraten,

mehr aus Prinzip und nicht aus Infamie;

  

im Grunde warst du einfach Pädagoge

und wolltest, dass «Die Zauberflöte» spielt;

deswegen mail ich eine Kurzeloge,

die, hoffnungsfroh, nach ganz weit oben zielt.



– Heidrun Denhardt –



Juli 23, 2025

 


Auserzählte Gedanken



 – Wachsbildplastiken

Seid ihr

Sonnenflecken

Künstlich verdrehte

Flügel

Henkellos intelligent

Im Wald vor Körben

Hergetriebene

Lose Tannenzapfen

Im Tau

Versenkt zu Schnüren

Die es ins Holz treibt

Auf Kopfkissen



– ubertas –



👉  Eine Interpretation von  – N.Valen –

 

Das Gedicht wirkt wie ein Streifzug durch eine fremde Gedankenlandschaft –

Bilder tauchen auf wie Inseln im Nebel: Wachsfiguren, Sonnenflecken,

verdrehte Flügel, Tannenzapfen, die im Tau versenkt werden.


Es ist kein linearer Fluss, sondern eher ein schwebendes Netz aus Eindrücken,

wo sich Natur und Künstliches berühren, ohne dass sie sich zu etwas Ganzem verbinden.

Das erzeugt eine leicht entrückte Stimmung – fast, als würde man einer fremden Logik lauschen, die sich nicht erklären will.


Gerade diese Fragmentierung ist zugleich Stärke und Schwäche:

Sie öffnet Raum für Deutung, aber sie lässt den Leser auch auf Distanz zurück,

weil die Bilder wie lose Knoten wirken, die sich nicht verknüpfen. 

– N.Valen – 


 

Juli 22, 2025

 


Nordfriesische Erinnerung



Hab ein kleines Haus gebaut am Meer

ist ganz einsam aber nicht verlassen

habe dir geschrieben komm doch her

wird schon für uns beide passen


Hat nicht Wand und hat nicht Decke

ist umkränzt vom Tausendgüldenkraut

schmiegt sich an die Binsenquecke

ist für zwei wie uns gebaut 


Hat nicht Schloss und hat nicht Riegel

ist dazu auch spärlich nur möbliert

hab für dich den blauen Meeresspiegel

vor der Haustür frisch poliert


Hab nicht allzu lange warten müssen

lagst auf einmal neben mir im Kraut

war ein Lachen war ein Küssen

haben uns noch mehr getraut


Wilder Sturm obwohl kein Lüftchen weht

und als Riesenringelsocke rot weiß rot

dort der Westerhever Leuchtturm steht

fern am Horizont in großer Not


Ach der olle Leuchtturmwärter Klaas

scheint schon morgens tüchtig duhn

blickt mit einem Auge in sein Glas

lässt das andre auf mir ruhn


Und obwohl wir beide ganz allein sind

sagt er schelmisch - Na ihr zwei

nachmittags im warmen Wind

ist ja schließlich nichts dabei



 – TassoTuwas –

 


Juli 21, 2025



Die Partei der wütenden Männer, 
mit denen keiner fuggen will


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Aufgrund jüngster Geschehnisse

wähle ich nur noch Penisse,

denn gewisse Privilegien

würde ich ganz gern behalten


– im Gegensatz zu meiner Alten!!!


HAHAHA!!


(War natürlich nur Spaß,

ich bin selbstverständlich unverheiratet,

da geistig gesunde Frauen

meine Gesellschaft verabscheuen)


Für mich gibt es jedenfalls

nur noch

die Partei der wütenden Männer,

mit denen keiner fuggen will,


denn hier ist Kompensation

keine Schande,

sondern Kulturkampf.


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Ich stehe auf

breitbeinige Politik

mit Brusthaartoupet,


bedrohliches Flexen

mit Vaterkomplexen


und martialisches Posieren

vor dem eigenen Testosteronspiegel.


Ich wünsche mir eine Regierung

mehrheitlich gewählter

Minderwertigkeitsgefühle,


einen Volks-Babo,

der sich die Demokratie

quer übers Knie legt

und ihr vor johlendem Publikum

den verwöhnten Hintern versohlt.


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Weil ich unendlich männlich bin,

quasi ein paar Hoden auf zwei Beinen,

haben meine Freunde mich "Daddy" zu nennen


und wenn ich Sex hätte,

wäre meine Lieblingsposition

bestimmt die Vormachtstellung.


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Weltweit wieder

einschleichendes Scheichtum

und die regelmäßige Einnahme

penisförmiger Schluckimpfungen

hindern mich zum Glück daran,

darüber nachzudenken,


warum ich es nicht einmal

als privilegierter weißer Heteromann schaffe,

halbwegs zufrieden zu sein.


Nein,

was ich brauche

ist wieder ein starker Mann an der Macht


- und ganz sicher

keine Traumatherapie!!


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– klaatu –




👉  Eine Interpretation des Gedichts von  – ubertas – 
 
Ein Gedicht, das auf mehrfache Weise zum Nachdenken anregt. Was macht es so beeindruckend? Ganz klar, es beleuchtet gleich mehrere Bühnen menschlicher oder noch besser gesagt, unmenschlicher Auftritte.

Nur noch Penisse zu wählen – dort ist er wieder, der altbekannte Schwanzvergleich. Hier allerdings erweitert in seiner Vermessenheit, als Illustration des Festhaltenwollens an bewährten Rollenbildern. Das Bild des starken Mannes, der sich über seinen Hosenstall hinaus, selbst die Legitimation erteilt, andere durch seine «Größe» zu unterdrücken. Darauf spielt «Im Gegensatz zu meiner Alten!!!» gekonnt an. Das Herabwürdigen des anderen, geschlechterfeindliches Verhalten sitzt mit am Ende der Waagschale. Ein klares Schwergewicht: übersteigerte Selbstwahrnehmung.

Das lyrische Ich kommt vor diesem Hintergrund zur einzig möglichen conclusio «Für mich gibt es jedenfalls nur noch die Partei der wütenden Männer, mit denen keiner fuggen will».

Kompensation ist keine Schande, sondern Kulturkampf. Ein denkwürdiger Satz. Was steckt wirklich hinter Hypermaskulinität? Ob auf der politischen Ebene oder zuhause im stillen Kämmerlein ausgelebt, die betätigten Hebel folgen einem einfachen Mechanismus: Zurschaustellung übertriebener Härte, gern verbunden mit hemdsärmeligem Machogehabe, hier mit einem «Brusthaartoupet» schafft Raum für allerlei Allmachtsfantasien. In Wirklichkeit ist dem Großherrentum nur eines gemein: Der Minderwertigkeitskomplex. Um diesen zu kompensieren, bedient man sich an der Frischetheke vermeintlicher Dominanz, Unterdrückung und martialisches Herausputzen wirken fast erotisierend. «Vormachtstellung», das ist sie wohl, die Lieblingsposition einiger Führungsriegen. Ich denke hier bewusst an so manch’ oberkörperfreie Präriereiterei.

Im letzten Abschnitt des Gedichts wird deutlich, wie schädlich diese Instrumentalisierung ist. Wohin führt es die Gesellschaft und den Einzelnen? Woran kann ich mich noch orientieren? Dieses Gedicht legt den Finger auf die zugepflasterten und doch wunden Stellen unserer Wahrnehmung. 

Leben wir wirklich in einer fortschrittlichen und toleranten Umgebung oder zählen noch immer die altbewährten Prinzipien, von denen man sich im öffentlichen Dialog nur allzugerne distanziert?

Mein Fazit: Ein Regime, welches sich den harten Kerl auf die Fahnen stickt, ist nur eines und zwar schwach. Genauso wie es der Einzelne in solchen Systemen nur werden kann, ebenfalls schwach, weil er dem gleichen Irrtum unterliegt, dass Stärke und Macht wohl nur durch Verblendung des Verstandes erreichbar wären.

 – ubertas –



Juli 20, 2025

 


Die Schlacht von Basel



Kathy Hendrich nahm es zu genau,

die Gelegenheit beim Schopf zu packen,

schnappte sich den Zopf der Gegenfrau.

Strafstoß, Rot, Null-eins. Ein Schlag in’n Nacken.

 

Doch das Team hat weiterhin gebrannt.

Nüsken traf nach Eckballvariante,

Jule Brandt ist unentwegt gerannt,

niemand kannte auf dem Platz Verwandte.

 

Vorwärts ging es wenig orthodox

einfach mal auf Hoffmann, hoch und lang.

Frankreich kam recht selten in die Box.

 

Elferschießen dann, mehr Kür als Pflicht.

Anne Berger hielt, was sie verspricht.

Minge meinte, das war geisteskrank.


  

– Didi.Costaire –




Anmerkung von Didi.Costaire:

Frauenfußball-Europameisterschaft, 19.07.2025

Viertelfinale Frankreich gegen Deutschland

1:1 n. V., 5:6 im Elfmeterschießen