Juni 26, 2025

 


Kakadu-Romanze



 – Es kommt der Inka-Kakadu

aus Tralien, nicht aus Peru.

Er thront im Eukalyptusbaum

fernab von jedem Ballungsraum


und deklassiert den Wiedehopf

mit seinem bunten Federschopf.

(Mag sein, dass dieses Prunkgewand

bei seinem Namen Pate stand.)


Sein Ruf hallt wie ein Pausengong

von Billabong zu Billabong.

Die Antwort folgt nicht minder laut,

erhört ihn eine Inka-Braut.


Sie fliegt mit angelegter Haube

in seine Eukalyptuslaube.

Dann schnäbeln beide Schopf an Schopf.

(Zu jedem Deckel passt ein Topf.)



– Cornelius –



Juni 25, 2025



Leserlos und zwanghaft 


(lieber keepe ich die Scheiße real)



 – Verschicke Lyrik-Dickpics

im Tausch für Dopamin-Kicks.

Geheule und Gewichse

im endlosen Remix.


Nix deep,

doch aus Prinzip Creep,

noch ein nutzloses Mitglied

dieser Freak-Boutique,


wo bei Kritik jeder gleich quiekt,

wie ein Schwein,

das man am Schwanz zieht.


***


Oh nein,

Dir fehlt die Fantasie?

Zum Glück gibt es

Chat-GPT.


Künstlich nicken Köpfchen

am laufenden Bändchen

und wir treten auf der Stelle

wie ein Tippkick-Männchen.


Die Lyriklandschaft

ist längst gebrandschatzt

und wir ihre Zukunft:


Leserlos und zwanghaft.


Abgeschlafft, bald abgeschafft.

Ein Himmelskörper,

der sich blöd am Arsch kratzt.


Ich riech doch bis hier,

wie ihr schon verwest!

Versucht bitte nicht zu sterben,

während ihr den Absatz lest.


***


Macht euch lieber

euren eigenen Reim.

Das hier ist Battlerap

aus dem Behindertenheim.


Ich produziere Content,

vor dem man davonrennt,

sitze heulend am Schreibtisch,

während das Haus brennt.


Kostenlose Dichtung

ohne Kaufverpflichtung.

Für nur null Cent:

zwei Bit-Talent-Shit.


Ein Klick

und wir sind quitt.


***


Sorry, liebe Geldeintreiber,

bin anonymer Lyrikschreiber!


Könnte mit Reimen auf Kodein

auch Millionen verdienen,

doch lieber keepe ich die Scheiße real


- einer muss ja

die Klischees bedienen.


Mir doch egal,

ich bleib auf meiner Schiene

und schreib nur noch für mich

und den Geist in der Maschine.


 – klaatu –



Juni 24, 2025

 


Die Zukunftstonne



 – Ich habe alle eingeladen

zum Fressen in der Sommersonne.

Drum drängeln sich jetzt Myriaden

von kleinen, weißen, nackten Maden

im Abfall meiner Biotonne.


Ich lüfte ihren Deckel gerne,

und labe mich am wilden Treiben.

Es zeigt mir das nicht allzu ferne

der Menschen auf dem Erdensterne,

wenn die Tendenzen denn so bleiben.


Ist die Vermehrung nicht zu zügeln

noch die Verwüstung des Planeten,

wird sie der Hunger schnell beflügeln

wie Maden sich um Müll zu prügeln

und außerdem, sich plattzutreten …



 – gummibaum –



Juni 23, 2025

 


grün aber in dunkel



 – du liebst das dunkle grün

so sagte meine freundin

als ich von dir erzählte

wie sehr ich dich noch liebe

wie sehr ich dich vermisse

noch immer nach den jahren


und ich

ich weiß dass ich

mit windmühlflügeln kämpfe

du willst mich nicht

glaubst du


doch ich

ich weiß genau

dass du dich täuschst

ja ich liebe dunkles grün



– charlotte van der mele 



Juni 22, 2025

 


Endspurt



 – Fliederstein erwartet ohrenbrausend,

Was ihm unaufhaltsam näherrückt:

Seinen letzten Gang durch ein Jahrtausend,

Das der Nachbar neulich als «geglückt,

wenn Gott will!» am Stammtisch präsentierte

– in der Runde prostete man Lob –

Fliederstein sah jäh den Tod. Und stierte

In ein Loch, vor das ihn jemand schob.


Als geglückt die Dinge zu begreifen,

Das vermag er mühelos im Traum,

Träumend kann er sich aus Häuten streifen,

Fällt im Traum als Schmetterling vom Baum,

Der die Zeiten schwerelos durchtaumelt,

Aus Vergangnem Honig zieht und an

Buntgemalten Zukunftsfäden baumelt

Und in allem sich vergessen kann.


Träumen aber, wenn das Leben endet?

Wenn die Zeit in sich zusammenfällt?

Ist ein Gott da, der dann Zeichen sendet?

Kommt Gelächter aus der Götterwelt?

Ist ein nie gedachter Himmel offen?

Fliederstein stiert in das Loch, bemüht,

Auf das Unerwartbare zu hoffen:

Dass aus seinem Tod ein Anfang blüht.



 – Peter Welk –



Juni 21, 2025

 


Füchse und das Licht



 – Taschenlampen leuchten in den Nächten,

Tritte flüstern auf den weichen Wegen,

Träume ziehen lautlos und verwegen

über Blätter nach den dunklen Mächten.


Füchse schleichen schlau durch alte Wälder.

Wer kann gelbe Lichterkegel fangen

und auf Pfaden an das Ziel gelangen

über Flüsse, Wiesen, Steine, Felder?


Bei der fernen Lampe wohnt ein Leben,

und es wandern Füchse in den Träumen,

die Geschichten in ihr Flackern weben.


Alte Orte wirken so verschlafen -

längst vergessen, nah den alten Bäumen

ahnen wir, wo wir uns damals trafen.



– Heike –