Dezember 17, 2025



mittelmeer



 – wir kreisten um den schlaf

seine dunkle rotation


die nächtliche furcht

wie obst ein nährboden zu werden

brutstätte, mückenlarven im blut


draußen die bloße hypothese: meer

schwarze kubatur, stumm geschaltet


drinnen ein metallischer zustand, angeregt

wir klinken uns ein in den lärm

tauchen hände blind in die mechanik

verankert im takt der fähre


endlich liegen, vollkommen symmetrisch

schwer und kühl wie das ausgelegte silber

wie die unberührten, gefalteten handtücher.



– Kol Deda –



Dezember 16, 2025

 


Gespräch mit dem Stein



 – Ich klopfe an die Tür des Steins.

«Ich bin's, mach auf.» (W. Szymborska)



Die Haltbarkeit klebt außen an den Dingen

als Zweck und Wert am Weltenmobiliar,

will auch der Sinnsuchgeist ins Tiefe dringen,

das Schöne zeigt sich oberflächlich wahr.


Und bohrt sich einer durch die Daseinsrinde

und hofft im Untergrund auf reichen Lohn

(die Kindernarretei vom Such-und-finde):

Er stößt auf Dreck und ein Das-gibt-es-schon.


Wir Außenseiter ohne Innenleben!

Wir steh‘n mit mehr als einem Bein im Sein,

zwar möchten wir zum Kern der Dinge streben,

doch graben uns nur in uns selber ein.



 – sufnus –



Dezember 15, 2025

 


Dachtänzer



 – Leise schleicht ein Pantomime,

schleicht sich vorwärts, auf dem Dach.

Ob sich solch ein Schleichen zieme?
Drüber denkt man doch nicht nach,

wenn man einen lecker Happen,

durch ein Schnappen haben kann.

Na, da hält man doch die Bappn
und pirscht sich genussvoll an.

Und der Happen dreht den Rücken

jenem Schleicher auch noch zu

(sowas muss man einfach pflücken!)
dabei singt das Tirilu

noch ein Liedchen frei nach Noten

welches es allein nur spürt.

Listig strecken sich zwei Pfoten –
Flatter, husch! Aus! Angeschmiert!

Vogel weg mit Brief und Siegel!

In dem Ohr noch den Gesang,

rutscht auf glatten Daches Ziegel
Richtung Erde was entlang.

Vorsicht, beim Herunterschweben,

Kater, dass da nicht was bricht!

Die besagten «Sieben Leben»

sind im Grund nur ein Gerücht!



 – niemand –



Dezember 14, 2025



Auf einer Liegebank



 – Auf einer Liegebank am Wald

ruht eine kindliche Gestalt

und wägt auf ihrem Angesicht

des kahlen Herbstes schönes Licht.


Die Jacke blau und weiß der Schal,

die Haare blond, die Lippen schmal.

Sie lächelt stumm, man sieht es kaum,

als ginge sie durch einen Traum.


Sie schließt die Lider und genießt,

wie weich die Ruhe sie umfließt,

das Holz der Bank sie trägt und hält

und sie ein Teil ist dieser Welt …



 – gummibaum –



Dezember 13, 2025




(Fotografie von 1924)

 

Franz, du musst!



– Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen flackert rot die Lampe,

Und man wechselt einen Schein.


Eine Hose wird in Falten

Über einen Stuhl gelegt,

Während sich ein tiefer Seufzer

Zwischenmenschlich fortbewegt.


Eine Spinne lässt sich fallen,

Und ein Seidenfummel fällt,

An der Wand im Schnörkelrahmen

Guckt ein Engel in die Welt.


Eine Fülle von orangen-

farbener Verkäuflichkeit

Legt sich auf das Vorgeprüfte

Und erwartet den Bescheid.


Ein Gebet auf schmalen Lippen

Wird im Himmel überhört,

Und ein Schicksal steht im Zimmer

Irgendwie herum und stört.


Ein ermunterndes: «Was ist denn!»

Aus der Ecke mahnt zur Lust,

Und das Schicksal fährt zusammen

Und entscheidet: «Franz, du musst!»


Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen fällt beherzt ein Schicksal

Auf ein anderes herein.



– Joe Fliederstein –



Dezember 12, 2025



Sprung ins Leben



Als der Augenblick in der Mitte meines Herzens vor mir lag – 

erhob ich meine Arme zum Sprung.


Zum Sprung ins Leben

Ins Wasser

Wasser

Liebe

Licht

Kinder


Das Pyramidenzimmer ist Erinnerung

Louis O. ist Erinnerung

Holzi ist Erinnerung

137er sind Erinnerungen

Saupark und Permpool: Erinnerungen


Der Sprung ins Leben ist jetzt

Im Lächeln meines großen Sohnes

In Edens bunten Bildern

Im leuchtenden Weihnachtsstern: Dort ist das Leben

Dort findest du mich

Hier sind wir zuhause



– Max Neumann –



Dezember 11, 2025



Die Liebe seines Lebens


 

 – Er ist noch immer schwer verliebt,
bis über beide Ohren!
Die zwei sind, wenn es sowas gibt,
einander auserkoren.

 

Als führte Amor hier Regie,
der Bauch voll Schmetterlingen –
nur mit dem Zauber der Magie
kann solches Glück gelingen.

 

Es kommt ihm vor, sie würden sich
schon lebenslänglich kennen,
so tief vertraut und inniglich –
nie werden sie sich trennen.

 

Oft schaut er sich im Spiegel an
und schwebt auf Wolke sieben,
denn wenn er eines wirklich kann,
dann sich in sich verlieben!



– Stefan Pölt –