Dezember 09, 2025



Zweifel



 – Freunde:

Ich sagte euch,

als würde ich –

sehen können,

nicht ohne Stolz.


Ich muss euch gehen lassen,

damit ich euch finden kann


und will

ins Dunkel schreiten,

als wüsste ich –

wohin.


Vorgestellt,

verstellt sich mir

die Sicht.


Irrlichternd verführt,

die Hoffnung mich,

es bliebe,

was ich ließ.


Halte aus

und fest –

die Augen zu.


Nahmt ihr mich

und hieltet mich.

Die Stille stand,

berührungslos.

Ihr haltet mich

noch immer.



 – Rufus –



Dezember 08, 2025



Blick übern Tellerrand



 – Ein Mitmensch stand am Rand

der Welt und er befand,

dass die besagte Stelle

so nahe am Gefälle

ihm nicht so recht gefalle

er fürchte sehr, er knalle

im Fall-Fall voll ins Leere,

was ihm ganz sicher schwere

Verletzungen beschere,

weil nichts beim Absturz stütze

und so den Stürzer schütze.

Drum sprach er: "So. Ich denke,

ich lenke von der Senke

ins Vakuum die Schritte

zurück zur Tellermitte.".

Dann trat er sacht zur Seite

und wählte statt der Weite

die Gunst der Lebensenge

und lebte im Gedränge,

zwar aussichtsarm, doch heiter,

nun bis auf Weitres weiter.



– sufnus –



Dezember 07, 2025



Gelegenheitskomposition



 – Still vergnügt entnahm ein Mensch

einer Truhe Lam und Pensch,

fügte hintendran ein Irm –

fertig war der Lampenschirm.



– Cornelius –





Ge bro chen



 – Du kommst zur Welt

zum Geräusch einer Sirene.


Von Geburt an

Warnweste und Sicherheitshelm.


In deinem Kopf

platzt Luftpolsterfolie;


vor den Gedankengängen

flattert Absperrband.


X X X


Du hast

die freie Wahl

zwischen Zwang

und Pflicht.


Jeder Gedanke wird

mit Strichcode

versehen.


Ge broch en

und neu

zusammengesetzt,


empfindest du

völlige Freiheit

beim lustvollen Ablecken

deiner Gitterstäbe.


X X X


Nichts

strebt mehr

nirgendwo hin.


Du wartest auf Alternativen

wie auf

ausgefallene Züge.


Versuchst

ein Leben lang,

deinen Kopf

durch ein Schlüsselloch

zu quetschen.


Biegst deine Gedanken,

bis sie zer brech en.


Zählst bis

in alle Ewigkeit

immer wieder bis Eins


und wartest

gespannt darauf,

was passiert.



 – klaatu –



Dezember 06, 2025



Mein Gartenhaus



 – Ein Gartenhäuschen suchte ich,

um luftiger zu dichten.

Nicht eines inspirierte mich

zum Tanz auf den Gewichten.


Die grade Wand war zu banal

mit ihren rechten Winkeln.

Ihr Einfluss reichte nicht einmal

zu schöpferischem Pinkeln.


So musste es Frank Gehri sein.

Er liebt ja keine Normen.

Ich rief ihn an und lud ihn ein,

und er begann zu formen.


Er zeichnete ein Gartenhaus

mit Korkenzieherwänden.

Dort fließt die Luft jetzt ein und aus,

ein Weitendes zu spenden.


Auch wachsen Bäume grün und licht

durch seine Zimmerdecken,

und alles kann als ein Gedicht

den Garten in mir wecken …



(am 6. Dezember ist Frank Gehry gestorben)



– gummibaum –







Der Wombat


 – Vom Wind gestreichelt liegt die Myrtenheide.

Ein Wombat müht sich, den Bewuchs an Halmen

mit muskulösen Kiefern zu zermalmen.

Ein Kerbtier summt. Die Luft ist weich wie Seide.


So weidet er versonnen, rupft und mümmelt.

Sodann beginnt im dunklen Darmgetriebe

versteckt das peristaltische Geschiebe,

wobei er scheinbar faul im Grase lümmelt.


Es geht hier freilich nicht allein ums Fressen.

Das Eingebrachte gilt es zu verwerten

und in ein praktisches Quadrat zu pressen.


Der Leierschwanz lässt fern sein Lied erschallen.

Wo wären jene, die noch mehr begehrten?

Ein kurzer Druck. Die Würfel sind gefallen.



– Cornelius –