September 02, 2025

 


Verrat



Entweder – oder

Sowohl – als auch

Innern alles

Äußern nichts

Ziehen Kreise

Ohne Bezug

Blicken zurück

Sehen Leben

Sehen Sinn

Gehen weiter

Werden wissen,

wohin


Suchen Liebe

Ziehen vorbei

Sie bleibt,

wo wir waren

Bitte geh –

geh voran

Finde etwas,

was noch werden kann


Noch nicht jetzt

Bin ich der,

den du sahst,

den du sehen wolltest

Nie ganz –

nie weniger –

sind wir,

was sein könnte



– Rufus –



September 01, 2025



Klippensprung



 – Es fuhren mal Chöre aus Bingen
rheinabwärts nach Köln, um zu singen,
doch schon bei Lied drei
begann Loreley
in Panik vom Felsen zu springen.



 – Stefan Pölt –



 


wenn du mich rufst



 – wenn du mich rufst
halte ich ein und den Puls
im Takt deiner Wogen
mein Kompass zeigt wieder
traumwärts geradezu ins Herz
der Weite die mir freie Sicht
und Horizont verspricht
das unverfälschte Spiel der Elemente und
auch Trost in deinen Liedern voller Gischt
all das was ich an Land nicht finde

wenn du mich rufst, kehre ich heim
zu mir
als Teil von dir und
jedem Wesen das durch deine Tiefen zieht
auf dieser Reise ist mein Kurs
schon längst bestimmt
ich lass mich treiben



– Dirk Tilsner –



August 31, 2025

 


Herbstgedeck



 – Zweifach gebündelt

Ein Fall aus Sommerstrahlen

Zu grünen Schindeln


Totenblätter färben sich

Orangerot sinkt ihr Grau



 – ubertas –


August 30, 2025

 


Der Maler



 – Der gleiche Strand, die gleiche Stelle,

ein Pinsel taucht in Meeresblau,

erfasst den Schwung der nächsten Welle,

das Licht ist gut, die Luft ist lau.


Ein leeres Blatt, die gleiche Stelle,

im klaren Wintersonnenlicht

verändert sich nun jede Welle

und somit auch des Malers Sicht.



 – Heike –


 


Falsche Wahl



Wird der Motor gut geschmiert,

fährt das Auto einfach besser.

Hab mal Maisöl ausprobiert,

war nicht richtig – Kolbenfresser.



 – Stefan Pölt –



August 29, 2025



Der Tag an dem NN begann 
ein armer alter Mann zu werden



Einhalt – inmitten aller Hast und aller Eile

dreht er die Zeit zurück um manches Jahr

ist still und sieht für eine wunderbare Weile

den alten Hinterhof – sieht wie es einmal war


Auf Trümmerstein ließ er die Zeit verstreichen

saß da und zählte Sperlingsbrut und Rattenkot

und Glieder hat er dünn wie Fahrradspeichen

es gab nur Magermilch und Margarinebrot


Im Kohlenschuppen war ein Schatz versteckt

zwei Stücke bunte Kreide und ein Puppenbein

von einem Haufen alter Lumpen abgedeckt

mehr braucht er nicht um reich zu sein


Im Überfluss zum Beispiel gab es Splitter

in jedem Finger Abenteuer fanden täglich statt

ein krummer Nagel riss die Hose das war bitter

zu Zeiten wo man nicht viel Hosen hat


Beim Studium von Funkenflug und Feuerstein

vergingen viele Stunden rätselhaft verzuckte

ein ausgerissnes linkes Spinnenhinterbein

wenn er die Formel sprach und darauf spuckte


Die Mauern ringsum waren voll Gekritzel

mit Sprüchen oder Bildern die er nicht verstand

und Helga wollte mal dass er sie kitzel

wo ganz besonders und sie führte seine Hand


Mal war er Inkafürst mal Ritter mal Pirat

er scharte um sich Elfen Zwerge und Dämonen

in seinem winzig kleinen Hinterhofquadrat

war Platz und Zeit für grenzenlose Illusionen


Dann wurd er eines Tages unzufrieden

sein Hinterhof erschien ihm lächerlich und klein

da hat er sich für etwas Besseres entschieden

wollte Karriere machen und erfolgreich sein


Seit jenem Tag sind seine Träume abgemagert

und manche alte Sehnsucht ist jetzt ausgezehrt

Verringerung hat nun das Leben überlagert

die toten Dinge haben sich vermehrt



– Tasso Tuwas –