Dezember 13, 2025




(Fotografie von 1924)

 

Franz, du musst!



– Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen flackert rot die Lampe,

Und man wechselt einen Schein.


Eine Hose wird in Falten

Über einen Stuhl gelegt,

Während sich ein tiefer Seufzer

Zwischenmenschlich fortbewegt.


Eine Spinne lässt sich fallen,

Und ein Seidenfummel fällt,

An der Wand im Schnörkelrahmen

Guckt ein Engel in die Welt.


Eine Fülle von orangen-

farbener Verkäuflichkeit

Legt sich auf das Vorgeprüfte

Und erwartet den Bescheid.


Ein Gebet auf schmalen Lippen

Wird im Himmel überhört,

Und ein Schicksal steht im Zimmer

Irgendwie herum und stört.


Ein ermunterndes: «Was ist denn!»

Aus der Ecke mahnt zur Lust,

Und das Schicksal fährt zusammen

Und entscheidet: «Franz, du musst!»


Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen fällt beherzt ein Schicksal

Auf ein anderes herein.



– Joe Fliederstein –



Dezember 12, 2025



Sprung ins Leben



Als der Augenblick in der Mitte meines Herzens vor mir lag – 

erhob ich meine Arme zum Sprung.


Zum Sprung ins Leben

Ins Wasser

Wasser

Liebe

Licht

Kinder


Das Pyramidenzimmer ist Erinnerung

Louis O. ist Erinnerung

Holzi ist Erinnerung

137er sind Erinnerungen

Saupark und Permpool: Erinnerungen


Der Sprung ins Leben ist jetzt

Im Lächeln meines großen Sohnes

In Edens bunten Bildern

Im leuchtenden Weihnachtsstern: Dort ist das Leben

Dort findest du mich

Hier sind wir zuhause



– Max Neumann –



Dezember 11, 2025



Die Liebe seines Lebens


 

 – Er ist noch immer schwer verliebt,
bis über beide Ohren!
Die zwei sind, wenn es sowas gibt,
einander auserkoren.

 

Als führte Amor hier Regie,
der Bauch voll Schmetterlingen –
nur mit dem Zauber der Magie
kann solches Glück gelingen.

 

Es kommt ihm vor, sie würden sich
schon lebenslänglich kennen,
so tief vertraut und inniglich –
nie werden sie sich trennen.

 

Oft schaut er sich im Spiegel an
und schwebt auf Wolke sieben,
denn wenn er eines wirklich kann,
dann sich in sich verlieben!



– Stefan Pölt –



Dezember 10, 2025



Mondfahrt



 – lass die alten gesänge stürzen

in den schlund der Sphinx und

sieh! es locken die goldenen äpfel

blank poliert im strandgut


pflücke sie und braue

den trank des vergessens

bevor du in den nachen steigst

der schlangenhaarigen priesterin

und aufbrichst zum dritten mond


nur der bach bleibt der alte

und zieht unermüdlich

im moosgrün seine kreise



– Hans Herrmann –



Dezember 09, 2025



Zweifel



 – Freunde:

Ich sagte euch,

als würde ich –

sehen können,

nicht ohne Stolz.


Ich muss euch gehen lassen,

damit ich euch finden kann


und will

ins Dunkel schreiten,

als wüsste ich –

wohin.


Vorgestellt,

verstellt sich mir

die Sicht.


Irrlichternd verführt,

die Hoffnung mich,

es bliebe,

was ich ließ.


Halte aus

und fest –

die Augen zu.


Nahmt ihr mich

und hieltet mich.

Die Stille stand,

berührungslos.

Ihr haltet mich

noch immer.



 – Rufus –



Dezember 08, 2025



Blick übern Tellerrand



 – Ein Mitmensch stand am Rand

der Welt und er befand,

dass die besagte Stelle

so nahe am Gefälle

ihm nicht so recht gefalle

er fürchte sehr, er knalle

im Fall-Fall voll ins Leere,

was ihm ganz sicher schwere

Verletzungen beschere,

weil nichts beim Absturz stütze

und so den Stürzer schütze.

Drum sprach er: "So. Ich denke,

ich lenke von der Senke

ins Vakuum die Schritte

zurück zur Tellermitte.".

Dann trat er sacht zur Seite

und wählte statt der Weite

die Gunst der Lebensenge

und lebte im Gedränge,

zwar aussichtsarm, doch heiter,

nun bis auf Weitres weiter.



– sufnus –



Dezember 07, 2025



Gelegenheitskomposition



 – Still vergnügt entnahm ein Mensch

einer Truhe Lam und Pensch,

fügte hintendran ein Irm –

fertig war der Lampenschirm.



– Cornelius –