Am Strand
– Heiß hier
auch abends noch
der Wind blättert durch
die Seiten in dem Buch
sie sagt
da draußen
und zeigt auf das Meer
ist was
Er sieht
nichts aber glaubt
dass da
was war
– Shallow –
– Ach mein VW, ich hab‘ ihn lieb
Das Bodenblech, wohl mehr ein Sieb
Und auch der Tacho bleibt trotz Flehen
Bei achtundfünfzig standhaft stehen
Die Heizung wurde ausgebaut
Falsch wieder ein, nun wird es laut
Wenn man jetzt rückwärts einrangiert
Und es wird kalt, wenn das passiert
Der 1. Gang, er hakt beizeiten
Die ersten Meter, mehr ein Reiten
Betätigt man den Wischerhebel
Füllt sich der Fahrgastraum mit Nebel
Die Rückbank ist mit Fell bespannt
Von einem Tier aus Swasiland
Am Fell zu schnuppern lässt man sein
Sonst setzt danach die Ohnmacht ein
Statt Lampen hat der Wagen Kerzen
Ein Kabelbrand, doch zu verschmerzen
Denn weil die Windschutzscheibe fehlt
Hört man sehr gut, und nur das zählt
Die Bremsen! Wie sie manchmal greifen
Und trotz der spiegelblanken Reifen
Fährt man bequem, als wärs ihm Pflicht
Doch lenkt er sich bei Nässe nicht
Ein Sparschwein ist dies Fahrgerät
Zwölf Liter Sprit, auch wenn er steht
Verschenk ihn wohl, will kein Bedanken
Sein Wert verdoppelt sich beim Tanken
– Volker Teodorczyk –
– Schon morgen lieg ich unterm Messer.
Vorangemeldet himmelhoch.
In vierzehn Tagen, weiß der Teufel, gehts mir besser,
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht
Werd ich wie weggeweht einfach verschwinden
Über den Winden.
Als Mensch war ich gelegentlich ein Knüller,
So immerhin sah ich mich selbst.
Ich seh den Teufel mit gezücktem Füller,
Er schreibt mich in sein Ofenbüchlein ein –
In vierzehn Tagen
könnt ich durch die Ofentür geschoben sein.
Lebt erst mal wohl, ihr Glücklichen hier unten,
Ich hab den Sommer hinter mir.
Er zählte ohnehin nicht zu den bunten,
Die letzten grauen Tage gönn ich euch.
Und schreibt die Zeitung vom Chirurgenstreich
In einem gut geführten Hospital,
Dann, bitte, denkt an mich, dann war ich mal.
Dann, bitte, möcht ich nicht, dass irgendwo ein Stein
Mit eingekratztem Datum steht, der kostet nur.
Auch nicht ein Kreuz aus schlichtem Holz
vom Sonderangebot.
Besuche nicht erwünscht! – Ich lass euch eine Spur,
Versprochen. Irgendwie bin ich dann tot
Und abgedriftet hinters Abendrot.
Und manchmal morgens, wenn die Brötchen duften,
Wenn schon die Leute
in Gedanken um die Wette schuften,
Dann guck ich in den Tag und guck auf euch.
Vielleicht als Kröte
Mit Lust auf nichts als bisschen Morgenröte.
– Peter Welk –
– An den Hängen der Abruzzen
hingen ohne großen Nutzen,
freilich auch zu niemands Schaden -
dies bedenke Euer Gnaden -
wir vereint an unserm Baum.
Damals ahnten wir es kaum,
dass man würde uns berücken
und uns von den Zweigen pflücken.
Eine unbekannte Hand
riss uns aus dem Heimatland,
hat uns erst die Haut entfernt
und gefühllos dann entkernt.
Eine flache Rührteigscheibe
ist nun unsre letzte Bleibe,
wo wir zwischen Formfleischschinken
im Tomatenmark versinken.
Um uns her brennt schon die Luft
in der heißen Ofengruft.
Bald durch eines Gastes Mund
gleiten wir in seinen Schlund,
müssen eine nach der andern
durch die Speiseröhre wandern,
lassen uns in seinem Magen
wehrlos dann zu Grabe tragen.
Solltest dieser Gast du sein,
horche in dein Herz hinein,
ob du uns dies antun willst,
wenn du deinen Hunger stillst.
Wie du dich nun auch entscheidest,
ob du's tun willst oder meidest -
wir am Ende hier vom Lied
wünschen guten Appetit!
– Cornelius –
– Eine Hand voll Dichtung sprach verdrossen:
Mensch, was haben wir dir nur getan,
dass du uns in Bücher eingeschlossen
hast, die keiner lesen will und kann,
weil es kaum wen gibt, der noch die Schlüssel
zum «hermetisch Abgeschlossnen» hat.
Hättest du uns vielleicht nur ein bissl
weniger verrätselt und anstatt
ins Regal zu stelln, für hehre Künste
einer reichlich abgehobnen Schicht,
Greift mal eine Hand nach uns, erhoffen
wir uns Freiheit, Interresse, Luft,
doch kaum sind wir paar Sekunden offen,
ist schon die Begnadigung verpufft.
– niemand –
für L., 2025
– nicht viel –
vielleicht das
was sich nicht entscheidet
zwischen anwesenheit
und luft
eine wärme
die du spürst
aber niemandem zuordnen kannst
die signatur einer anemone
etwa in höhe
deines kehlbeins
nicht mehr
als das verschweigen
eines schritts
der sich
gegen das entfernen
nicht wehrt
ich wäre
gern der grund
für dein vergessen
dass du alleine bist
im sommer
wäre ich so viel baum wie nötig
und sonst: fast nur umkreis
damit du bleibst
im gedächtnis der erde
wo es nach dir atmet
(oder etwas in ihr das
bestimmt ist für dich)
– seefeldmaren –