Im Wald am See



 – Das Farnkraut dunkelt erdenschwer

(ein Heer aus Pflanzen Zeit besiegt)

Was eben aufrecht stand

das liegt


Der alte Wald

ergrünt nicht mehr


Ein tristes Grau zieht durch die Zweige

nur hier und da bäumt sich

was auf


Der Birke Zeit geht längst zur Neige

sie nimmt das Ende nicht in Kauf


Wenn auch die Pflanzen sich ergeben

sie möchte tanzen

möchte leben


Sie will es will es unbedingt

Selbst wenn der Himmel grade wettert!

Doch als ihr Kleid im Winde schwingt

wird es erbarmungslos entblättert



 – niemand –




es wird



 – es ist 7:30 Uhr

der herbstliche Laubbaum dort drüben leuchtet gelb

die Morgensonne bereitet ihren Auftritt vor

die dunklen Wolken ziehen weiter

die kleinen Buschzweige vor meinem Fenster wippen im Wind

nun ist es 7:36 Uhr

 

es ist schon fast hell

Sonnenaufgang – so lese ich – war um 7:34 Uhr

ich hab ihn erlebt

im Nachthemd

 

es ist 1,3 Grad draußen

drinnen 23 Grad

ein Moment nur eines neuen Tages

 

es wird

Sonntag



 – tulpenrot –



 


In da Scheun 


(ein Weihnachtslied)


I

– foid gaunz socht

koide procht

stüh bein mondnschein

weißes tuach so fein

deckt de wies'n ein

grod erwocht

's kindal locht

in da scheun


II

hirtn stumm

schaugn si um

leicht gaunz hö a stern

und vo noh und fern

eil'n sogleich se gern

hin zan stoi

wo sie oi

si tan gfrein


III

dass da christ

kemman ist

der die wöhd befreit

boid vo sorgn und leid

und as herz werd weit

weu ma waas

oiss wiad guad

in der scheun


IV (Coda)

nie mehr sorgn und leid

und as herz werd weit

durt bein kind

bei da nocht

in da scheun



– Claudia Neubacher –



 


Eine Frage 

der Motivation 



Die Püdelin sprach zu dem Pudel:

«Ach, schenk mir doch ein Pudelrudel

mithilfe deiner Pudelnudel,

dann back ich dir nen Nudelstrudel.»


Der Pudel drauf zur Püdelin:

«Obwohl ich reichlich prüde in

der Liebe und auch müde bin,

geb ich mich dir als Rüde hin.»


Schon bald gab’s dann ein Rudel Pudel

(sprich, das besagte Pudelrudel)

und für den Pudel für den Trubel

den Pudelrudelnudelstrudel.



– Rudolf Anton Fichtl –



 


Guten Rutsch!



 – Was ist das, woher kommt das bloß,

das auf den Darm so schlägt?

Man spürt den Drang, man müsste groß ...

Und weiß, so schnell wird mans nicht los,

auf kultivierte Art -

hier wird doch nicht gespart?


Doch ja, es wird! Der Drang, er wächst!

Um noch gelassen, sprich: Relaxt

zu sein, ist es zu spät -

weil gleich, aus Mangel an Papier,

was in die Hose geht!


Dann steht man da, um allemal

zu sagen: Es gab keine Wahl!



 – niemand –





Mal wieder nur 

ein Tag vorbei 



– Mal wieder nur ein Tag vorbei getan
Was man von mir erwartet schleich ich um
Mich selbst herum wie eine Katze krumm
Um eine Schale voller Lebertran


In mir schreit alles geh doch endlich fort
Such etwas das dich hoch zur Sonne hebt
Mit dir im Küssen durch den Himmel schwebt
Aus deiner Jugend kennst du noch den Ort

Da auf dem Tisch lockt Lachs auf Vollkornbrot
Gefühle kommen und vergehen schnell
Wer weiß ob Neues nicht ein neuer Tod

Nur ist und draußen wird es langsam hell
Mal wieder steht am Ende nur das Wort
Doch für ein paar Sekunden flog ich fort



– Aron Manfeld –




Sonett mit 

Enschambemong

 

(so manchen Lyrikforengesellen gewidmet)


– Sehr gerne schreib ich mit Enschambemong
Gedichte, denn dann flutschen alle Zeilen
so supi ineinander. Zum Verweilen
solln Leser gar nicht kommen. Am Plafong

der Dichtkunst wird gekratzt, wenn im Kartong
es rappelt, dass es kracht. Und beim Zerteilen
von Sätzen muss ich oft recht dolle feilen.
Das soll man bloß nicht sehn. Ein Komplimong

bekomm ich allerdings nicht oft geschrieben.
Hab sie vermutlich alle aufgerieben,
indem ich wähl echt schwierige Metaphern

und spar auch nicht mit coolen Inversionen.
Es kann nun mal hoch oben der nur thronen,
der mehr kann als der Rest an Lyrik-Raffern.


– Claudia Neubacher –