Engel finden 

leicht gemacht



 – Ach heile, heile, heilich:

Der Himmel schließt, beeil dich!


Trenn dich vom Daseinsmoder

per Schrotschuss, Starkstrom oder


tu dir halt Gift ins Essen,

sonst kannst du es vergessen,


auf einer Wolke 7

ein Engelchen zu lieben.


Willst du im Himmelswallen,

dir eine Schnalle krallen,


muss du zu Taten finden:

Im Po Granaten zünden,


dich einfach fallen lassen

von Hochhausdachterassen,


auch mit Piranhas baden

bringt dir genügend Schaden.


Am besten aber wär es

du wählst was, was nicht schwer ist:


Der Freund von meiner Nichte

schreibt liebend gern Gedichte –


drei Proben dieser Kacke:

Schon schmilzt dein Hirn zu Schlacke.



 – sufnus –





Interplanetares

Aufeinandertreffen



– Don Quichotte, der schwebend Bahnen zieht, 

Trifft auf Palmström irgendwo im Blau, 

Den er, schwebend auch, als etwas sieht, 

Das – ja, was? Noch sieht er's nicht genau, 


Eine Kugel sieht er, eingehüllt in Schwaden, 

Die hoch über ihm aus einer Wolke fällt, 

Und die Kugel hängt an einem Faden, 

Den – ja, wer? Womöglich Palmström hält? 


Es ist Palmström, ja! Er hält ein Weltgebilde 

Unter sich am Faden, und nun steigt ... 

Palmström steigt aus wolkigem Gefilde 

In das Weltbild ein und steht darin und zeigt 

Sich von innen dem im Außen schwebenden 

Don Quichotte und vor Erstaunen bebenden. 



– Peter Welk –



 


Werden und Vergeh‘n 


(Kyrielle)


Wenn Abendrot den Berg behaucht,

die Watteschäfchen rotbebaucht

im letzten Blau am Himmel stehn:

ein Spiel von Werden und Vergeh'n.


Vom grauen Acker blick ich hoch:

wie lange wärmt die Sonne noch?

Bald kann ich meinen Atem seh'n,

gewebt ins Werden und Vergeh'n.


Der Weinschwärmer liegt längst verpuppt,

die Tannenzapfen kahlgeschuppt;

sie zeigen an, dass wir uns dreh'n

im Kreis von Werden und Vergeh'n. 


Schon bald hat Winterschnee verdrängt, 

was Herbst mit Füllhorn ausgeschenkt.

Und aus den Wipfeln rufen Kräh'n

ihr Lied von Werden und Vergeh'n.


Den Kranichen ist's einerlei,

wie jedes Jahr zieh'n sie vorbei.

Wohin sie auch die Winde weh'n,

stets heißt es: werden und vergeh'n.



 – Claudia Neubacher –



 


Tüt-tüt!



 – Autokaravane zieht
tatatutet: Tata tüt!

Fuß & Gänger unbereift
nach Geschütz durch Zebra greift

Autofix kennt nix vom Stop
Fuß & Gänger rennt Galopp
über Strich und über Stein

Hört das niemals uff?
Oh, nein!
Solch ein SUV
kennt keine Zügel
Fuß & Gänger
streift sein Flügel

Fuß & Gänger hat es satt:
jeden Tag ein Tütentat!



 – niemand –



 


Jésus à jour III

 


Lebte Jesus jetzt und hier,

wäre Kirche nicht sein Bier,

doch von Rio bis nach Mailand

kennte jeder diesen Heiland,

denn er würde über Grenzen

internettend influencen.

 

Christus handelte flexibel

und verkaufte selbst die Bibel

wie auch Filmclips seiner Wunder

neben Merchandising-Plunder,

Jesuslatschen beispielsweise

oder aber Götterspeise.



 – Didi.Costaire –


 


Gespräch mit dem Stein



Ich klopfe an die Tür des Steins.

«Ich bin's, mach auf.» (W. Szymborska)



Die Haltbarkeit klebt außen an den Dingen

als Zweck und Wert am Weltenmobiliar,

will auch der Sinnsuchgeist ins Tiefe dringen,

das Schöne zeigt sich oberflächlich wahr.


Und bohrt sich einer durch die Daseinsrinde

und hofft im Untergrund auf reichen Lohn

(die Kindernarretei vom Such-und-finde):

Er stößt auf Dreck und ein Das-gibt-es-schon.


Wir Außenseiter ohne Innenleben!

Wir steh‘n mit mehr als einem Bein im Sein,

zwar möchten wir zum Kern der Dinge streben,

doch graben uns nur in uns selber ein.



 – sufnus –



 


Am Meer



 – Ich lieg' am Strand. Und eine leichte Brise

Zaust mir das Haar, streicht über mein Gesicht.

Ich lieg' im warmen Sand, und ich genieße

Den schönen Tag, bar jeder Alltagspflicht.


Ich schließ' die Augen, hör' den Wellenschlag;

Mal ist die Brandung leise und mal laut.

Das süße Nichtstun prägt den langen Tag.

Ich spüre Salzkristalle auf der Haut.


Glückseligkeit schlägt mich in ihren Bann,

Und wenn es ginge, hielte ich die Zeit an.

Ich könnt' die ganze Welt umarmen, küssen.


Heut' ist ein Tag, an dem man gern vergisst,

Dass alles auf der Welt vergänglich ist,

Und dass wir eines Tages sterben müssen.



 – Fritz Pfeiffer –