Heimliche Geliebte



 – Galina im blauen Kleid

Deine Spur leuchtet

Im Wollgras

Deine Haarbänder

Flattern im Wind

Heimlich kommst du


Im sprachlosen Herzen

Ein unsägliches Schlagen

Dein Lächeln lodert

Von den geöffneten Lippen

Dein Haar duftet

Meine Augen spiegeln dich



 – AlmaMarieSchneider –



 


Nach dem Gewitter



 – der Himmel immer noch grau verbeult
der Asphalt längst wieder
trocken geleckt
und die ganze Straße eine Landschaft
aus missglücktem Abend
in der kleine Scharen von Tonnen
dichtgedrängt beisammen stehen
als simulierten sie
ein Warten auf säumige Hirten



 – Christian Fechtner –



 


hirnis hinski



 – dickdu bistomulto wanstki

dreckdu wischdibumsdi swiff

putzni bimski schmutzwo dranski

nimstu ataodaziff


waxta nixta bartonotti

kalkalotti kolofon

isstumiso spriss taflotti

hilfta nimapitra lon


saxtu paxtu nixmizinski

koko lores plumpaquatsch

sinstu finstu hirnis hinski

rinnski blinskimitsch padatsch



– Claudia Neubacher –



 


Aua



 – Im Land der Stachelbären
kommt nur ein Igel klar.

Im Land der Stachelbären,
bestimmt, um sie zu ehren,
erschien ein Dromedar
am Rande ihrer Sphären,
die sich im Nu vermehren
und da 's kein Igel war,
geriet es in Gefahr.
Ein Stachelbär mit Scheren
schor ihm erst nur das Haar,
doch mit dem Restbegehren
kommt nur ein Igel klar.



 – FrankReich –



 



Verdacht



Meine Stiefcousine Christel

trieb sich lange Zeit in Bristol

auf den Straßen rum – ich denk, sie

ist der ominöse Banksy.


 – Stefan Pölt –



 


wie lange schon



 – gewöhnt an heimatlosigkeit

die wie der eselsschrei

            am abend

mich einhüllt sitze ich

am wohlbekannten tisch

und auch mein lächeln ist euch

wohlbekannt


noch werde ich dazugezählt

hebe noch das glas

auf die gesundheit

und das glück

spreche noch

mit alten worten


doch wart ich auf den wind der mich

gemeinsam mit dem schrei des esels

verweht in einen abend

auf den kein morgengrauen folgt



– charlotte van der mele –



 


großmutter



 – so gerne fall ich

in dein butterblumenlächeln

betracht ich deine altersweisen

hände um zu wissen: suchte

ich ein wenig tiefer noch ich

fände dort die wurzel deiner

stets bescheidnen wärme - wünschte:

sie zu fächeln sie einzuatmen so

als lauen sommerwind unter

dem zelt der sterne brächte

mich dir zurück als jenes

enkelkind und jene nächte

in denen wir zu zweit

dem dunkel trotzten jene

tage als wir einander

mehr warn als genug uns

singend in den wäldern

neu erfanden. es versanden


jedoch die erinnerungen

das wovon wir so durchdrungen

dass wir damals tanzten

dort wo andere bloß

standen ach, wir fanden

wunder unter jedem toten blatt


nun such ich es - jahrzehnte

später - auf dem bild von dir

schwarzweiß und matt



– claudia neubacher –