Mai 06, 2024




– Guck näher hin! Jawoll! Es ist ein Lächeln, 

Das da aus meinen Hamsterbäckchen schielt! 

Ich lächle!
Ich denk nicht dran zu schwächeln, 
Bloß, weil das Leben bei den Nachbarn spielt: 

Die lächeln nie!
Die sind verkrampft und giften,
Die zählen zu den asozial Verkifften! 




Heulsuse



– Und wieder ist ein Mai, ein neuer

(auch wenn es jährlich einen gibt)

doch irgendwie scheint dieser heuer

in steten Tränenfluss verliebt.


Er tränt auf Löwenzahn und Flieder,

er tropft auf Ginster und Jasmin,

aufs Federvolk und dessen Lieder –


wo tropft der Ärmste

denn noch hin?


Zuweil‘ entgleiten ihm die Züge,

dann ziert ein Lächeln seinen Mund,

doch bald erschrickt er und denkt Lüge

und weint sich schwer die Augen wund.


Beim Anblick solcher Tropfen-Schwemme,

schwanke ich zwischen Wut und Leid

und frage: Ist er eine Memme

oder nur depressive Maid?



– niemand –



Mai 05, 2024



Morgens



– Der Morgen

Ruft dem Abend zu

Was rötet dir dein Nachtgesicht

Da raunt der leis

Mein Schöner du

Die Zeit

Die all dem widerspricht



– Andrea M. Fruehauf –





trotzdem


– selbst
wenn es nacht wäre
vielleicht sogar unsere nacht
wir die straßenlaternen mieden
und wie die katzen
durchs dunkle schlichen
du meine hand hieltest
um mich nicht zu
verlieren
selbst wenn es so wäre

käme doch
der nächste tag


– Jörg Schaffelhofer –



Mai 03, 2024



Im leichten Regen


 – unerreichbar für die Scheibenwischer
ein dunkelrotes Blütenblatt
auf der grauen Autostirn


– Christian Fechtner –




Vom Rezitator



– Der Rezitator ist ein Mann der Töne,
die er auf Vorrat hält wie Marinade;
indem er mariniert, entsteht Gedröhne,
und so verwandelt sich das leicht erdachte Schöne
ins unverdaulich töneschwere Fade.


– Peter Welk –


April 30, 2024



 Traumwiesentraum 


– Als ich heute lag im feuchten 
Gras wo blaue Vögel duften 
Bienen grün am Himmel leuchten 
Schmetterlinge brummend schuften 

Flog ein Mondkalb auf mich nieder 
Hob mein Augenlid ein Weilchen 
Sang ein Trinklied brav und bieder 
Und verspeiste flugs ein Veilchen 

Lieblich blinzelnd schlief ich weiter 
Zwitschernd schwiegen meine Lippen 
Gänseblümchen summten heiter 

Und ein Baum fing an zu wippen 
Schmiss mir niesend allez hopp 
Seine Krone auf den Kopp 


Andrea M. Fruehauf