Winter 



– Ein Flugzeug fliegt in Seitenlage 
Es hält die Position nur vage
An Bord befindet sich der König 
Der Rauschgiftgang von halb Venedig 

Es feiern Dealer, Hintermänner 
Auch der Pilot schnupft wie ein Kenner 
Fühlt sich beschwingt und vogelfrei 
Und greift am Steuerknauf vorbei 

Nun wird der Flug sehr unbequem 
Doch sich beschweren? Und bei wem? 
Und dann am Berg, die Havarie 
So viel an Schnee gab‘s da noch nie 


– Volker Teodorczyk –




 ashes to oceans 


– das Meer es wurde mir geschenkt 
mit allem was sich wellt und kront 
ich atme Salz und spüre mich 
in allem was dort lebt und wohnt 
und eines Tages werde ich 
mit allem was ich bin versenkt 

– Morphea –




Am Himmel



– Inmitten der vollen Ähren,

betupft von den leuchtenden

Sprenkeln des grellroten Mohns,

lagen wir mit dem Donnergrollen,

atmeten Heupferdchenträume

mit dem Wiegen der Halme.


Du wolltest fliegende Fische

zählen. Ich bloß immer wieder

deine Sommersprossen

und die versprengten Galaxien

im endlosen Blau deiner Iris.


«Eins!» riefst du und lachtest.

«Da – zwei!» Und ich versank

in den Spiralarmen deiner Locken.

Ich hätte dir gerne einen gefangen,

doch du hattest die Zeit angehalten.


Irgendwo in der Welt knatterten

Motorräder vorüber, holperten

über das alte Kopfsteinpflaster

der Höhenstraße, und der

auffrischende Wind trug mit dem Duft

von Marillenknödeln und Butterbröseln

das Glück in unser Universum.



– Claudia Neubacher –





Das Pendel


– Sie geht durch die Zimmer berührt ein paar Dinge
Vergräbt ihren Kopf in sein Hemd seine Sachen
Und eilt nur ein klein wenig fort hört sein Lachen
Sein Raunen sein Schweigen den Schlag einer Schwinge

Und ruft ihn zu halten und wieder und wieder
Versucht sie die uralte Uhr zu verbiegen
Ach lass uns noch einmal zum Auenwald fliegen
Das Pendel holt aus schlägt sie fort und darnieder

Sein Echo verhallt in den sonnigen Räumen
Verwirbelt ein wenig den Staub lässt ihn tanzen
Und legt ihn auf Seufzer auf Bilder und Kissen

Sie lässt es barmherzig geworden noch träumen
Verteilt die Erinnerung freundlich im Ganzen
Und hat doch das Morgen für immer zerrissen

– Andrea M. Fruehauf –






Da frag noch einer: Welche Rasse ist denn das?

Wenn ich schon Rasse hör! Ich bin zunächst mal Hund

mit Impfschein, Postanschrift und Kinderpass

und sowohl innen wie auch außenrum gesund.


Ich kann ein Lamm sein, und ich mach auf Rappelplautzer

(Sie kommen – wörtermäßig kommse mit?)

Ich zähle zum Verein der patentierten Kurzbartschnautzer …

(wird fortgesetzt)





 Jugendliebe 


– Wir schwebten gen Himmel, den Wind in den Haaren, 
mein Roller, er trug uns auf Wolken dahin,
so sind wir des Abends zum Weiher gefahren 
und hatten nur Ewigesträumen im Sinn. 

Wir fanden am Ufer ein lauschiges Plätzchen,
wir neckten und küssten uns, lagen im Gras,
so dass ich dann prompt mit dem Schatz aller Schätzchen 
den Raum und die Zeit, einfach alles vergaß, 

schlicht alles, was um uns war, nur nicht die Sterne, 
den Mond, ihre Lippen und auch nicht den Wein, 
es tanzte das Licht unsrer kleinen Laterne 
zum Zirpen der Grillen im Vollmondenschein. 

Halb zwölf, auf dem Rückweg dann, musste ich blasen, 
sie haben vor Ort meinen Lappen kassiert.
Ab folgendem Tag war der Schatz aller Schätzchen 
mit Ritchie und seiner Suzuki liiert. 

– Rudolf Anton Fichtl –




Ungut



– sattbraune

dicht gefügte Staubwolle

die wohl über Jahre

hinter dem Heizkörper

lautlos wuchs

und heute morgen unvermutet

in kompakten Portionen auf den Teppichboden fiel


(jetzt ist nicht das Zimmer

aber der Tag

schwer bewohnbar)



– Christian Fechtner –