Fado-Abend
der unscheinbare herr dort auf dem stuhl –
– Dirk Tilsner –
der unscheinbare herr dort auf dem stuhl –
– Dirk Tilsner –
– Das letzte Haus liegt hinter uns. Dem Knick
Der Straße folgend sind wir bald im Grünen.
Auf krummen Pfaden geht es durch die Dünen,
Dann weitet sich auf einmal unser Blick.
Da liegt der Strand, gestreckt und menschenleer,
Die See ist grau, nur in der Ferne blasser.
Wir stapfen vorwärts, stehen jetzt am Wasser
Und schauen auf das wildbewegte Meer.
Da hebt sich eine Woge aus der Rinne
Und baut sich auf und nähert sich dem Strand,
Und brausend schwillt sie an, betäubt die Sinne
Und steht vor uns als eine große graue Wand,
– Martin Möllerkies –
Liebster Herbert, manchmal träume
Ich entschlossen vor mich hin:
Dass ich Herrenwäsche säume,
Dass sich mir die Kellerräume
Deines Daseins öffnen mögen,
Dass wir dort zusammenzögen
Wie die Siebenschläferpärchen
In den alten Liebesmärchen,
Dass ein Kellereckchen heimelt,
Dass sich ein Gedichtchen reimelt,
Und du liest die lieben Zeilen,
Und du musst dich nicht beeilen,
Kannst in Ruhe mich bedichten
Und derweil die Dinge richten,
Die da noch zu richten wären,
Wenn wir uns im Ungefähren
Nackt und unsichtbar verlören,
Ach, ich will es nicht beschwören,
Doch, ich ahn’ es, das Verpackte
Schön ist‘s, schöner ist das Nackte,
Denn ich sah sie in Gedanken
Oft in Nacktheit: Deine schlanken
Herrenbeine neben meinen
Und mit meinen sich vereinen.
Herbert, pst! Das leicht Gesagte
Ist das besser nie Gewagte,
Weil: Mein Vater will den Fritz,
Der zwar schon den Alterssitz
Eingenommen hat, jedoch
Pfeift er auf dem letzten Loch.
Wenn er mir auch nicht gefällt,
Sitzt der Fritz doch auf dem Geld,
Und ich könnt ihn bald begraben
Und so die Millionen haben …
Du nimmst unterdessen dir
die dicke Liese,
Denkst an mich, Geliebter,
und entjungferst diese …
– Joe Fliederstein –
– Der Wind schwingt sich rauschend und schwer über Ähren,
Legt Schneisen, den stechenden Grannen zum Hohn.
Die schönste der Schönen zum Tanz zu begehren
Zerzaust er Kamille und schlafenden Mohn.
Schon trudelt er, hat sie alsbald auch gefunden,
Verharrt eine Weile und dreht sich zum Spiel
Um Taillen und Blättchen und reißt unumwunden
Ihr blauendes Leuchten vom bebenden Stiel.
Da lacht er und wirft sie in duftigem Bogen
Ins wogende Feld. Wie von Seufzern gezogen,
Versinkt sie, für immer verschwunden und tot.
– Andrea M. Fruehauf –
Astern – schwälende Tage –
Moment mal, ich hab‘ da ‘ne Frage:
Was wollen Sie uns da erzählen?
Dass Tage schwälen können? Schwälen?
Wie kann man solche Wörter wählen?
Das Wort, das gibt’s doch gar nicht: schwälen!
Sie sollten Leser nicht so quälen
Mit Wörtern wie besagtem Schwälen!
Wenn Sie uns fragten, wir empfählen:
Verzichten Sie komplett aufs Schwälen!
Was sagen Sie? Das ist von Benn?
Ach, schwälen ist von Benn. Na denn.
– Martin Möllerkies –
– Dies erogene Brummen
Des Zwölfzylinder V
Lässt demütig verstummen:
Ein Traum metallic-blau.
In Chrom gehüllte Felgen
Mit Schlappen: 30 Zoll.
Welch ehrfürchtiges Schwelgen,
Mit einem Wort nur: Toll.
Der Spoiler küsst die Straße
Bei offenem Verdeck
Und – Gipfel der Ekstase –
Blondine im Gepäck.