Meins



 – Der Himmel ist mein Intimus
Das Ufer Almanach
Mein Hund ein Freund ein Zerberus
Mein Mantel Schlafgemach

Die Flasche ist mein Heizkamin
Mein Deo ist der Wind
Die Wolken sind mein Baldachin
Der treue Floh mein Kind

Das Pflaster ist mein Kanapee
Die Tonne ist mein Koch
Mein Arzt ist von der Heilsarmee
Der Frost mein stetes Joch

Heut riechts nach Zimt und heißem Wein
Und du schaust vorwurfsvoll
Nun lauf schon Jago
Lauf allein
Ich hab die Schnauze voll



Andrea M. Fruehauf





Abschiedsgebet

für Georg Kreisler 


(2013)



 – Lieber Gott, er wird nun zu dir kommen,

Wenn er Glück hat, lässt du ihn auch rein,

Warnen solltest du die andern Frommen,

Denn er wird kein Bagatellfall sein.


Wenn er kommt, verhülle deine Engel,

Lass die rosa Wolken eingepackt,

Nimm den Neuen väterlich am Gängel

Und verbiet‘ ihm den Dreivierteltakt.


Unten hat er sich enorm verschwendet,

Niemand sah ihn schief im Leben stehn,

Immer hat er sich dem Witz verpfändet,

Und zur Beichte ließ er and‘re gehn.


Lass ihn spüren, dass der Ernst des Lebens

Nunmehr auch für ihn beginnen wird,

Sag ihm deutlich, dass er nun vergebens

Sich aufs Leichtgepäck besinnen wird.


Wenn es sein muss, lieber Gott, verbinde

Ihm die Augen vor dem ew‘gen Glück,

Dass er möglichst bald zur Reife finde,

Und dann, bitte, schick ihn uns zurück!



 – Peter Welk –



 


Das Jahr 

neigt sich dem Ende zu



 – Das Jahr neigt sich dem Ende zu,

die Felder legen sich zur Ruh

von Flocken sanft bedecket,


da hast wohl, frecher Winter, Du

gar hurtig Schnee und Frost im Nu

aus tiefem Schlaf erwecket.


Die Nacht erstarrt in kaltem Blau,

die Feldmaus träumt in ihrem Bau

von Bucheckern mit Schleifen,


und ich bin kurz vor Gaggenau

der Grund für einen Megastau

mit meinen Sommerreifen.



 – Rudolf Anton Fichtl –





Orchesterprobe 

 

– Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! CAPITO?

AHA!
Flütomanti, Violitat, Tata-tumm?

Oh, no, no, no!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! BASTA!!

OHO!
Flütolatum, Tata-manti, Zipolat?

No, no, no, no, no!!!!!!!!!!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! O.K?

YESS!
Zipolatum, Flütomanti, Violitat?

Njet, njet, njet!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! VERSTANDEN?

HARASCHO!
Violitati, Flipomanti, Zipfelumi?

Nein, nein ,nein!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! KAPIERT?

HÄ?

DILETTANTEN
BANAUSEN!
IDIOTEN!

Piep?


– niemand –



 


Im leichten Regen



unerreichbar für die Scheibenwischer

ein dunkelrotes Blütenblatt

auf der grauen Autostirn



 – Christian Fechtner –








Kurzbartschnautzer



Da frag noch einer: Welche Rasse ist denn das?
Wenn ich schon Rasse hör! Ich bin zunächst mal Hund
Mit Impfschein, Postanschrift und Kinderpass
Und sowohl innen wie auch außenrum gesund.

Ich kann ein Lamm sein, und ich mach auf Rappelplautzer
(Sie kommen – wörtermäßig kommse mit?)
Ich zähle zum Verein der patentierten Kurzbartschnautzer,
Und wer mich Pinscher nennt, spürt meinen Biss im Schritt.

Zwar bin ich erst seit kurzer Zeit auf Achse,
Noch Fräulein und nur angedeutet bärtlich.
Auch steh ich mir noch selber auf der Haxe.

Wenn mir ein Hundekerl das Maul verdreht und zärtlich
Mich in die Enge treiben will, dann spuck ich Töne,
Dann schmeiß ich mich per Haxendreh ins Gras.

Alles in allem bin ich eine Wunderschöne,
Ich bin für jede Schandtat gut,
Ich tu, was kein Vernunftshund tut,
Ich mach den Unschuldshund, auf dass man mich verwöhne,
Bloß rassemäßig hab ich wirklich nix am Hut.



– Peter Welk –




Erinnerung



 – Ein kleines Kästchen, voll mit Schmuck und Tand,
geborgen zwischen Staub und Dunkelheit,
berührt mich wie mit warmer, weicher Hand.
Verwoben von Dekaden Schläfrigkeit
entweichen Träume aus dem alten Land,
umhüllen mich in weher Köstlichkeit,
erinnern mich an Werte, an Bestand
und Weihnachtsmärchen aus der Kinderzeit.



 – Andrea M. Fruehauf –