sonne



nimm doch das fette grinsen

aus dem blau

schau etwas sanfter milder

zu mir nieder

denn wieder

fühle ich mich mau


und wieder geht ein tag

mir in die binsen


lass deine ultraschau

und nimm

vom himmelsblau

dein fettes grinsen



 – niemand –



 


Klecks im Meer



die Luft sie flirrt und irgendwer

hat rote Farben angemischt

mit Blau aus nordgeneigtem Meer

und über’s Morgenland gewischt


gen Westen zieht ein lila Band

legt sich auf Leinwand-Schafe

verwirkt sich mit dem Abendland

ins Dunkelblau - zum Schlafe



 – Morphea –



 


junge sommer 



 – wenn ich zurückdenke 

sehe ich abenteuer barfuß 

über stoppelfelder laufen 

auch der duft ist wieder da 

omas ofengebackenes brot 


heißhunger nach einem tag 

im nahen teich verplantscht 

vertrödelt im sprenkelschatten 

der streuobstwiesen 


und dann doch keinen bissen 

runterkriegen 


als hätte ich den kuss 

verschluckt 


den allerersten 



 – monalisa –



 


Erinnerung an Hanna Seiffert



Es war so eine Nacht mit Sommer, Mond und Wein, 

Ein Gartentisch – und zwei Verrückte sitzen da und bauen 

Das Universum um in eine Welt aus lauter Pusteblumen, 

Hanna, du lachst, ein quietschvergnügtes Schepperlachen 

Aus Tiefen hochgeholt, schiebst mir den Rotwein hin: 

Zum Wohl auf alle, die schon in den Betten liegen, 

Ich bin erst übermorgen müde! Auf das Leben! 


Und wie du plötzlich ernst sein konntest! Wie ein Kind, 

Das sich zum Denken Zeit nimmt und noch fragt,
Weil es das einfach Ausgedachte sucht und sagt
Es irgendwann und hat sich heimlich damit weggeträumt. 
Der Georg Kreisler hockte unterm Tisch, hat mitgeschwiemelt 

In jener auf den Kopf gestellten Nacht. Jetzt steht er oben 

Und hakt sich bei dir unter, wenn du kommst: 


Madame, Sie werden hier erwartet, kleine Runde, 

Der Shakespeare hat sich angesagt, der Morgenstern, 

Der Ringelnatz bringt Pellkartoffeln mit und Quark, 

Uns beide hat man als Gesangsduett verpflichtet, 

Wir singen von den längst vergangnen Fernen, 

Vom Zeitverschwenden hinter allen Sternen, 

Und dass es schön war unten auf der Erde. 



 – Peter Welk –



 


Waschtag 1962 



 – Weiße Laken, Ärmel wehen 

Hemden flattern froh im Wind 

Unterwäsche, Sonntagsblusen 

Auf den Hosen ein paar Flecken 

Und der Kinder Schmusedecken 


Bis zum Gartenzaun die Leine 

Hell und strahlend der Behang 

Selbst die alte Arbeitsjacke 

Hat nach Mutters Würgegriffen 

Fast das Weiß von Ausflugschiffen 


Auch die Sonne gibt sich Mühe 

Und mit warmem hellem Schein 

Streichelt sie die Garnituren 

Wie mit weichen zarten Pfoten 

Spielt sie lautlos ihre Noten 


Fast zum Ende der Sonate 

Ziehen dunkle Wolken auf
Und mit klebrig schwarzen Schleiern 
Grüßen täglich Kokereien 

Kann ein Mutterherz verzeihen? 



 – Volker Teodorczyk –



 


Hymne von Angola 



 – Dass am frühen Abend eines lauen 

Spätseptembertages in Athen 

deutlich mehr als hunderttausend Frauen 

aus Kambodscha nackt zum Shoppen gehn 


und dabei die Hymne von Angola 

jeweils mit Kartoffeln in der Hand 

hinter einem Truck von Coca Cola 

lauthals schmettern, bis ein Doktorrand, 


auf dem Kopf zwei weiße Turteltauben, 

«Schluss jetzt!» ruft und Tee mit Rum verspricht, 

ist im Grunde letztlich kaum zu glauben, 

völlig ausgeschlossen aber nicht. 



 – Rudolf Anton Fichtl –





 Sommer 



 – Wo bleibt
mein Kindersommer bloß 
mit dem verträumten 

Tageslauf
heut bäumt sich etwas 
riesengroß
fast ungeheuer
vor mir auf 


und brennt
und streut in Ecken Licht – 
kaum ein Geheimnis 

bleibt in Sicht 



– niemand –