Im Fluss der Begegnungen
– Christian Fechtner –
– Was wird von mir und dieser Sehnsucht bleiben,
Mit Eifer hab ich um das Wort gerungen,
Von Metrik und Kadenzen oft geplagt;
Hab Regen, Tod und Teufel gern besungen;
All das, was mir mein armes Herz gesagt.
Zum Dichten ist der Mensch nun mal geboren.
Er schreibt, er leidet, lacht und weint und trinkt.
Und küsst ihm Καλλιόπη auf die Ohren,
Verrät sie nicht, ob Hohn, ob Ehre winkt.
Drum lach ich nur und lass euch Spötter schwafeln –
Im Himmel werde ich mit Goethe tafeln.
– Andrea M. Fruehauf –
– Dem Förster trieft das Schmalz aus beiden Ohren,
Gibt’s nun schon seit fast Ende letzten Jahres
Kein Schöller Eis mehr, nur Cornetto Nuss.
Nach Auskunft eines Delmenhorster Paares
Klemmt wieder mal der Rucksackreißverschluss.
Ein Faschingskrapfen leckt, und währenddessen
Ist Stromausfall in Ungarns Parlament,
Ach ja, und um ein Haar hätt ich’s vergessen:
Der Blutdruckreferenzwert wird gesenkt.
– Rudolf Anton Fichtl –
– Er ist Beamter, deshalb beamt er
Sich gern heraus aus der vertrackten
Den Chef mit großem Apparat
Und nicht bloß den Abteilungsleiter,
Bleibt weder Paragraphenreiter
Noch statisch-sturer Bürokrat.
Nur Träume haben ihn bewegt.
Statt Sachverhalte abzuwägen
Wie auch Belege abzulegen,
Hat er sein Phlegma so gepflegt.
– Didi.Costaire –
Was werde ich nicht alles machen,
Wenn ich erst mal gestorben bin!
Mir kommen da schon tausend Sachen,
Die noch zu tun sind, in den Sinn.
Der Tod entbindet mich von Pflichten,
Dann hab ich endlich Zeit am Stück
Zum Lesen, Faulenzen und Dichten –
Ruft mich die Pflicht, ruf ich zurück:
Ich bin für keinen zu erreichen
Und mache nur noch, was ich will!
Das ist der Vorteil von uns Leichen –
Für uns stehn alle Uhren still.
– Stefan Pölt –
der unscheinbare herr dort auf dem stuhl –
– Dirk Tilsner –
– Das letzte Haus liegt hinter uns. Dem Knick
Der Straße folgend sind wir bald im Grünen.
Auf krummen Pfaden geht es durch die Dünen,
Dann weitet sich auf einmal unser Blick.
Da liegt der Strand, gestreckt und menschenleer,
Die See ist grau, nur in der Ferne blasser.
Wir stapfen vorwärts, stehen jetzt am Wasser
Und schauen auf das wildbewegte Meer.
Da hebt sich eine Woge aus der Rinne
Und baut sich auf und nähert sich dem Strand,
Und brausend schwillt sie an, betäubt die Sinne
Und steht vor uns als eine große graue Wand,
– Martin Möllerkies –