Beim U-Bahn-Fahren



 ein- und ausgeschaltet
das Lächeln einer jungen Frau
im Hin und Her
zwischen einem gesprächigen Schräg-Gegenüber
und dem Handy in ihrer Hand


(als huschte mit den Drehungen ihres Kopfs
das Leuchten
fast im Sekundentakt
vom Bildschirm in ihr Gesicht
und wieder zurück)


 – Christian Fechtner – 




Bestandsaufnahme



– Zwischen Nelken, Veilchen, Rosen

sitze ich mit Kopfverband,

hinter mir die Düngerdosen,

hier in meinem Blumenstand.


Heute früh – mein lieber Schieber! –

fiel der Terrakottatopf,

aus der Blumenampel über

mir, auf meinen Hinterkopf.


Dass die Veilchen, Rosen, Nelken

nun in meinem Blumenstand

demzufolge nicht verwelken,

halt ich durch mit Kopfverband


und sinniere schon seit Stunden,

grüble hin und grüble her,

akkurat den Kopf verbunden,

was denn jetzt das Beste wär


für die Rosen, Nelken, Veilchen.

Aktueller Zwischenstand:

Heute bleib ich noch ein Weilchen,

morgen kommt dann Ferdinand.



– Rudolf Anton Fichtl –




 


Auszeit 



– Die Zeit, sie rennt. Sie rennt mir fort. 

Ich hinke hinterher.
Kaum bin ich hier, ist sie schon dort, 
Macht mir das Leben schwer. 


Mir fehlen Flügel, um zu fliegen. 

Die Zeit verfliegt im Nu.
So bleibt mal wieder alles liegen. 
Ich lege mich dazu. 



– Didi.Costaire – 



 


Oderufer 1947 



– Kinderbeine baumeln 

Von den Mauerresten 

Auf den Wellen taumeln 

Halbwegs Richtung Westen 

Kleine Schiffsfiguren 

Sie vollführen Tänze 

Auf der Strömung Spuren 

An und auf der Grenze 


Cześć! Ertönt‘s von Weitem 

Von der Ufer Auen
Auf den Feindesseiten 
Wo sich Arme trauen 

Aufgeregt sich strecken 

Über Grenzanlagen 

Und sich nicht verstecken 

Mutig Freundschaft wagen 



– Volker Teodorczyk –





 handmade by life 



 – Der Wind riss nur die Decke auf 

Und spielte mit dem Fetzen Mond 

Die aufgestickte Sonne schien 

Die Nacht wich wie gewohnt. 


Sekundenmaschen häkeln Zeit 

Am Nachtsaum wartet schon der Tod 

Und während ich die Fäden zieh 

Färbt sich die Decke abendrot. 



– Morphea –





 Luftikus



– Heut will er wohl behaglich figurieren,

ein Wölkchen hier und da aquarellieren,

bis er mit einem Streich den Weizen kämmt.

Hell lachend wirft der wildgewordne Schlingel

mit nichts als einem Morgensonnenkringel

und küsst mir Herz und Schultern ungehemmt.



– Andrea M. Fruehauf –





 Der Blinddarm



– Ich steh am Rand von meinem Grabe,
Weil ich noch einen Blinddarm habe.
Der hat sich jetzt entzündet!

«Es bleibt nur eines: Die OP!
Sonst tut dir bald kein Zahn mehr weh!»
Hat mir der Arzt verkündet.

Doch ich, ich denke mir im Stillen:
Der will sich nur die Taschen füllen!
Ich geh' nicht unters Messer.

Ich hab mich mit dem Arzt verkracht
Und flugs mich aus dem Staub gemacht.
Jetzt geht's mir wieder besser!


– Fritz Pfeiffer –