Liebeserklärung
– Du, ich fühl mich ungelogen
magisch zu dir hingezogen,
seit ich dich beim Bäcker traf.
Millionen Moleküle
überschäumender Gefühle
rauben mir den Schönheitsschlaf.
Du, ich stopf mir schon seit Wochen
Spritzgebäck und Liebesknochen
in den Aphroditenbauch,
doch es hört nicht auf zu brodeln,
und ich werd vor Freude jodeln,
wenn du sagst, du spürst es auch.
Du, ich möchte mit dir kuscheln,
dir vertraut ins Öhrchen nuscheln:
«Du bist nicht wie Kunz und Hinz!»
Will von deinem Apfel beißen
und für dich Schneewittchen heißen,
denn du bist mein Märchenprinz.
Du, ich würde dir erlauben,
die Regale abzustauben
und ich bügle dir sogar
ohne merkliches Befremden
die türkisgestreiften Hemden
für ‘nen Kuss als Honorar.
Du, ich möchte mit dir streiten,
dich zum Fußballspiel begleiten
nach verlorner Kissenschlacht,
pflück dir bunte Tausendschönchen,
schenk dir Töchterchen und Söhnchen.
Willst du sieben oder acht?
– Claudia Bräutigam –
Himmelfahrt
Lieber Gott, ich sah dich gestern kommen
Gradewegs zur Kneipentür herein.
Anfangs glaubte ich, es könnt ein Irrtum sein,
Denn ich sah dich zwar, doch sah ich dich verschwommen,
Und dein Gang, entschuldige, war mehr ein Wanken,
Und das ließ mich rundherum im Glauben schwanken.
Doch dann hast du zu den Himmelsachsen
Dich ins Lot gebracht und aufrecht kamst du her,
Nichts von Wanken oder Schwanken sah ich mehr,
Vielmehr schiens, als sollten dir jetzt Flügel wachsen,
Und wie dir – mir auch! So dass wir Schleifen flogen
Kneipenauswärts und vereint gen Himmel zogen.
Möglich, dass wir bis zur Himmelspforte kamen,
– Peter Welk –
Goldfisch-Sonett
– Aron Manfeld –