heben und senken


– nur kurz heute
hob sich
die nebeldecke
der sonne entgegen
gab mir die ahnung
von wärme
auf kühlem laub
und die sicht auf
bewaldete bergrücken
verwandelte krähen
von rufen zu schatten
bevor sie sich senkte
und mit ihr
die stille kam


– Claudia Neubacher –








– Ein Esel stört ein Straßenbild
Und zwar, indem er mittendrin
Herumsteht und sich Esel schilt,
Der störend auf ein Straßenbild
Zu wirken nicht umhin
Und -her kann mittendrin.




Hunger


– Zuckerschneckchen Marmelinde,
kühl mal ab! Und zwar geschwinde!
Noch vor Tag und Taille messen
wirst du fort sein. Aufgefressen.



– Andrea M. Fruehauf –



 


Wenn im Mai …



– Wenn im Mai die Toten lauschen 

und im Grab die Knochen tauschen, 

wenn der Erpel bei der Frieda 

schnäbelt sich ans Brustgefieder, 

wenn die ersten Hummeln bummeln 

und sich unter Mützen schummeln … 

klingt ein Ruf durch alle Lande: 

«Frühlingslust ist keine Schande!» 



– James Blond –



 


Liebeserklärung



– Du, ich fühl mich ungelogen 

magisch zu dir hingezogen, 

seit ich dich beim Bäcker traf. 

Millionen Moleküle 

überschäumender Gefühle 

rauben mir den Schönheitsschlaf. 


Du, ich stopf mir schon seit Wochen 

Spritzgebäck und Liebesknochen 

in den Aphroditenbauch, 

doch es hört nicht auf zu brodeln, 

und ich werd vor Freude jodeln, 

wenn du sagst, du spürst es auch. 


Du, ich möchte mit dir kuscheln, 

dir vertraut ins Öhrchen nuscheln: 

«Du bist nicht wie Kunz und Hinz!» 

Will von deinem Apfel beißen 

und für dich Schneewittchen heißen, 

denn du bist mein Märchenprinz. 


Du, ich würde dir erlauben, 

die Regale abzustauben 

und ich bügle dir sogar 

ohne merkliches Befremden 

die türkisgestreiften Hemden 

für ‘nen Kuss als Honorar. 


Du, ich möchte mit dir streiten, 

dich zum Fußballspiel begleiten 

nach verlorner Kissenschlacht, 

pflück dir bunte Tausendschönchen, 

schenk dir Töchterchen und Söhnchen. 

Willst du sieben oder acht? 



– Claudia Bräutigam –



 

Himmelfahrt


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Lieber Gott, ich sah dich gestern kommen

Gradewegs zur Kneipentür herein.

Anfangs glaubte ich, es könnt ein Irrtum sein,

Denn ich sah dich zwar, doch sah ich dich verschwommen,

Und dein Gang, entschuldige, war mehr ein Wanken,

Und das ließ mich rundherum im Glauben schwanken.

 

Doch dann hast du zu den Himmelsachsen

Dich ins Lot gebracht und aufrecht kamst du her,

Nichts von Wanken oder Schwanken sah ich mehr,

Vielmehr schiens, als sollten dir jetzt Flügel wachsen,

Und wie dir – mir auch! So dass wir Schleifen flogen

Kneipenauswärts und vereint gen Himmel zogen.

 

Möglich, dass wir bis zur Himmelspforte kamen,

Bloß, ich weiß es nicht und wüsst es gerne,
amen.

– Peter Welk –



 

Goldfisch-Sonett



– Mein Fisch aus Gold orangenrot im Rund
Des Glases schwimmst von links nach rechts umher
Von rechts nach links als wärest du ein Herr
Verblubberst Bläschen aus dem Schmollemund

Was magst du Blender denken frag ich mich
Ans Geld an Weibchen Butterbrot und Mord
An unbezahlte Rechnungen kein Wort
Entglitscht dir Schweiger aber sicherlich

Vergisst du stets am Ende jeder Bahn
Vergangenheit sonst könntest du nicht gleich
Erneut den immergleichen Weg zurück

Ertragen stumpf im immer selben Tran
Gefangen ewig sorglos blasenreich
Wie neid ich dir dein kleines Stückchen Glück


– Aron Manfeld –