Sonett – 18 



– Soll ich dich einem Sommertag vergleichen, 

Die du viel lieblicher und sanfter bist? 

Durch Maienblüten rauhe Winde streichen, 

Auch Sommers Süße hat nur kurze Frist. 


Oft spürst du heiß die Sonne niederbrennen, 

Oft tobt ein Sturm, verdunkelt den Azur,
Und stets muss Schönes sich von Schönem trennen 
Durch Zufall oder Wandel der Natur. 


Doch was du warst und bist, wird immer sein, 

Nie fliehn die Schönheit, die dir eigen ist, 

Wird sich der Vogel Tod dir nähern? Nein! 

Weil du in meinem Lied unsterblich bist. 


So lange Menschen hören, Menschen sehn, 

Lebt mein Gesang und schützt dich vor Vergehn! 



– William Shakespeare –