Im leichten Regen
unerreichbar für die Scheibenwischer
ein dunkelrotes Blütenblatt
auf der grauen Autostirn
– Christian Fechtner –
– Andrea M. Fruehauf –
– Vor einiger Zeit in 'ner fürchterlich kalten
Dezembernacht eilen drei finstre Gestalten
durchs Land, denn sie müssen bei eisigen Winden
noch schnell einen schützenden Unterschlupf finden.
Der erste, ein Goldiger, zeigt in die Ferne,
dem Weingeist nicht abgeneigt sieht er schon Sterne.
Der zweite, mit ihm in die Wolle geraten,
beweihräuchert sich an den eigenen Taten.
Der Dritte im Bunde, ein mürrischer Alter,
zitiert ständig irgend 'nen Vers aus dem Psalter.
So stapfen sie schimpfend, das Blut schwer in Wallung,
und finden im Schneetreiben endlich 'ne Stallung.
Sie öffnen das Tor, doch da steht schon Gesindel
im Stroh um ein winziges Kindl mit Windel.
Laut fluchen die drei, von dem Anblick vergrätzt:
»O Jessas, Maria und Josef! – Besetzt!«
– Stefan Pölt –
– Adeventus spekulores,
Innehaltum für die Katz!
In Discounters und in Stores,
Run auf Fun und Schmakofatz.
Muti, Vati, Omi, Opi,
shopi bis zum Infarktat.
Personalum non Humores –
allesamtum maledat!
Jingle piept im Waren-Jungle:
Happy Christmas XXL!
Alle Tassen, oder Mangel,
schon im Schrank, eventuell?
Stupsen, schubsen im Gemenge,
Omi, Opi nicht mehr top –
Mutti: Tuti aus der Enge!
Allesamt zum Coffee-Shop!
Ploppt die Sippe auf die Matte,
kommt von Omi gleich der Schrei:
Frollein, einen Cafe-Late!
Schreit der Teenie: Mir ein Chai!
Mary Christmas tönts vom Jingle,
Mutti will Schwarzwälder Kirsch,
Vati reicht ein Schokokringel –
Mutti denkt nur: Welch ein Hirsch,
immer dieser Geiz beim Essen!
Da springt Vati plötzlich uff:
Hab den Parkplatz voll vergessen –
und dann sucht er seinen SUV!
– niemand –
– Ich lese keine Gedichte,
ich lese
Rechnungen,
Strafzettel
Mahnungen
- und Pfandflaschen
vom Boden auf.
Ich lese
Wahlversprechen,
Zeitungsannoncen,
Werbeanzeigen
- und die Zukunft
unserer Kinder
aus den Eingeweiden
überfahrener Katzen.
Ich lese keine Gedichte,
ich lese
Morddrohungen,
Gewaltaufrufe,
immer
länger
werdende
Todeslisten
– und die Angst
in euren Gesichtern.
– klaatu –
– Hart war der Winter damals,
Begrub das Feld und die defätistischen Kreaturen.
Manchmal verharrt einer für einen Augenblick,
Bis auch er entkräftet seiner Bestimmung folgt.
Der kurze Traum von einem Kuss der Königin. Umsonst.
Sie schneit schon seit Jahren
Nicht mehr vorbei.
– Dirk Tilsner –