???



Wo fängt man an,

wenn man im Grunde

mit seinem Latein am Ende ist

und es am Ende des Tages

doch nur wieder


auf Fragezeichen hinausläuft???


Das sind Bilder,

die weit

über den Rahmen hinausgehen;


aus Farben,

die sich durch

jede Leinwand fressen.


Man sollte gar nicht erst versuchen,

in zivilisierte Worte zu fassen,

was man besser

durch die Hinterpforte

rauslassen würde.


Ich probiere es

natürlich trotzdem.


Was denn?


Wieso schaut ihr so?


Ihr könnt doch

auch nicht ganz normal sein,

wenn ihr das hier lest.


Machen wir einfach mal weiter,

vielleicht kommen wir ja

gemeinsam irgendwo an.


Da wir schon dabei sind:


Wo sind überhaupt diese

angeblichen «noch normal Gebliebenen»?


Verstecken sie sich ängstlich

in ihren eigenen Ruinen

und warten vergessen darauf,

endlich zu bekommen,

was sie

– ihrer Meinung nach –

verdienen?


Reicht jetzt

auch wieder

mit dem Reimen …


– wenn ich mir schon

keinen Reim auf das Ganze machen kann,

dann bekommt ihr auch keinen.


Wir haben ohnehin

keine Zeit zu verlieren,

denn


überfütterte

Schoßhündchen

verschlucken

ihre Herrchen


und


neurotische Freilandhühner

fordern unter Waffengewalt

die sofortige Rückkehr zur Käfighaltung.


Ein Mann

ruft laut in den Wald hinein,

doch als es herausschallt,


droht er den Bäumen

mit Anzeige wegen Lärmbelästigung,


während ein sprechendes T-Shirt

die einfache Bevölkerung

zum bewaffneten Widerstand aufruft.


Virtuelle Arschlöcher

scheißen dir real-physisch

vor die Haustür


und



STOPP!


GENUG!


Das langt vorerst!


Genießen wir lieber

mal ein paar Sekunden

Ruhe und Frieden


probeweise:



* sanftes Windrauschen *


* weit entferntes Vogelgezwitscher *


* das ruhige, gleichmäßige Pochen des eigenen Herzschlages *



Sorry,

aber wir müssen leider weitermachen.


Es ist nämlich folgendermaßen:


Kreischende Kleinkinder

von erschreckender Größe

sind drauf und dran,

komplette Kleinstädte

zu verschlingen,


weil sie

einfach nicht mehr

satt zu kriegen sind


und


gewisse Herrschaften

halten im Alleingang

ganze Heerscharen

in akuter Alarmbereitschaft.


Da sind

halb-animatronische Halbgötter

gerade dabei,

humanoiden Schandflecken

in feierlichen Zeremonien

die Schlüssel zu unseren Herzen

zu überreichen


und


wir schauen ihnen,

im Gedankenstau stehend,

fasziniert dabei zu,

wie sie stolz daran scheitern,

ein Stück Scheiße reinzuwaschen


– hinterher jedoch

alle begeistert daran schnuppern


[ Autor holt tief Luft ]


und einander schulterklopfend versichern,

wie sauber es jetzt duftet.


Man kann den Blick kaum abwenden,

doch wir müssen weiter!


Denn da liegen

Ursache und Wirkung

wie irre kichernd

auf dem Boden der Tatsachen

und versuchen sich gegenseitig

in den Arsch zu ficken.


Kopflose Körper

hetzen geschäftig

durch die Gassen,


wo panische Passanten

sich mit Stoppschildern streiten

und von ihnen

kostenpflichtige Seelenverschmutzung verlangen

für das vorübergehende Gefühl

auch mal kurz recht gehabt zu haben,


während 


Hallo?


Hallo …?!?


Seid ihr noch da???


Gut,

dachte schon,

ich führe hier

Selbstgespräche.



– klaatu –



 


Waldesfrust



 – Der Wald hat alles eingebüßt,

vom Wind zerzaust, vom Sturm gekämmt,

steht er im letzten Flatterhemd

und fragt sich langsam wie das ist,

in Winters Heim zu überleben.


Sein Zustand ist nicht mehr der beste,

die Äste knacken, an den Zweigen

will sich auch kaum noch Leben zeigen –

der Horizont, ein weißes Laken.


Sein Dasein, das in vollen Zügen

er einst genoss, ist wohl vorbei –

denken zwei Wolken, die grad schweben.

Es wundert sie, dass er kaum wettert,

hat er für solch ein karges Leben

doch eine Menge hingeblättert!



 – niemand –



 


Nafets 



 – König Nafets aus Ägypten, 

um genau zu sein Gizeh, 

suchte lange nach Gelübden 

seiner Vorfahrn an Gott Re. 


Er und seine Suchtrupps fanden 

schließlich Schriften nah der Sphinx. 

Nafets hat sie nicht verstanden, 

denn er las von rechts nach links. 


nehpylgoreiH eid re ßeil murD .

nefürp netrhelegtfirhcS ned nov 



 – Stefan Pölt –



 


Der November



 – Der November, kahle Bäume,

grau und nass ist diese Welt.

Leute leben nun für Träume

oder schlicht fürs Weihnachtsgeld.



 – Didi.Costaire –



 


Ostpark



graues Spätoktoberlicht
voll unbestimmter Erwartung


über laubgefleckten Wiesen
Tiefflug von Nilgänsen
die einander jagen
ausdauernd und mit scharfen Schreien



 – Christian Fechtner –



 


Gespenstergeplänkel


 – hören >>


 – Verschwitzt hast du in meinem Bett gelegen,

Und neben dir lag eine Eintrittskarte,

Ich sah dich links den dicken Zeh bewegen,

Worauf der alte Fensterladen knarrte,


Sich langsam öffnete und offen blieb,

Dein Schatten huschte wehend aus dem Fenster

Und rief zurück: «Huhu, ich hab dich lieb!»

«Ich liebe, wenn es sein muss, auch Gespenster»,


Gab ich dir zu verstehen, «aber ja,

Vor allem die, wie du, mit Eintrittskarte!»

Da war das Ding besprochen und geschah.

(Wobei der alte Fensterladen knarrte.)



 – Peter Welk –





unsichtbar



– heut war wieder einer jener tage
an denen ich unsichtbar
durch die stadt gehen konnte
inmitten der dichten menschenströme
schlenderte ich neben der zeit
die auslagenscheiben entlang
hangelte meine gedanken
mechanisch mit meinen blicken
von auslegeware zu hausmauer
zu auslegeware zu
hausmauer zu versunken
in mich
unberührbar für die außenwelt
im grau in grau des asphalts
lineare muster
denen ich folgte
bis zu dem punkt
an dem du mich angerempelt hast
und ich erkennen musste
dass ich einsam bin

unter vielen

 
– Claudia Neubacher –