Goldfisch-Sonett
– Aron Manfeld –
– Aron Manfeld –
– Der Saft des ausgepressten Lebens einer Apfelsine
tropft auf das H20 das im liquiden Aggregat
in glasumhüllter Leere wartet um sich zu verbinden
und einen letzten Weg in meinen Mund zu finden
Die Füße laufen quiklebendig und recht froh
ins Meer und trennen fleißig Molekülstrukturen
Milliarden Jahre drängen mir durch alle Zehen
um Gischt aus Zeit mir ins geleerte Glas zu wehen
– Morphea –
– Der Tod ist heute wundersamer Laune.
Er schreitet summend über warme Hügel,
Am Hut ein Sträußchen flüsternder Alraune,
Verdreht sich kurz vor eines Steines Spiegel
Und putzt verschmitzt mit munterem Geraune
Dem nächsten Engel einfach so die Flügel.
Des Nächtens hielt er Ernte, welche Wonne!
Er schnitt und mähte, löschte ein paar Kerzen,
Vergatterte die beinerne Kolonne
Wie aufgeräumt, um hie und da zu scherzen.
Er fächelt sich ein Wölkchen vor die Sonne
Und ruht ein wenig, pflegt die alten Schmerzen.
Zum Abschied winkt er einmal noch den Linden.
Sie rauschen leise, ohne je zu klagen,
Und sehen ihn im nahen Wald verschwinden.
Schon bald ertönt sein emsig lautes Schlagen.
Er eilt sich, um aufs Neue zu befinden
Und lässt den Wind die Kunde weiter tragen.
– Andrea M. Fruehauf –
– Und wieder ist ein Mai, ein neuer
(auch wenn es jährlich einen gibt)
doch irgendwie scheint dieser heuer
in steten Tränenfluss verliebt.
Er tränt auf Löwenzahn und Flieder,
er tropft auf Ginster und Jasmin,
aufs Federvolk und dessen Lieder –
wo tropft der Ärmste
denn noch hin?
Zuweil‘ entgleiten ihm die Züge,
dann ziert ein Lächeln seinen Mund,
doch bald erschrickt er und denkt Lüge
und weint sich schwer die Augen wund.
Beim Anblick solcher Tropfen-Schwemme,
schwanke ich zwischen Wut und Leid
und frage: Ist er eine Memme
oder nur depressive Maid?
– niemand –