Zwei Minuten noch!



– Wissen Sie, ich möcht ja richtig möchten,

Und Sie möchten, werter Herr, vermutlich auch,

Zwischen uns stehts gar nicht mal zum Schlechten,

Vor gemeinsamer Enthemmung nur ein Hauch

Hält uns noch, wie sag ichs, auf Distanz,

Zwei Minuten noch, dann könnten wir uns ganz

Sozusagen ineinander denken,

Meinetwegen fällt das Denken auch mal aus,

Und ich fang mal an, mich zu verschenken,

Und Sie nehmen sich was Passendes heraus,

Oder droht schon die Enthemmung zu erkalten,

Und ich sollte einfach nur die Klappe halten?



– Joe Fliederstein –





 Traumwiesentraum 


– Als ich heute lag im feuchten 
Gras wo blaue Vögel duften 
Bienen grün am Himmel leuchten 
Schmetterlinge brummend schuften 

Flog ein Mondkalb auf mich nieder 
Hob mein Augenlid ein Weilchen 
Sang ein Trinklied brav und bieder 
Und verspeiste flugs ein Veilchen 

Lieblich blinzelnd schlief ich weiter 
Zwitschernd schwiegen meine Lippen 
Gänseblümchen summten heiter 

Und ein Baum fing an zu wippen 
Schmiss mir niesend allez hopp 
Seine Krone auf den Kopp 


Andrea M. Fruehauf 




Die relative Gemeinheit 
der Zeit


– Sie läuft mir davon, wenn ich gerne verweil‘
und zeitlupt, relaxed, wenn es mir pressiert,
malt Grau in die Haare, zieht Zeitfalten mir,
in die ich gern flüchte, sie relativiert

und wurde geboren durch meinen Verstand,
wo wäre sie wohl, wenn ich niemals wär‘?
Mensch Albert, wo ist der Emcquadrant:
Mein Leben rennt ewig dem Licht hinterher.

– Morphea –




Jésus à jour

 

– Lebte Jesus jetzt und hier,

wäre er womöglich queer

und mit seiner langen Mähne

eine Größe in der Szene.

 

Irgendwie ein bisschen schwul,

fänden ihn Diverse cool

und er könnte alle lieben.

Gott, es würde viel getrieben

und im Zweifelsfall auch ab-.

Frömmler brächte das auf Trab,

doch der Heiland schützte eben

erst mal das gebor'ne Leben.

 

Wünsche würden wirklich wahr.

Ach, es wäre wunderbar,

predigte ein Mensch von heute

für das Erdenglück der Leute.

 

Kirchen wären wieder voll,

die Gemeinden nicht so oll,

die beim Beten auf den Bänken

lachten und den Messwein tränken.

Hätte jemand das geglaubt?

Weder spießig noch verstaubt

wüchsen Lust und Sinnesfreude

selbst im letzten Pfarrgebäude.


– Didi.Costaire –





Hartes Los


– Silberrücken Paul ist heute grantig.

Verhasste Konkurrenz schleicht durchs Gebüsch.

Die Miene schaltet von entspannt auf hantig,

schon zuckt sein linkes Lid verräterisch ...


Wie können diese Nichtsnutze es wagen,

sich darzustell'n als wär'n sie weißgott wer;

zum Affen machen mit geschwelltem Kragen!

Der Oberaffe ist noch immer er!


Schon stemmt er sich mit Ächzen auf zwei Beine

und trommelt mit den Fäusten auf die Brust.

Respekt und Ruhm gebühren ihm alleine!

Sie teilen? – Welche Schmach und Machtverlust!


Er brüllt und grollt und peitscht mit Blätterzweigen

durchs Unterholz (und hofft, dass das genügt).

Er weiß: Muss er sich gleich als Platzhirsch zeigen,

wird er vom Lieblingsweibchen scharf gerügt.


Da steht er – Grünzeug wedelnd – unentschlossen;

es kämpft in ihm Verdruss gegen Vernunft.

Ein Wolkenbruch setzt ein – er wird begossen

und trollt sich wie ein Pudel. Doofe Brunft!


– Claudia Neubacher –





Alternative


– Zwei Hühnern aus Lokstedt bei Erfen 

Geht Eiproduktion auf die Nerven 

Sie hassen das Legen

Und sagen verwegen:

«Wir werden statt legen jetzt werfen!»

 

– Volker Teodorczyk –






Kettenrauchertango 


– hören >> 

– So lieben wir ihn den Verbraucher –
Dem Tode nah als Kettenraucher.


Ich gebe mich dem Rauch

Mit Wonne hin und auch

Von Kringeln eingekettet,

In Düfte eingebettet, 

Lass ich in blauen Schwaden

Gedankenbilder baden

Von dir geliebtes Stück,

Du Raucherzwischenglück.


Ich gebe mich dem Rauch

Mit Wonne hin und auch,

Wenn ich in meiner Nähe

Nur Nebelmäuse sehe,

So seh ich in Gedanken

Mich dir entgegenwanken,

Geliebte, ach, von fern,

Umgaukelt mich dein Stern.


Du schönster von den mir bekannten Engeln,

Du Traumstopp zwischen zwei gepafften Stengeln,

Du Fünfminutenseligkeitensüße,

Die ich aus meinem Raucherhimmel grüße,


Wenn ichs vielleicht schon morgen übertreibe

Und mittels Rauchvergiftung mich entleibe,

So schick ich dir von oben blaue Blicke

Und knicke dir von dort aus dann das Herz.


Ich gebe mich dem Rauch

Mit Wonne hin und auch

Von Kringeln eingekettet,

In Düfte eingebettet, 

Lass ich in blauen Schwaden

Gedankenbilder baden

Von dir geliebtes Stück,

Du Raucherzwischenglück.


Ich gebe mich dem Rauch

Mit Wonne hin und auch,

Wenn ich in meiner Nähe

Nur Nebelmäuse sehe,

So seh ich in Gedanken

Mich dir entgegenwanken,

Geliebte, ach, von fern,

Umgaukelt mich dein Stern.


Wärst du doch ein Rauchgeschlängel,

Nähm ich dich am Liebesgängel

Und in stetigem Bemühen,

Könnt ich dich auf Lunge ziehen,


Wärst du doch ein Lustgebilde,

Qualmend und aromamilde,

Könntest du für mich erglühen

Und mir um die Nase blühn.


Weils nicht so ist,

Und du es nicht bist,

Lass ich in blauen Schwaden

Gedankenbilder baden

Von dir geliebtes Stück,

Du Raucherzwischenglück,


Lust am Rauch,

Die tut es schließlich auch,

So seh ich in Gedanken,

Mich dir entgegenwanken,

Geliebte, ach, von fern

Umgaukelt mich dein Stern.



– Peter Welk –