Sonett mit Enschambemong

 (so manchen Lyrikforengesellen gewidmet)


– Sehr gerne schreib ich mit Enschambemong
Gedichte, denn dann flutschen alle Zeilen
so supi ineinander. Zum Verweilen
solln Leser gar nicht kommen. Am Plafong

der Dichtkunst wird gekratzt, wenn im Kartong
es rappelt, dass es kracht. Und beim Zerteilen
von Sätzen muss ich oft recht dolle feilen.
Das soll man bloß nicht sehn. Ein Komplimong

bekomm ich allerdings nicht oft geschrieben.
Hab sie vermutlich alle aufgerieben,
indem ich wähl echt schwierige Metaphern

und spar auch nicht mit coolen Inversionen.
Es kann nun mal hoch oben der nur thronen,
der mehr kann als der Rest an Lyrik-Raffern.

– Claudia Neubacher –




 ashes to oceans 


– das Meer es wurde mir geschenkt 
mit allem was sich wellt und kront 
ich atme Salz und spüre mich 
in allem was dort lebt und wohnt 
und eines Tages werde ich 
mit allem was ich bin versenkt 

– Morphea –







 Schattenspielend


– Manchmal denk ich mich am Abend

aus mir selber weg und gleite,

schattenspielend zwischen Welten,

hin ins aufgeklappte Weite.


Manchmal häng ich dann an Bildern

oder Wörtern fest und menge

mich mit allem durcheinander

und verlier mich im Gedränge.


Manchmal fall ich dann in Tiefen,

über mir enteilen Räume …

und ein fremdes Ich am Morgen

löffelt Ei und deutet Träume.


– Peter Welk –





Am Himmel



– Inmitten der vollen Ähren,

betupft von den leuchtenden

Sprenkeln des grellroten Mohns,

lagen wir mit dem Donnergrollen,

atmeten Heupferdchenträume

mit dem Wiegen der Halme.


Du wolltest fliegende Fische

zählen. Ich bloß immer wieder

deine Sommersprossen

und die versprengten Galaxien

im endlosen Blau deiner Iris.


«Eins!» riefst du und lachtest.

«Da – zwei!» Und ich versank

in den Spiralarmen deiner Locken.

Ich hätte dir gerne einen gefangen,

doch du hattest die Zeit angehalten.


Irgendwo in der Welt knatterten

Motorräder vorüber, holperten

über das alte Kopfsteinpflaster

der Höhenstraße, und der

auffrischende Wind trug mit dem Duft

von Marillenknödeln und Butterbröseln

das Glück in unser Universum.



– Claudia Neubacher –





Das Pendel


– Sie geht durch die Zimmer berührt ein paar Dinge
Vergräbt ihren Kopf in sein Hemd seine Sachen
Und eilt nur ein klein wenig fort hört sein Lachen
Sein Raunen sein Schweigen den Schlag einer Schwinge

Und ruft ihn zu halten und wieder und wieder
Versucht sie die uralte Uhr zu verbiegen
Ach lass uns noch einmal zum Auenwald fliegen
Das Pendel holt aus schlägt sie fort und darnieder

Sein Echo verhallt in den sonnigen Räumen
Verwirbelt ein wenig den Staub lässt ihn tanzen
Und legt ihn auf Seufzer auf Bilder und Kissen

Sie lässt es barmherzig geworden noch träumen
Verteilt die Erinnerung freundlich im Ganzen
Und hat doch das Morgen für immer zerrissen

– Andrea M. Fruehauf –






Da frag noch einer: Welche Rasse ist denn das?

Wenn ich schon Rasse hör! Ich bin zunächst mal Hund

mit Impfschein, Postanschrift und Kinderpass

und sowohl innen wie auch außenrum gesund.


Ich kann ein Lamm sein, und ich mach auf Rappelplautzer

(Sie kommen – wörtermäßig kommse mit?)

Ich zähle zum Verein der patentierten Kurzbartschnautzer …

(wird fortgesetzt)





 Jugendliebe 


– Wir schwebten gen Himmel, den Wind in den Haaren, 
mein Roller, er trug uns auf Wolken dahin,
so sind wir des Abends zum Weiher gefahren 
und hatten nur Ewigesträumen im Sinn. 

Wir fanden am Ufer ein lauschiges Plätzchen,
wir neckten und küssten uns, lagen im Gras,
so dass ich dann prompt mit dem Schatz aller Schätzchen 
den Raum und die Zeit, einfach alles vergaß, 

schlicht alles, was um uns war, nur nicht die Sterne, 
den Mond, ihre Lippen und auch nicht den Wein, 
es tanzte das Licht unsrer kleinen Laterne 
zum Zirpen der Grillen im Vollmondenschein. 

Halb zwölf, auf dem Rückweg dann, musste ich blasen, 
sie haben vor Ort meinen Lappen kassiert.
Ab folgendem Tag war der Schatz aller Schätzchen 
mit Ritchie und seiner Suzuki liiert. 

– Rudolf Anton Fichtl –