Olympischer Gedanke



 – Fast vorbildlich war meine Haltung
Beim Sturz von meiner Dachterrasse
Es kam zur Gehwegplattenspaltung
Wie ich doch langes Fliegen hasse!
 
Ich fiel geschmeidig, fast gekonnt
Nur dreizehn Brüche, welch ein Glück!
Das überlebt sonst kaum James Bond
Doch ich war noch in einem Stück
 
Und die Gesellschaft aus dem Hause
Mit der ich die Bedachung teile
Macht nach dem Schrecken kurz ‘ne Pause
Und applaudiert dann eine Weile
 
Zog Zahlen aus bemalten Kästen
Als wär es ‘ne Olympiade
Zerstört, mein Wunsch nach Siegesfesten
Fünfmal die drei, ach ist das Schade!


– Volker Teodorczyk –





(Die KI zeichnet für das Gemälde verantwortlich)


Apfelexitus


 – auf einen Apfeltee blieb ich nur um in mir zu ruh'n
dem nachzuschau'n wie Blätter gravitationell
ein wenig langsamer als dieser eine Apfel
aus ihrem Universum fallen – und noch schnell

zieh ich den Kopf ein – Newton tat es (glaub ich) auch
die Tassenmasse starb im grünen Kugelschuss
zerbarst – mich zieren zart teeîne Sommersprossen.
Die Kernfrucht – nach dem Todesfall – verstarb als Apfelmus

– Morphea –




Die Aantracht


 – Ach, der Kapitän war voll, Mann – und
unser alter Kutter leckgeschlagen.
Alles gegen uns und nichts lief rund,
als wir regelrecht darnieder lagen.
 
Frische Kräfte lösten dann die Fesseln,
und es stieg im Nu die Zuversicht.
Benny lässt es wieder richtig kesseln,
Eisen-Ermin macht die Luken dicht.
 
Auch der neue Steuermann hat Dampf,
und er kommt dem Ufer etwas näher.
Pfitze pusht die Jungs bei ihrem Kampf.
Jeder weiß, es wird ein harter, zäher.
 
Wellen wüten wirr in diesen Tagen,
und nicht nur die Hoffnung steht und fällt.
Doch egal, wie wir uns letztlich schlagen –
unsers bleibt das schönste Schiff der Welt.

– Didi.Costaire –




 Spechtbeschallung 


 – Frau Muserl-Mini lässt mit schöner Stimme
beim Parkspaziergang deutsche Dichtung hören,
verschickt die Texte über Korn und Kimme
der Silbenzählerautomatenröhren,
auf dass ihr Werk die weiten Höh‘n erklimme
hinauf zum Specht im Lichtschein zweier Föhren;
sie stopft ihn voll mit Stanzen und Sonetten …
(und später ihren Mann mit Rahmkot‘letten).

– Peter Welk –




Im Park


 – Raureifmorgen, erster Klang
sehnsuchtsweicher Kehlen
tönt, sich Winters Abgesang
vorlaut zu vermählen.


Ahornriesen wiegen stolz
Zauberparasiten,
und der Wind im Sandelholz
kost die ersten Blüten.

– Andrea M. Fruehauf –





Hilferuf

 
 
 – Ich melde mich verstört von meinem Platz
im Himmel für Gelegenheitspoeten,
hier dacht‘ ich das Gemurkse abzubeten
aus Schnörkeln, Blechmusik und Kaffeesatz,

das erdenwärts mir die Kollegenrunde
im öffentlichen Wortverkehr entbot
bis gestern. Und ich ihr. Nun bin ich tot,
und dem Großreinereimen schlägt die Stunde,

so meine Hoffnung. Aber, denkste, Blechpoet,
hier oben reimen sie auf Teufel komm!
(der kommt nicht, weil er selbst auf Reime steht)
die Engel hält der freie Rhythmus fromm …

Ich will hier raus! In einen andern Himmel!
Hört denn hier niemand mein Sonettgebimmel?


– tordilo –


 


Liebesspiel 



 – ein Eichhörnchen jagt
ein anderes Eichhörnchen 
wild durchs Gerippe
des Alleebaums:
zwei nackte Herzen kurz vorm Überschlag
in der toten Brust des Winters 



 – Christian Fechtner –