Mein Mensch spricht dann und wann genervt vom Hundeblick,
Und dem zu widerstehn, sei kaum zu schaffen.
Das stimmt. Ein Hund, wie ich, kocht mit dem Blicketrick
den Menschen weich und macht ihn dann zum Affen.





Orchesterprobe 

 

– Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! CAPITO?

AHA!
Flütomanti, Violitat, Tata-tumm?

Oh, no, no, no!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! BASTA!!

OHO!
Flütolatum, Tata-manti, Zipolat?

No, no, no, no, no!!!!!!!!!!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! O.K?

YESS!
Zipolatum, Flütomanti, Violitat?

Njet, njet, njet!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! VERSTANDEN?

HARASCHO!
Violitati, Flipomanti, Zipfelumi?

Nein, nein ,nein!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! KAPIERT?

HÄ?

DILETTANTEN
BANAUSEN!
IDIOTEN!

Piep?


– niemand –





wien sommer 
sechster stock 
altbauküche 



– seit einigen wochen 
kann ich dein frühstücksgesicht 
nicht lesen 
geblendet
bin ich vom sonnenlicht
im fenster
auf der anderen seite der straße 
dein umriss noch immer
so vertraut
abfallende schultern
ein sanft geneigter kopf
manchmal weht
das rechteckige segel
aus verwaschenem rosa vorüber
und es raschelt
beim umblättern
dann rieseln verirrte buchstaben
unausgesprochener worte
auf deinen teller
fragmente ungeteilter gedanken
ich blinzle
beim versuch dich zu sehen
doch es glitzert 
nur der honig
der von deiner semmel
zähflüssig 
in die stille tropft


– Claudia Neubacher –







Frühling 


– Dies erogene Brummen 
des Zwölfzylinder V 
lässt demütig verstummen: 
ein Traum metallic-blau. 

In Chrom gehüllte Felgen 
mit Schlappen: 30 Zoll. 
Welch ehrfürchtiges Schwelgen, 
mit einem Wort nur: Toll. 

Der Spoiler küsst die Straße 
bei offenem Verdeck 
und – Gipfel der Ekstase – 
Blondine im Gepäck. 

So rollt im Maserati
vor mir mein Chef, Herr Wolf, 
dahinter ich mit Vati
in meinem alten Golf. 

– Rudolf Anton Fichtl –



 

Midlife-Krise früh um drei 


– Der Dichter kann schon wieder mal nicht schlafen. 
Nicht Virus oder zu viel Bier im Bauch
sind das Problem. Er steht auf keinem Schlauch. 
Er zählte schon Zehntausende von Schafen. 

Ihm geht auch kein Finanzamt auf die Eier. 
Die Dame schläft, und Flöhe hat er nicht. 
Die Arbeit morgen fällt kaum ins Gewicht, 
und die beschränkten Nachbarn – hol' der Geier. 

Ihn quält der Wunsch: Bizarr, verrückt, vermessen, 
Schimäre, die er in den Träumen fängt;
nur ein Gedicht, für sie, an die er denkt, 
obwohl er weiß: Sie hat ihn längst vergessen. 

– Dirk Tilsner 





Winter 


– Ein Flugzeug fliegt in Seitenlage 
Es hält die Position nur vage
An Bord befindet sich der König 
Der Rauschgiftgang von halb Venedig 

Es feiern Dealer, Hintermänner 
Auch der Pilot schnupft wie ein Kenner 
Fühlt sich beschwingt und vogelfrei 
Und greift am Steuerknauf vorbei 

Nun wird der Flug sehr unbequem 
Doch sich beschweren? Und bei wem? 
Und dann am Berg, die Havarie 
So viel an Schnee gab‘s da noch nie 

– Volker Teodorczyk –




Sonett mit Enschambemong

 (so manchen Lyrikforengesellen gewidmet)


– Sehr gerne schreib ich mit Enschambemong
Gedichte, denn dann flutschen alle Zeilen
so supi ineinander. Zum Verweilen
solln Leser gar nicht kommen. Am Plafong

der Dichtkunst wird gekratzt, wenn im Kartong
es rappelt, dass es kracht. Und beim Zerteilen
von Sätzen muss ich oft recht dolle feilen.
Das soll man bloß nicht sehn. Ein Komplimong

bekomm ich allerdings nicht oft geschrieben.
Hab sie vermutlich alle aufgerieben,
indem ich wähl echt schwierige Metaphern

und spar auch nicht mit coolen Inversionen.
Es kann nun mal hoch oben der nur thronen,
der mehr kann als der Rest an Lyrik-Raffern.

– Claudia Neubacher –