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collage - gähnende himmel



 – orchideenwälder wachsen

an den ufern des überflusses

gegen die fließrichtung

und den goldfischen wird

das wasser zu seicht


auf der anderen seite geloben

bienenfresser besserung

in ihren nestern

und proletarisch ruiniert ein igel

den abendfrieden


sonnenuntergangsstimmung überall

die glühwürmchen im ausstand

und der überfluss fließt träge in die nacht

immer in der hoffnung

auf herabstürzende sterne


aber nur ein paar rosa wölkchen

verziehen sich in richtung westen



 – charlotte van der mele –



 


außen



deine tür schließt sich

und ein wind weht mich

aus der sprache


sterne leuchten noch

doch ich habe für sie

keine namen in dieser nacht


vor mir sehe ich

dein fensterloses gesicht

die treppenstufen ins nichts


     dein du verfällt

                vor meinem angesicht

                    mein ich kann nichts tun


welche wege du aber auch gehst

                        ich warte auf dich

an der abbruchkante des dunkels



 – charlotte van der mele –



 


wie lange schon



 – gewöhnt an heimatlosigkeit

die wie der eselsschrei

            am abend

mich einhüllt sitze ich

am wohlbekannten tisch

und auch mein lächeln ist euch

wohlbekannt


noch werde ich dazugezählt

hebe noch das glas

auf die gesundheit

und das glück

spreche noch

mit alten worten


doch wart ich auf den wind der mich

gemeinsam mit dem schrei des esels

verweht in einen abend

auf den kein morgengrauen folgt



– charlotte van der mele –





praça das flores IV



 – du kannst nicht zweimal

den gleichen platz besuchen

es gibt keine wiederholung

eine andere bist du

und auch

die bäume sind gewachsen


doch du kannst wiederkommen


nun sitze ich am brunnen wie

vor jahren schon im schatten

der gummibäume erzähle ich


vom leben von den jahren

von der verlorenen liebe

leise plätschert der brunnen

und ich weine


der kleine schwarze kaffee

im pão de canela

wärmt erinnerungen und

im augenblick

erkenn ich mich


ja wiederholung

gibt es nicht

aber wiederfinden



– charlotte van der mele –


 


seit einhundert jahren



– die eisenkrähen hatten mich zur vorsitzenden

ihrer nachtschatten bestimmt und nun sitze ich

im gemachten nest


befehle den zahlen

gerade zu stehen

zwinge die sonne

in den kreis

[sie gibt sich mir sowieso

viel zu männlich]


am ende der laufbahn lege ich

den vorsitz nieder doch nicht ohne zuvor

eine revolution der denkungsart

verfügt zu haben


für die folgen erkläre ich mich

für nicht schuldig

im sinne der anklage



– charlotte van der mele –