Nachmittag
im späten August
– Christian Fechtner –
– Verwandtschaftsbeziehungen sind mir ein Graus,
ich kenn mich bei so einem Wirrwarr nicht aus.
Ob Großtante oder Cousin zweiten Grads –
mein Stammbaum ist Teil eines Nudelsalats.
ich sei auch mit unseren Kindern verwandt.
– Stefan Pölt –
– Lang aufgereiht erwarten Stühle
in dunkelblauer Abendschwüle
den Neubelag von Körperteilen,
aus denen Seelen dann enteilen,
um in der eingegleisten Bahn
zu kosten Wagners Bühnenwahn.
Einst sollte hier am deutschen Wesen
die Bühnenkunst weltweit genesen –
sie ist davon, weil's manchen mundet,
noch immer nicht im Kern gesundet.
– James Blond –
Mit Lockenwicklern steht sie an der Tür
Du bist zu früh Junge
Opa Karlheinz im Unterhemd liest Bild
Dann legt Oma mir Braunkohl auf den Teller
Und ich weiß jetzt auch nicht
– Aron Manfeld –
– Wie ich da in meinem Nest
sitze, in die Bemme beiße,
kommt ein Sturm (aus Budapest),
rüttelt mich beziehungsweise
an dem Haus, im Gegensinn
wanken Ziegel, danken leise
ab und segeln sonstwohin,
Fenster, Türen – braune, weiße
springen fort! O welche Not,
selbst der teure, seltsam heiße
Kandelaber stellt sich tot!
Alles wackelt, Schrank und Fach,
Fluten tropfen eimerweise
durch das offne Schindeldach,
Balken stürzen, eine Schneise
der Verwüstung ist mein Heim,
das ich grad in eignem Schweiße
bauen ließ. Am Bahngeleise.
Himmelherrgottnochmal Scheiße!
– Andrea M. Fruehauf –