Verweht 



– Der Wind schwingt sich rauschend und schwer über Ähren, 

Legt Schneisen, den stechenden Grannen zum Hohn. 

Die schönste der Schönen zum Tanz zu begehren 

Zerzaust er Kamille und schlafenden Mohn. 


Schon trudelt er, hat sie alsbald auch gefunden, 

Verharrt eine Weile und dreht sich zum Spiel 

Um Taillen und Blättchen und reißt unumwunden 

Ihr blauendes Leuchten vom bebenden Stiel. 


Da lacht er und wirft sie in duftigem Bogen 

Ins wogende Feld. Wie von Seufzern gezogen, 

Versinkt sie, für immer verschwunden und tot. 


Vom Toben ermüdet, befiehlt er sich pustend
Ein Wölkchen zum Kissen und schnarcht ewig hustend 
Und hat jenes Seufzen schon lange verweht. 



– Andrea M. Fruehauf –



 


Hilfsmittel 



– Der Schwimmer Karl-Jochen aus Brücken 

Bekraulte erregt Britneys Rücken
Dies sah ihr Freund Heinz
Ein Boxer aus Mainz
Nun schwimmt der Karl-Jochen mit Krücken 



– Volker Teodorczyk –




 


Astern 



 Astern – schwälende Tage – 

Moment mal, ich hab‘ da ‘ne Frage: 


Was wollen Sie uns da erzählen? 

Dass Tage schwälen können? Schwälen? 


Wie kann man solche Wörter wählen? 

Das Wort, das gibt’s doch gar nicht: schwälen! 


Sie sollten Leser nicht so quälen 

Mit Wörtern wie besagtem Schwälen! 


Wenn Sie uns fragten, wir empfählen: 

Verzichten Sie komplett aufs Schwälen! 


Was sagen Sie? Das ist von Benn? 

Ach, schwälen ist von Benn. Na denn. 



– Martin Möllerkies – 



 


Frühling 



– Dies erogene Brummen 

Des Zwölfzylinder V 

Lässt demütig verstummen: 

Ein Traum metallic-blau. 


In Chrom gehüllte Felgen 

Mit Schlappen: 30 Zoll. 

Welch ehrfürchtiges Schwelgen, 

Mit einem Wort nur: Toll. 


Der Spoiler küsst die Straße 

Bei offenem Verdeck 

Und – Gipfel der Ekstase – 

Blondine im Gepäck. 


So rollt im Maserati
Vor mir mein Chef, Herr Wolf, 
Dahinter ich mit Vati
In meinem alten Golf. 


– Rudolf Anton Fichtl –





kinderspiel



– unter dem strahlen der sonne

der blick von den zinnen


als hätte das riesenkind

lustvoll täler in den

sand gegraben ihn mit

hohler hand zu sanften

hügelketten geschoben

gehölze und raine an die

richtigen stellen gesetzt

mit den fingern weinberge

ins so erschaffne land

gekämmt und immer wieder

miniaturgehöfte kleine weiler

auch ein zwei kirchtürmchen

verteilt alles begrünt


darüber der ruf des falken

das jauchzen ob der

vollendeten schönheit



– Claudia Neubacher –



 


Die Schöhnheit der Spraache 



– Mann hatt es nicht leicht als ein Rechtschreibeksperte 

denn viele versteen nichts von Ortograafie 

dabei hat die Spraache doch geistige Werte
und die zu bewaaren ist wichtig, wie nie. 


Was musste ich nicht schon an Text korrigieren 

in Büchern, und Zeitung mein Rotstiftbedarf 

ist exorbitant doch ich darf nicht pausieren 

«Was fallsch ist bleibt fallsch!» krittisiere ich scharf. 


Auch Interpunkzjon ist ein Anlass zur Klage 

weil keiner mehr, weis wo man Kommata setzt. 

Die Bildungsbanausen sind nicht in der Lage 

genau zu kapiern was die Regeln verletzt. 


Ich schreibe zurzeit ein Programm zur Erkennung 

von Rechtschreibefeelern das achtet als Tei- 

laspekt bei den Wörtern auf richtige Trennung 

und dann ist ballt Schluss mit der Fallschschreiberei! 



– Stefan Pölt –





Es riecht nach Junimond 


(für Rosemarie)



– Es riecht nach Junimond, du riechst nach Heu,

dein buntes Sommerkleid fängt Kräuterwürze

und salbt die zart gebräunte Haut

auf deinen Schulterschwüngen.


Es riecht nach Sonnentag und ganz aufs Neu‘

verlieb ich mich in deines Näschens Kürze,

ins Auge, das nach Faltern schaut

und flinken Schwalbenschwingen.


Mein Arm berührt den deinen freudig scheu,

verwirrend fassen mich Gedankenstürze.

Beinahe hab ich mich getraut

mit Grillen mitzusingen.



– Ingo Baumgartner –