Sonett – 18 



– Soll ich dich einem Sommertag vergleichen, 

Die du viel lieblicher und sanfter bist? 

Durch Maienblüten rauhe Winde streichen, 

Auch Sommers Süße hat nur kurze Frist. 


Oft spürst du heiß die Sonne niederbrennen, 

Oft tobt ein Sturm, verdunkelt den Azur,
Und stets muss Schönes sich von Schönem trennen 
Durch Zufall oder Wandel der Natur. 


Doch was du warst und bist, wird immer sein, 

Nie fliehn die Schönheit, die dir eigen ist, 

Wird sich der Vogel Tod dir nähern? Nein! 

Weil du in meinem Lied unsterblich bist. 


So lange Menschen hören, Menschen sehn, 

Lebt mein Gesang und schützt dich vor Vergehn! 



– William Shakespeare – 




 

gassen



– laternen leuchten

durch die schmalen gassen und

keine spur von mir


– Jörg Schaffelhofer –






Friesisch herb 



 – Der Ostwind scheitelt streng von links
Legt Dauerwellen übers Meer
Die Jollen wippen aufgeregt
Und Wolken jagen regenschwer

Die Brandung schäumt derweil vor Wut
Der Leuchtturm lächelt Licht ins Weit
Das sich an Horizonten bricht
Im Möwenland und durch die Zeit

Der mondgezognen Wasserwelt.
Ich bin der gelbe Fleck im Bild
Im Grau aus Wolkenmeer und Gischt.
Bis  Dunkelheit darüberwischt.


– Morphea –




 SEK



– Beim Bankraub in Süss an der Weihe

Tanzt Scharfschütze Schorsch aus der Reihe,

Er stürmt im Alleingang

Den vorderen Eingang

Und schießt aus der Drehtür ins Freie.



– Stefan Pölt –



 

Albtraumfabrik



– Mühsam

lernte ich mit euch die Schritte,

die uns gemeinsam

in den Untergang führen werden.


Meine Fantasie

wurde zu einer Fabrik

für Albträume


- ein atmendes

Atom-U-Boot

in ständiger

Alarmbereitschaft.


+++


Eure


W       E       I        T         E


macht

mein Denken

eng.


So eng,

dass ich

mich

sel

bst

ka

um

me

hr

ve

rs

te

h

e


+++


Vergessene Erkenntnisse

auf zerrissenen Schmierzetteln,

die im Staubsaugerbeutel

meiner Erinnerung landeten:


Ich weiß noch,

dass ich mich bunt

oder zumindest grau fühlte,


doch an der Garderobe

gaben sie nur

einheitlich schwarze

oder weiße Kleidung raus.


+++


Nun stehe ich

Fahne schwenkend

am Bahnhof,


Kausalitäter und

-opfer gleichzeitig,


und winke schluchzend

meinem Verstand hinterher,

wie er gerade


mit dem letzten Zug

Richtung Front abfährt.



– klaatu –



 


Passantin



gut anderthalb Meter
über dem Asphalt
eine energisch schwebende
Riesenschildkröte
die pink
durch den Regenmorgen leuchtet



– Christian Fechtner –





Käsekrümel und Rose

(Kindergedicht)
– Auf Omas großem Gartentisch
ist Platz genug für dicke Fliegen, 
die haben sich gerade auf den Tisch gehockt,
ein Käsekrümel hat dicken Fliegen angelockt. 
Ein schöner weißer Schmetterling
kann auf dem Gartentisch nicht landen,
die Fliegen rennen alle kreuz und quer,
mal eine vorneweg, mal alle hinterher,
ganz plötzlich alle hin zum Käsekrümel,
der Schmetterling steht flatternd in der Luft,
die Sonne hat den Käse weich gemacht und drum
treibts alle dicken Fliegen um den Käse rum.
Da kommt ein gelber Schmetterling herangeflogen
und hat den weißen mit sich fortgezogen
zu einer dunkelroten Rose hin. Dort sitzen
die beiden jetzt an dunklen Blütenblätterritzen
und saugen süßes Rosenwasser ein …
in Omas Garten wird’s bald Sommer sein.


– Peter Welk –