Morgenprotokoll



 – azurblau
der Himmel
durchs Fenster

rasurrot
das Gesicht
im Spiegel

fast farblos
die Gedanken
vorm Aufbruch 

– Christian Fechtner –





Schneck und Schnecke 

(Kindergedicht)


 – Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus,

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell.

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.


– Peter Welk –





Der erkältete Omnibus 

(Kindergedicht)

 – Ein Omnibus ist müde
und stellt sich vor ein Haus,
er schiebt die Türen leise zu
und löscht die Lampen aus.

Er ist schon eingeschlafen,
ein Schild sagt gute Nacht,
da hat im Haus der kleine Klaus
ein Fenster aufgemacht.

Er schüttet kaltes Wasser
dem Omnibus aufs Dach,
der Omnibus kriegt einen Schreck,
und davon wird er wach.

Der kleine Klaus am Fenster
gießt Wasser immer mehr,
der Omnibus erkältet sich,
das Fieber plagt ihn sehr.

Der kleine Klaus holt Tücher
und geht zum Omnibus
und reibt ihn ab und drückt ihm auf
die Scheibe einen Kuss.
    
«Jetzt darf ich dich behalten,
du bist gesund gemacht!»
Und hopplahopp, der kleine Klaus
steigt ein und hupt und lacht.

Der Omnibus soll fahren,
und müde ist er doch,
er fährt – und plötzlich fährt er quer,
hängt fest in einem Loch.

Der kleine Klaus muss laufen,
die Augen gehn ihm zu,
er kommt nach Haus zurück und fällt
ins Bett mit Hemd und Schuh.

– Peter Welk –




In der Landschaft 

des Aschenbechers



– die abgestreifte Glut der Zigarette
leuchtet auf wie die winzige
Sonne einer sterbenden Welt

ein Körper aus atmendem Licht
der schnell
auf Funkengröße schrumpft
beim Rückzug ins Innere
eines Klumpens aus bröckelndem Weiß und Grau


– Christian Fechtner –