Nachtaktiv
– Christian Fechtner –
– Der Morgen dräut, mein Schädel brummt
und schmerzt im Übermaße,
mein Mund ist taub, ein Tierchen summt
um meine müde Nase.
Ich hole aus – das blöde Vieh
entfleuchte wohl ins Zimmer –
und schlage mir mit Energie
aufs Maul. Es kommt noch schlimmer!
Nun heb ich mich ins Waagerecht
und seh auf der Toilette:
Am Spiegel hängt mein Folterknecht
und putzt sich die Facette.
Mein Handtuch saust, das Glas zerschellt,
und ich bin Ach! zerschunden.
Die Fliege? Bleibt auf dieser Welt
und leider auch verschwunden.
Der Mokka röchelt, ich hab Zeit
und streck am Tisch die Glieder,
da schwirrt das Untier, kampfbereit,
auf meine schweren Lider.
Ich schrecke auf, der Kaffee mit,
und tünch mir Hemd und Hose,
die Fliege kreist als Satellit
um meine Zuckerdose.
Gleich setzt sie sich! Ich atme nicht,
vorm Auge weiße Blitze –
der Tisch, der nun zusammenbricht,
schlägt mir ans Kinn! Na, Spitze!
Der Morgen dräut, mein Schädel brummt
und schmerzt im Übermaße,
der Mund ist taub, ein Tierchen summt
um meine müde Nase …
– Andrea M. Fruehauf –
– Einst ging die Liebe durch den Magen
Und ward bald der Verzweiflung nah,
Sie konnte einfach nicht ertragen,
Was sie auf diesem Wege sah.
Durch den Verdauungsbrei hier staksen,
Soll ich (das sei ja wohl ein Scherz!)
Und nach dem Gang noch mächtig wachsen?
Ab morgen gehe ich durchs Herz!
Im Herzen war ihr auch nicht wohler,
Das sie mit hohem Blutdruck schlug.
Sie rief dem Menschen: Komm und hol er
Mich raus! Hab von dem BUMM genug!
Jetzt irrt sie durch des Hirnes Rinde
Und hofft, in dessen Labyrinth,
Dass sich ein guter Ausweg finde –
Kann sein, dass sich auch keiner find‘!
– niemand –
– Vor seinem Schauspiel lässt er gerne warten,
Verzehrt, das Bühnenbild in einen Garten.
Bei seiner Pracht brauchst du nur zuzulangen.
Schlaraffenland! Aus jeder Blüte spritzt
Ambrosia und flutet dich in Schüben.
Der Liebreiz, der am Tag dein Blut erhitzt,
Hält dich im Arm der lauen Nacht gefangen.
Im Rausch bemerkst du kaum wie das Gefilde
Sich einfärbt und allmählich Glanz verliert.
Noch tanzt du unbeschwert, bis aus dem trüben
Gewölk ein Paukenschlag den Schluss taktiert.
Der Abend, kühler jetzt, ermahnt zur Milde.
– Dirk Tilsner –
– «Es gibt ein Vorbild, das mein Werk befeuert»,
So hör ich manchen jungen Dichter sprechen.
«Ich will ihm folgen, statt mit ihm zu brechen.
Wenn das gelingt, hab ich genug erneuert.»
Um solche Dichter mach ich einen Bogen.
Denn steht beim Schreiben nur das Alte Pate,
Sei mutig, Dichter, und zerschlag die Formen
Und lache Hohn den hergebrachten Normen:
Sonette schreiben ist total bescheuert.
– Martin Möllerkies –