Am Himmel



– Inmitten der vollen Ähren,

betupft von den leuchtenden

Sprenkeln des grellroten Mohns,

lagen wir mit dem Donnergrollen,

atmeten Heupferdchenträume

mit dem Wiegen der Halme.


Du wolltest fliegende Fische

zählen. Ich bloß immer wieder

deine Sommersprossen

und die versprengten Galaxien

im endlosen Blau deiner Iris.


«Eins!» riefst du und lachtest.

«Da – zwei!» Und ich versank

in den Spiralarmen deiner Locken.

Ich hätte dir gerne einen gefangen,

doch du hattest die Zeit angehalten.


Irgendwo in der Welt knatterten

Motorräder vorüber, holperten

über das alte Kopfsteinpflaster

der Höhenstraße, und der

auffrischende Wind trug mit dem Duft

von Marillenknödeln und Butterbröseln

das Glück in unser Universum.



– Claudia Neubacher –





Das Pendel


– Sie geht durch die Zimmer berührt ein paar Dinge
Vergräbt ihren Kopf in sein Hemd seine Sachen
Und eilt nur ein klein wenig fort hört sein Lachen
Sein Raunen sein Schweigen den Schlag einer Schwinge

Und ruft ihn zu halten und wieder und wieder
Versucht sie die uralte Uhr zu verbiegen
Ach lass uns noch einmal zum Auenwald fliegen
Das Pendel holt aus schlägt sie fort und darnieder

Sein Echo verhallt in den sonnigen Räumen
Verwirbelt ein wenig den Staub lässt ihn tanzen
Und legt ihn auf Seufzer auf Bilder und Kissen

Sie lässt es barmherzig geworden noch träumen
Verteilt die Erinnerung freundlich im Ganzen
Und hat doch das Morgen für immer zerrissen

– Andrea M. Fruehauf –






Da frag noch einer: Welche Rasse ist denn das?

Wenn ich schon Rasse hör! Ich bin zunächst mal Hund

mit Impfschein, Postanschrift und Kinderpass

und sowohl innen wie auch außenrum gesund.


Ich kann ein Lamm sein, und ich mach auf Rappelplautzer

(Sie kommen – wörtermäßig kommse mit?)

Ich zähle zum Verein der patentierten Kurzbartschnautzer …

(wird fortgesetzt)





 Jugendliebe 


– Wir schwebten gen Himmel, den Wind in den Haaren, 
mein Roller, er trug uns auf Wolken dahin,
so sind wir des Abends zum Weiher gefahren 
und hatten nur Ewigesträumen im Sinn. 

Wir fanden am Ufer ein lauschiges Plätzchen,
wir neckten und küssten uns, lagen im Gras,
so dass ich dann prompt mit dem Schatz aller Schätzchen 
den Raum und die Zeit, einfach alles vergaß, 

schlicht alles, was um uns war, nur nicht die Sterne, 
den Mond, ihre Lippen und auch nicht den Wein, 
es tanzte das Licht unsrer kleinen Laterne 
zum Zirpen der Grillen im Vollmondenschein. 

Halb zwölf, auf dem Rückweg dann, musste ich blasen, 
sie haben vor Ort meinen Lappen kassiert.
Ab folgendem Tag war der Schatz aller Schätzchen 
mit Ritchie und seiner Suzuki liiert. 

– Rudolf Anton Fichtl –




Ungut



– sattbraune

dicht gefügte Staubwolle

die wohl über Jahre

hinter dem Heizkörper

lautlos wuchs

und heute morgen unvermutet

in kompakten Portionen auf den Teppichboden fiel


(jetzt ist nicht das Zimmer

aber der Tag

schwer bewohnbar)



– Christian Fechtner –





 Wolf im Schafspelz


– Jede Zeit erzieht sich Menschen zu Personen
oder Typen, um die neue Welt zu planen,
in der auch in Zukunft nur die Leute wohnen,
die von all dem höchstens noch die Hälfte ahnen.
Leider ändern sich ja nur die Proportionen,
denn die Gegenwart verläuft in alten Bahnen,
und aus diesem Grunde haben wir es nun
mit der Ratte im Kaninchenfell zu tun.

– Frank Kringel –




 Haukes Land 


– wenn Nacht sich über Deiche legt
wo grade noch im Lichtgewand
ein Himmel tausend Farben trug 
und schleichend mit der Zeit verschwand 

die Stille summt, mit ihr der Wind 
der nicht mehr durch die Gräser streift 
die Schafe wandern dämmerwärts 
bis Dunkelheit nach ihnen greift 

– Morphea –