Die Aantracht


 – Ach, der Kapitän war voll, Mann – und
unser alter Kutter leckgeschlagen.
Alles gegen uns und nichts lief rund,
als wir regelrecht darnieder lagen.
 
Frische Kräfte lösten dann die Fesseln,
und es stieg im Nu die Zuversicht.
Benny lässt es wieder richtig kesseln,
Eisen-Ermin macht die Luken dicht.
 
Auch der neue Steuermann hat Dampf,
und er kommt dem Ufer etwas näher.
Pfitze pusht die Jungs bei ihrem Kampf.
Jeder weiß, es wird ein harter, zäher.
 
Wellen wüten wirr in diesen Tagen,
und nicht nur die Hoffnung steht und fällt.
Doch egal, wie wir uns letztlich schlagen –
unsers bleibt das schönste Schiff der Welt.

– Didi.Costaire –




 Spechtbeschallung 


 – Frau Muserl-Mini lässt mit schöner Stimme
beim Parkspaziergang deutsche Dichtung hören,
verschickt die Texte über Korn und Kimme
der Silbenzählerautomatenröhren,
auf dass ihr Werk die weiten Höh‘n erklimme
hinauf zum Specht im Lichtschein zweier Föhren;
sie stopft ihn voll mit Stanzen und Sonetten …
(und später ihren Mann mit Rahmkot‘letten).

– Peter Welk –




Im Park


 – Raureifmorgen, erster Klang
sehnsuchtsweicher Kehlen
tönt, sich Winters Abgesang
vorlaut zu vermählen.


Ahornriesen wiegen stolz
Zauberparasiten,
und der Wind im Sandelholz
kost die ersten Blüten.

– Andrea M. Fruehauf –





Hilferuf

 
 
 – Ich melde mich verstört von meinem Platz
im Himmel für Gelegenheitspoeten,
hier dacht‘ ich das Gemurkse abzubeten
aus Schnörkeln, Blechmusik und Kaffeesatz,

das erdenwärts mir die Kollegenrunde
im öffentlichen Wortverkehr entbot
bis gestern. Und ich ihr. Nun bin ich tot,
und dem Großreinereimen schlägt die Stunde,

so meine Hoffnung. Aber, denkste, Blechpoet,
hier oben reimen sie auf Teufel komm!
(der kommt nicht, weil er selbst auf Reime steht)
die Engel hält der freie Rhythmus fromm …

Ich will hier raus! In einen andern Himmel!
Hört denn hier niemand mein Sonettgebimmel?


– tordilo –


 


Liebesspiel 



 – ein Eichhörnchen jagt
ein anderes Eichhörnchen 
wild durchs Gerippe
des Alleebaums:
zwei nackte Herzen kurz vorm Überschlag
in der toten Brust des Winters 



 – Christian Fechtner – 





Tanz 


 
– ich werfe mir deinen blick 
über die schulter
nehme ihn mit
durch meinen tag
und meine stadt
siehst du wie schön sie ist 
ich es bin
wie geistreich
wie hungrig
dein blick rutscht
ich lege ihn zurück
siehst du wie ich gehe
mir die haare
aus deinem blick streiche 
sei milde
raune ich dir zu


– Bianca Venis –


(Interpretation 
Hanna Seiffert)




Heut

 

– Hat er sich selbst verloren 

der Winter 
weggebrochen jede Härte 
das Eis im Blick 
vertaut 

Wie er behutsam
durch die Hasel geht
die grünen Kätzchen
liebevoll
in seinem Atem wiegend

ist er ein Mädchen 
ein Mädchen
ist der Winter heut


– niemand –