Hilferuf
– Ich melde mich verstört von meinem Platz
– Es hat der Mensch den Drang sich zu bewegen,
er sucht im freien Raum das ganze Sein,
der eine will sich zu der andern legen,
ein andrer steigt in Kunstmuseen ein,
die eine joggt um stille Ententümpel,
die andre träumt sich weg im Dachgerümpel,
dann kommt der Tag, sich in ein Grab zu legen,
um Würmer zur Bewegung anzuregen.
– tordilo –
– Paul Pütter ist vom Wesen her ein Reh,
ein scheues, wie es durch Romane springt
die Bächlein lang, derweil die Lerche singt;
und manchmal hüllt Paul Pütter auch der Schnee
in Jahreszeit und Stillvergnügen ein.
So pulst Paul Pütters Leben vor sich hin.
In seinem Schädel pulsen dick und dünn
die schönen Frauen zu Gesang und Wein,
wenn nach dem Winter ihn der Narrentrieb
zu Frohsinn und Enthemmung ruft, dann platzt
in Pütters Sein ein Knoten, Irrsinn kratzt
die scheue Seele auf … (wie Goethe schrieb:
Zum Rosenmontag juckt‘s in Zahn und Finger,
es schrumpft der brave Mann zum Lustmaulschlinger.)
– Frau Schmidtchen geht zum Karneval als Flittchen.
Frau Schmidtchen ist ein Ausbund an Moral
normalerweise dort im Zillertal,
wo man sie kennt als Zillertalschneewitchen,
das couragiert den Zillertaler Kerlen
den Weisel gibt, wenn diese sie umgurren,
dann hört man Schmidtchens Kicherkatzenknurren:
Sie werfe vor die Säue keine Perlen,
es sei denn …! (Und es ist im Karneval,
dass im Schneewittchen seltne Säfte gären,
die rosenmontags ihm das Herz beschweren,
dann pfeift Schneewittchen hörbar auf Moral.)
Dann haut‘s Frau Schmidtchens Haltung in den Keller,
ihr schwillt ein Giergesicht plus Lustpropeller.
– tordilo –