Juli 12, 2025



Aufschwung




 – Fliederstein beschließt an einem kalten

Samstagabend, sich in seinen alten     

Brockhaus, zwanzigbändig, einzublättern,

Aus Alltäglichkeiten fortzuklettern,

 

Zu vergessen, dass er an Migräne leidet,

Dass der Nachbar ihm den Goldfisch neidet,

Um sich am Geschriebnen hochzuhangeln,

Dorthin, wo die Genien tingeltangeln.

 

Und er blättert heftig sich hinein in Einsteins

Blau umwölktes Traumgespinst des Einsseins

Mit den Dingen, welche hinter allen Dingen

Sich zum Kosmischen zusammenzwingen.

 

Auch von Cäsar, der am Limes schlendert,

Welten durchzählt und die Augen rändert,

Lässt der Blätternde sich gern umgaukeln

Und in fernere Gefilde schaukeln.

 

Als aus Samstagabend – Nacht geworden,     

Trifft sich Fliederstein mit Hunnenhorden,

Baut gedanklich eine Zeitentreppe,

Rückwärts führend via Hunnensteppe,

 

Und dort lässt er sich, umringt von allen

Hunnen, auf den Steppenboden fallen,

Ganz und gar erschöpft vom Weltenwenden

Und beschließt, als Hunnengott zu enden.



 – Peter Welk –



Juli 11, 2025

 


Weltempfang



 – Eine kleine Kugelwelt:

Aus der Hoffnungsakribie

fluchtentschwunden, neu bestellt,

haltbar wie die Fantasie.


Engelslächeln, Zeitasyl,

nieder mit der Permanenz!

Leichthinsleichtsinn, Ziellosspiel,

Larifarikonsequenz.


Jedes Herzgesuch beweist

sich durchs Wiederlegbarsein

und in seinem Fortgangsgeist

feiert sich der schöne Schein.


Eine kleine Kugelwelt,

eng begrenzter Endlosball,

in das Nichts gekrümmtes Zelt:

Schöpfungskind - ein freier Fall.



 – sufnus –



Juli 10, 2025

 


Katzengrau





 – Wenn die Nacht nicht mehr reicht:

Bäume umschleicht die graue Katze.

Klettert. Bis kurz vor dem dünnen Ast

Weiß auch der Vogel zu landen.


Wenn das Licht nicht mehr reicht:

Bäumen entweicht die graue Katze.

Jagt. Bis kurz vor dem dämmernden Schein

Weiß auch die Maus noch zu warten.


Wenn der Mensch nicht mehr reicht:

Bäume entreißt. Der grauen Katze

Fell. Bis kurz vor dem faulenden Gras

Weiß auch das Herz nicht vom Garten.



 – ubertas –



Juli 09, 2025

 


Stille Wasser



 – Im schönen Wonnemonat Mai

verspürte einst ein Hammerhai,

dass Amors Pfeil auch dorthin dringt,

wo Neptun wild den Dreizack schwingt.


Ein Kribbeln zog ihm durch die Flossen,

doch nicht für einen Artgenossen:

Sein Blick hing schon seit manchen Wochen

verzückt an einem Nagelrochen.


Gespickt mit spitzen Dornfortsätzen,

war dieser schwierig einzuschätzen.

Zudem: Besagter Hai war neu

in jener Gegend und recht scheu.


Der Rochen, gleicher Herzensneigung,

war selbst ein Meister der Verschweigung.

So lebten beide still betrübt,

im Bandeknüpfen ungeübt.


Gezeiten wogten auf und nieder,

der Wind, die Möwen sangen Lieder,

und zwischen Hai und Nagelrochen

war immer noch kein Wort gesprochen.


Der Hammer traf den Nagel nicht,

so dass - der Schluss vom Lied ist schlicht -

das Paar, einander vorbestimmt,

nun doch getrennte Wege schwimmt ...



 – Cornelius –



Juli 08, 2025



 wenn du mich rufst



 – wenn du mich rufst
halte ich ein und den Puls
im Takt deiner Wogen
mein Kompass zeigt wieder
traumwärts geradezu ins Herz
der Weite die mir freie Sicht
und Horizont verspricht
das unverfälschte Spiel der Elemente und
auch Trost in deinen Liedern voller Gischt
all das was ich an Land nicht finde

wenn du mich rufst, kehre ich heim
zu mir
als Teil von dir und
jedem Wesen das durch deine Tiefen zieht
auf dieser Reise ist mein Kurs
schon längst bestimmt
ich lass mich treiben



 – Dirk Tilsner –



Juli 07, 2025



Kätselmus



 – Sonnenvorhofgeflimmer

ein Einknickmoment

Kopfüberparcours


Deine Fingerbeere zeichnet

in blickdichten Credogärten Méline

ein züngelndes Herzchen


dass jener der mitliest

verstandesumstandserleichtert

uuh hmmmm


Kätselmus


ist doch unmöglich … nicht wahr …

soo ein weicher Vokal …



 – sufnus –



Juli 06, 2025

 


Im Wind



 – Du kannst nicht vor dir selber fliehen

und nimmst dich mit auf fernen Wegen,

wie Wolken übers Wasser ziehen,

mal weiß und manchmal voller Regen.


Die Luft ist voll von ihrem Knistern,

sie türmt sich bis zum Wolkenbauschen,

du hörst die Wellen leise wispern,

bist frei und möchtest niemals tauschen.


Und auf den Meeren fliegen Schiffe,

sie ziehen mit dir in die Weite,

umfahren Lande, steile Riffe.


Du suchst nach deiner andren Seite,

erlebst die Schönheit, hörst das Klagen -

auf das dich viele Morgen tragen!



 – Heike –